Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Socrates.
Und derer Angedencken macht/
Daß diese Seelen sich betrüben/
Diß sind die Laster den das Licht
Der Göttlichen Verzicht gebricht/
Biß sie die Rache wol gespühret/
Sie sind in Tartarus gesenckt/
Da sie dergleichen Marter kränckt/
Als kein Gefängniß in sich führet.

Es muß des Monden klar Gesichte/
Zwölff neue Häuser schauen an/
Eh sich ihr Leiden enden kan/
Und recht verstreichet ihr Gerichte.
Wann sich nun schauen läst der Tag/
Da sich in etwas endern mag
Jhr unerhörtes grosses Leiden/
So läst auch das Verhängniß zu/
Daß sie was kommen zu der Ruh/
Und aus den Banden mögen scheiden.
Eh diese Schaar fühlt recht Erbarmen/
Und sie verläst das alte Band/
So werden sie alsbald gesand/
Jn eines Flusses Wunder-armen.
Dieselben/ wo man Blut verspührt/
Sind zum Cocytes hingeführt;
Ein ander Fluß bedeckt mit Feuer/
Umschleust die ungezähmte Schaar/
Die ihren Eltern sträflich war/
Und sich erzeigt als Ungeheuer.
Da fleust/ wie es der Fluth beliebet/
Die leichte Schaar in einem Nu
Auf diesen grossen Hauffen zu/
Die sie im Leben so betrübet;
Wann sich dann diese Schaar erzeigt/
Wo der Morast zum Ufer steigt/
Und
K 2

Socrates.
Und derer Angedencken macht/
Daß dieſe Seelen ſich betruͤben/
Diß ſind die Laſter den das Licht
Der Goͤttlichen Verzicht gebricht/
Biß ſie die Rache wol geſpuͤhret/
Sie ſind in Tartarus geſenckt/
Da ſie dergleichen Marter kraͤnckt/
Als kein Gefaͤngniß in ſich fuͤhret.

