Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und einer Norwegischen Heldin etc. Algerthe an Reiniern. ALgerthe/ so zuvor die Crone hat getragen/ So deine kühne Hand ihr selbst hat aufgesetzt/ Die will ein neuer Stern von deiner Seite jagen/ Und wird der alten Gunst forthin nicht werth geschätzt. Die dein erhitzter Mund begierig war zuküssen/ Als sie der Feinde Blut auf Brust und Armen trug/ Die wird ein Gauckelspiel der Feinde werden müssen/ Ach daß mich nicht das Schwerdt mit seiner Schärf- fe schlug! Denn wär ich dazumahl in heisser Schlacht geblieben/ So hett' ein schöner Todt beschlossen meine Zeit/ Man hette mir vielleicht auf meinen Sarg geschrieben/ Hier liegt die Jungfrauschafft und auch die Tapffer- Verachtung ist itzund mein bestes Leibgedinge/ (keit. Die Trähnen träncken mich/ die Seuffzer seyn mein Brodt/ Vor war ich allzugroß/ ietzt werd' ich zu geringe/ Und hab auff dieser Welt sonst keinen Freund als Gott. Jch muß ein Spiegel seyn/ in dem die Jugend schauet/ Wie des Gelückes Mund nicht Wort und Farbe hält/ Wie alles was die Hand der Liebe hat gebauet/ Gar leichtlich Ritze kriegt und endlich gar zerfällt. Wie offt der schönste Baum vergiffte Früchte träget/ Wie offt ein Donnerschlag aus lichten Wolcken dringt/ Wie offt auff stiller See sich Wind und Sturm erre- get/ Ja daß der beste Wein den schärfsten Essig bringt. Doch B
und einer Norwegiſchen Heldin ꝛc. Algerthe an Reiniern. ALgerthe/ ſo zuvor die Crone hat getragen/ So deine kuͤhne Hand ihr ſelbſt hat aufgeſetzt/ Die will ein neuer Stern von deiner Seite jagen/ Und wird der alten Gunſt forthin nicht werth geſchaͤtzt. Die dein erhitzter Mund begierig war zukuͤſſen/ Als ſie der Feinde Blut auf Bruſt und Armen trug/ Die wird ein Gauckelſpiel der Feinde werden muͤſſen/ Ach daß mich nicht das Schwerdt mit ſeiner Schaͤrf- fe ſchlug! Denn waͤr ich dazumahl in heiſſer Schlacht geblieben/ So hett’ ein ſchoͤner Todt beſchloſſen meine Zeit/ Man hette mir vielleicht auf meinen Sarg geſchriebẽ/ Hier liegt die Jungfrauſchafft und auch die Tapffer- Verachtung iſt itzund mein beſtes Leibgedinge/ (keit. Die Traͤhnen traͤncken mich/ die Seuffzer ſeyn mein Brodt/ Vor war ich allzugroß/ ietzt werd’ ich zu geringe/ Und hab auff dieſer Welt ſonſt keinen Freund als Gott. Jch muß ein Spiegel ſeyn/ in dem die Jugend ſchauet/ Wie des Geluͤckes Mund nicht Wort und Farbe haͤlt/ Wie alles was die Hand der Liebe hat gebauet/ Gar leichtlich Ritze kriegt und endlich gar zerfaͤllt. Wie offt der ſchoͤnſte Baum vergiffte Fruͤchte traͤget/ Wie offt ein Donnerſchlag aus lichten Wolcken dringt/ Wie offt auff ſtiller See ſich Wind und Sturm erre- get/ Ja daß der beſte Wein den ſchaͤrfſten Eſſig bringt. Doch B
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Algerthe an Reiniern.
ALgerthe/ ſo zuvor die Crone hat getragen/
So deine kuͤhne Hand ihr ſelbſt hat aufgeſetzt/
Die will ein neuer Stern von deiner Seite
jagen/
Und wird der alten Gunſt forthin nicht werth geſchaͤtzt.
Die dein erhitzter Mund begierig war zukuͤſſen/
Als ſie der Feinde Blut auf Bruſt und Armen trug/
Die wird ein Gauckelſpiel der Feinde werden muͤſſen/
Ach daß mich nicht das Schwerdt mit ſeiner Schaͤrf-
fe ſchlug!
Denn waͤr ich dazumahl in heiſſer Schlacht geblieben/
So hett’ ein ſchoͤner Todt beſchloſſen meine Zeit/
Man hette mir vielleicht auf meinen Sarg geſchriebẽ/
Hier liegt die Jungfrauſchafft und auch die Tapffer-
Verachtung iſt itzund mein beſtes Leibgedinge/ (keit.
Die Traͤhnen traͤncken mich/ die Seuffzer ſeyn mein
Brodt/
Vor war ich allzugroß/ ietzt werd’ ich zu geringe/
Und hab auff dieſer Welt ſonſt keinen Freund als Gott.
Jch muß ein Spiegel ſeyn/ in dem die Jugend ſchauet/
Wie des Geluͤckes Mund nicht Wort und Farbe haͤlt/
Wie alles was die Hand der Liebe hat gebauet/
Gar leichtlich Ritze kriegt und endlich gar zerfaͤllt.
Wie offt der ſchoͤnſte Baum vergiffte Fruͤchte traͤget/
Wie offt ein Donnerſchlag aus lichten Wolcken
dringt/
Wie offt auff ſtiller See ſich Wind und Sturm erre-
get/
Ja daß der beſte Wein den ſchaͤrfſten Eſſig bringt.
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