Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Fünften Abhandlung Laß itz mit süssem SausenDir mit den Verliebten zu schertzen belieben. Du must deine Zweig itzt in Zungen verkehren/ Und zur Gesellschafft der lächelnden Lufft/ Die sie als lispelnde Schwestern berufft/ Zwey treuen Verliebten ein Brautlied gewähren. Cor. Er wird den Silvio und die Dorinda meinen. Und wer kan ewig weinen? Der bittre Thränen-Qvell wird mit der Zeit gestillt/ Doch bleibt der Freuden-Fluß stets reichlich angefüllt/ Von der todten Amarillis kan ich hier kein Wort verstehn. Man ist zu dieser Zeit Mit den Freudigen erfreut/ Und billig/ denn der Menschen Leben Jst nur zu viel mit Angst und Noth ümgeben/ Wo gedenckstu so erfreut mein Ergasto hinzugehn? Zur Hochzeit wie mich deucht. Erg. Gewiß du irrest nicht: Hat von der Verliebten Zustand Dich dann keiner nicht bericht? Wem ist dergleichen Werck/ als dieses/ wohl bekandt? Cor. Von Linco hab ich dis mit höchster Lust vernommen/ Und durch dis hat auch mein Schmertzen/ So der Todt der Amarillis mir erreget in dem Hertzen/ Jn etwas Linderung bekommen. Erg. Jst Amarillis todt: Wie? du verstehst nicht mich/ Oder ich nicht dich/ Was bildestu dir wol hier vor Verliebte ein? Cor. Es wird der Silvio und die Dorinda seyn. Erg. Silvio und auch Dorinda kan mir schlechte Lust erregen/ Du kennest meine Freude nicht. Wisse/ daß mir dieser Trieb aus viel edler Wurtzel bricht; Es geschiehet des Mirtillo und der Amarillis wegen. Dann dieses sind warlich die würdigsten Zwey/ Die iemals hat bestrickt die Last der Buhlerey. Cor. Jst Amarillis dann nicht todt? Erg. Wie todt? sie lebt vergnügt/ als Braut/ gesund und roth. Cor. Du schertzest nur. Erg. Ach nein! du wirsts bald anders wissen. Cor. Und so weiß ich/ daß das Urtheil ihr das Leben abgesprochen. Erg.
Der Fuͤnften Abhandlung Laß itz mit ſuͤſſem SauſenDir mit den Verliebten zu ſchertzen belieben. Du muſt deine Zweig itzt in Zungen verkehren/ Und zur Geſellſchafft der laͤchelnden Lufft/ Die ſie als liſpelnde Schweſtern berufft/ Zwey treuen Verliebten ein Brautlied gewaͤhren. Cor. Er wird den Silvio und die Dorinda meinen. Und wer kan ewig weinen? Der bittre Thraͤnen-Qvell wird mit der Zeit geſtillt/ Doch bleibt der Freuden-Fluß ſtets reichlich angefuͤllt/ Von der todten Amarillis kan ich hier kein Wort verſtehn. Man iſt zu dieſer Zeit Mit den Freudigen erfreut/ Und billig/ denn der Menſchen Leben Jſt nur zu viel mit Angſt und Noth uͤmgeben/ Wo gedenckſtu ſo erfreut mein Ergaſto hinzugehn? Zur Hochzeit wie mich deucht. Erg. Gewiß du irreſt nicht: Hat von der Verliebten Zuſtand Dich dann keiner nicht bericht? Wem iſt dergleichen Werck/ als dieſes/ wohl bekandt? Cor. Von Linco hab ich dis mit hoͤchſter Luſt vernommen/ Und durch dis hat auch mein Schmertzen/ So der Todt der Amarillis mir erreget in dem Hertzen/ Jn etwas Linderung bekommen. Erg. Jſt Amarillis todt: Wie? du verſtehſt nicht mich/ Oder ich nicht dich/ Was bildeſtu dir wol hier vor Verliebte ein? Cor. Es wird der Silvio und die Dorinda ſeyn. Erg. Silvio und auch Dorinda kan mir ſchlechte Luſt erregen/ Du kenneſt meine Freude nicht. Wiſſe/ daß mir dieſer Trieb aus viel edler Wurtzel bricht; Es geſchiehet des Mirtillo und der Amarillis wegen. Dann dieſes ſind warlich die wuͤrdigſten Zwey/ Die iemals hat beſtrickt die Laſt der Buhlerey. Cor. Jſt Amarillis dann nicht todt? Erg. Wie todt? ſie lebt vergnuͤgt/ als Braut/ geſund und roth. Cor. Du ſchertzeſt nur. Erg. Ach nein! du wirſts bald anders wiſſen. Cor. Und ſo weiß ich/ daß das Urtheil ihr das Leben abgeſprochen. Erg.
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Dir mit den Verliebten zu ſchertzen belieben.
Du muſt deine Zweig itzt in Zungen verkehren/
Und zur Geſellſchafft der laͤchelnden Lufft/
Die ſie als liſpelnde Schweſtern berufft/
Zwey treuen Verliebten ein Brautlied gewaͤhren.
Cor. Er wird den Silvio und die Dorinda meinen.
Und wer kan ewig weinen?
Der bittre Thraͤnen-Qvell wird mit der Zeit geſtillt/
Doch bleibt der Freuden-Fluß ſtets reichlich angefuͤllt/
Von der todten Amarillis kan ich hier kein Wort verſtehn.
Man iſt zu dieſer Zeit
Mit den Freudigen erfreut/
Und billig/ denn der Menſchen Leben
Jſt nur zu viel mit Angſt und Noth uͤmgeben/
Wo gedenckſtu ſo erfreut mein Ergaſto hinzugehn?
Zur Hochzeit wie mich deucht. Erg. Gewiß du irreſt nicht:
Hat von der Verliebten Zuſtand
Dich dann keiner nicht bericht?
Wem iſt dergleichen Werck/ als dieſes/ wohl bekandt?
Cor. Von Linco hab ich dis mit hoͤchſter Luſt vernommen/
Und durch dis hat auch mein Schmertzen/
So der Todt der Amarillis mir erreget in dem Hertzen/
Jn etwas Linderung bekommen.
Erg. Jſt Amarillis todt: Wie? du verſtehſt nicht mich/
Oder ich nicht dich/
Was bildeſtu dir wol hier vor Verliebte ein?
Cor. Es wird der Silvio und die Dorinda ſeyn.
Erg. Silvio und auch Dorinda kan mir ſchlechte Luſt erregen/
Du kenneſt meine Freude nicht.
Wiſſe/ daß mir dieſer Trieb aus viel edler Wurtzel bricht;
Es geſchiehet des Mirtillo und der Amarillis wegen.
Dann dieſes ſind warlich die wuͤrdigſten Zwey/
Die iemals hat beſtrickt die Laſt der Buhlerey.
Cor. Jſt Amarillis dann nicht todt?
Erg. Wie todt? ſie lebt vergnuͤgt/ als Braut/ geſund und roth.
Cor. Du ſchertzeſt nur.
Erg. Ach nein! du wirſts bald anders wiſſen.
Cor. Und ſo weiß ich/ daß das Urtheil ihr das Leben abgeſprochen.
Erg.
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