Es muß des Monden klar Geſichte/
Zwoͤlff neue Haͤuſer ſchauen an/
Eh ſich ihr Leiden enden kan/
Und recht verſtreichet ihr Gerichte.
Wann ſich nun ſchauen laͤſt der Tag/
Da ſich in etwas endern mag
Jhr unerhoͤrtes groſſes Leiden/
So laͤſt auch das Verhaͤngniß zu/
Daß ſie was kommen zu der Ruh/
Und aus den Banden moͤgen ſcheiden.
Eh dieſe Schaar fuͤhlt recht Erbarmen/
Und ſie verlaͤſt das alte Band/
So werden ſie alsbald geſand/
Jn eines Fluſſes Wunder-armen.
Dieſelben/ wo man Blut verſpuͤhrt/
Sind zum Cocytes hingefuͤhrt;
Ein ander Fluß bedeckt mit Feuer/
Umſchleuſt die ungezaͤhmte Schaar/
Die ihren Eltern ſtraͤflich war/
Und ſich erzeigt als Ungeheuer.
Da fleuſt/ wie es der Fluth beliebet/
Die leichte Schaar in einem Nu
Auf dieſen groſſen Hauffen zu/
Die ſie im Leben ſo betruͤbet;
Wann ſich dann dieſe Schaar erzeigt/
Wo der Moraſt zum Ufer ſteigt/
Und
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SOC">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0399" n="141"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Socrates.</hi> </fw><lb/>
              <l>Und derer Angedencken macht/</l><lb/>
              <l>Daß die&#x017F;e Seelen &#x017F;ich betru&#x0364;ben/</l><lb/>
              <l>Diß &#x017F;ind die La&#x017F;ter den das Licht</l><lb/>
              <l>Der Go&#x0364;ttlichen Verzicht gebricht/</l><lb/>
              <l>Biß &#x017F;ie die Rache wol ge&#x017F;pu&#x0364;hret/</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;ind in Tartarus ge&#x017F;enckt/</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie dergleichen Marter kra&#x0364;nckt/</l><lb/>
              <l>Als kein Gefa&#x0364;ngniß in &#x017F;ich fu&#x0364;hret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Es muß des Monden klar Ge&#x017F;ichte/</l><lb/>
              <l>Zwo&#x0364;lff neue Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;chauen an/</l><lb/>
              <l>Eh &#x017F;ich ihr Leiden enden kan/</l><lb/>
              <l>Und recht ver&#x017F;treichet ihr Gerichte.</l><lb/>
              <l>Wann &#x017F;ich nun &#x017F;chauen la&#x0364;&#x017F;t der Tag/</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ich in etwas endern mag</l><lb/>
              <l>Jhr unerho&#x0364;rtes gro&#x017F;&#x017F;es Leiden/</l><lb/>
              <l>So la&#x0364;&#x017F;t auch das Verha&#x0364;ngniß zu/</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie was kommen zu der Ruh/</l><lb/>
              <l>Und aus den Banden mo&#x0364;gen &#x017F;cheiden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Eh die&#x017F;e Schaar fu&#x0364;hlt recht Erbarmen/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ie verla&#x0364;&#x017F;t das alte Band/</l><lb/>
              <l>So werden &#x017F;ie alsbald ge&#x017F;and/</l><lb/>
              <l>Jn eines Flu&#x017F;&#x017F;es Wunder-armen.</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;elben/ wo man Blut ver&#x017F;pu&#x0364;hrt/</l><lb/>
              <l>Sind zum Cocytes hingefu&#x0364;hrt;</l><lb/>
              <l>Ein ander Fluß bedeckt mit Feuer/</l><lb/>
              <l>Um&#x017F;chleu&#x017F;t die ungeza&#x0364;hmte Schaar/</l><lb/>
              <l>Die ihren Eltern &#x017F;tra&#x0364;flich war/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ich erzeigt als Ungeheuer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Da fleu&#x017F;t/ wie es der Fluth beliebet/</l><lb/>
              <l>Die leichte Schaar in einem Nu</l><lb/>
              <l>Auf die&#x017F;en gro&#x017F;&#x017F;en Hauffen zu/</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ie im Leben &#x017F;o betru&#x0364;bet;</l><lb/>
              <l>Wann &#x017F;ich dann die&#x017F;e Schaar erzeigt/</l><lb/>
              <l>Wo der Mora&#x017F;t zum Ufer &#x017F;teigt/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0399] Socrates. Und derer Angedencken macht/ Daß dieſe Seelen ſich betruͤben/ Diß ſind die Laſter den das Licht Der Goͤttlichen Verzicht gebricht/ Biß ſie die Rache wol geſpuͤhret/ Sie ſind in Tartarus geſenckt/ Da ſie dergleichen Marter kraͤnckt/ Als kein Gefaͤngniß in ſich fuͤhret. Es muß des Monden klar Geſichte/ Zwoͤlff neue Haͤuſer ſchauen an/ Eh ſich ihr Leiden enden kan/ Und recht verſtreichet ihr Gerichte. Wann ſich nun ſchauen laͤſt der Tag/ Da ſich in etwas endern mag Jhr unerhoͤrtes groſſes Leiden/ So laͤſt auch das Verhaͤngniß zu/ Daß ſie was kommen zu der Ruh/ Und aus den Banden moͤgen ſcheiden. Eh dieſe Schaar fuͤhlt recht Erbarmen/ Und ſie verlaͤſt das alte Band/ So werden ſie alsbald geſand/ Jn eines Fluſſes Wunder-armen. Dieſelben/ wo man Blut verſpuͤhrt/ Sind zum Cocytes hingefuͤhrt; Ein ander Fluß bedeckt mit Feuer/ Umſchleuſt die ungezaͤhmte Schaar/ Die ihren Eltern ſtraͤflich war/ Und ſich erzeigt als Ungeheuer. Da fleuſt/ wie es der Fluth beliebet/ Die leichte Schaar in einem Nu Auf dieſen groſſen Hauffen zu/ Die ſie im Leben ſo betruͤbet; Wann ſich dann dieſe Schaar erzeigt/ Wo der Moraſt zum Ufer ſteigt/ Und K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/399
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/399>, abgerufen am 23.11.2024.