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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Vierten Abhandlung
Am. Die Schwester des Ormins, den Leitstern zu dem Schmertze.
Nic. Wen seine Buhlschafft lockt/ der lachet der Gefahr.
Am. Was wust ich/ ob dahin Mirtillo kommen war?
Nic. Was hattestu aldar zu thun dir fürgenommen.
Am. Genug/ daß ich dahin nicht seinet wegen kommen.
Nic. Ach weistu nichts/ als dis/ so ists üm dich gethan.
Am. Man frag ihn/ ob er mich mit Recht was zeihen kan?
Nic. Er/ den man gleiche Schuld/ und gleichen Fleck schaut tragen?
Amar. Die/ so mich hat verführt/ mag mein Verbrechen sagen.
Nic. Der trauen/ die dich selbst durch Untreu hat verletzt.
Amar. So sey die Unschuld denn auf einen Eid gesetzt.
Diana soll mich sehn mit gleichen Lippen schweren.
Nican. Sie kennt den falschen Eid/ sie wird ihn nicht begehren.
Ach! Nymf/ ich heuchle nicht!
Laß die Gedancken schwinden/
Und dich doch nicht durch Dunst und Träume binden/
Und höre/ was dein Freund itzt ohne Falschheit spricht.
Zum saubern ist fürwar kein trübes Wasser gut.
Es wird kein gutes Wort erzeugt durch falschen Muth/
Wann uns das Werck verklagt/
Da hat Entschuldigung zu keiner Zeit behagt.
Du hättest ja das Kleinod deiner Zucht
Den Angen gleiche sollen schätzen/
Du wirst dich nur durch Selbst-Betrug verletzen/
Und findest nicht/ was du gesucht.
Amar. So soll ich nun vergehen?
Nicandro, ach! was stöst mich an!
Jst keiner hier der mich begehrt zu schützen?
Ach! ich fühl ohn allen Trost mir den Tod das Hertze ritzen!
Nichts als Wehmuth ohne Krafft/ die mir doch nicht helffen kan/
Wil/ als traurige Gespielin/ itzt an meiner Seite stehen.
Nican. Ach Nymfe stelle dich zur Ruh!
Und hastu deinen Witz befleckt mit falscher Schuld/
So mache/ daß dein Todt
Nicht ohne Strahlen sey der muhtigen Gedult.
Und ist dein Stamm gepflantzt durch einen Gott/
So lenck auch deinen Geist itzund den Himmel zu.
"Die Wurtzel treibt den Baum/ den Fluß gebiert das Meer;
"Was
Der Vierten Abhandlung
Am. Die Schweſter des Ormins, den Leitſtern zu dem Schmertze.
Nic. Wen ſeine Buhlſchafft lockt/ der lachet der Gefahr.
Am. Was wuſt ich/ ob dahin Mirtillo kommen war?
Nic. Was hatteſtu aldar zu thun dir fuͤrgenommen.
Am. Genug/ daß ich dahin nicht ſeinet wegen kommen.
Nic. Ach weiſtu nichts/ als dis/ ſo iſts uͤm dich gethan.
Am. Man frag ihn/ ob er mich mit Recht was zeihen kan?
Nic. Er/ den man gleiche Schuld/ und gleichen Fleck ſchaut tragen?
Amar. Die/ ſo mich hat verfuͤhrt/ mag mein Verbrechen ſagen.
Nic. Der trauen/ die dich ſelbſt durch Untreu hat verletzt.
Amar. So ſey die Unſchuld denn auf einen Eid geſetzt.
Diana ſoll mich ſehn mit gleichen Lippen ſchweren.
Nican. Sie kennt den falſchen Eid/ ſie wird ihn nicht begehren.
Ach! Nymf/ ich heuchle nicht!
Laß die Gedancken ſchwinden/
Und dich doch nicht durch Dunſt und Traͤume binden/
Und hoͤre/ was dein Freund itzt ohne Falſchheit ſpricht.
Zum ſaubern iſt fuͤrwar kein truͤbes Waſſer gut.
Es wird kein gutes Wort erzeugt durch falſchen Muth/
Wann uns das Werck verklagt/
Da hat Entſchuldigung zu keiner Zeit behagt.
Du haͤtteſt ja das Kleinod deiner Zucht
Den Angen gleiche ſollen ſchaͤtzen/
Du wirſt dich nur durch Selbſt-Betrug verletzen/
Und findeſt nicht/ was du geſucht.
Amar. So ſoll ich nun vergehen?
Nicandro, ach! was ſtoͤſt mich an!
Jſt keiner hier der mich begehrt zu ſchuͤtzen?
Ach! ich fuͤhl ohn allen Troſt mir den Tod das Hertze ritzen!
Nichts als Wehmuth ohne Krafft/ die mir doch nicht helffen kan/
Wil/ als traurige Geſpielin/ itzt an meiner Seite ſtehen.
Nican. Ach Nymfe ſtelle dich zur Ruh!
Und haſtu deinen Witz befleckt mit falſcher Schuld/
So mache/ daß dein Todt
Nicht ohne Strahlen ſey der muhtigen Gedult.
Und iſt dein Stamm gepflantzt durch einen Gott/
So lenck auch deinen Geiſt itzund den Himmel zu.
„Die Wurtzel treibt den Baum/ den Fluß gebiert das Meer;
„Was
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[132/0178] Der Vierten Abhandlung Am. Die Schweſter des Ormins, den Leitſtern zu dem Schmertze. Nic. Wen ſeine Buhlſchafft lockt/ der lachet der Gefahr. Am. Was wuſt ich/ ob dahin Mirtillo kommen war? Nic. Was hatteſtu aldar zu thun dir fuͤrgenommen. Am. Genug/ daß ich dahin nicht ſeinet wegen kommen. Nic. Ach weiſtu nichts/ als dis/ ſo iſts uͤm dich gethan. Am. Man frag ihn/ ob er mich mit Recht was zeihen kan? Nic. Er/ den man gleiche Schuld/ und gleichen Fleck ſchaut tragen? Amar. Die/ ſo mich hat verfuͤhrt/ mag mein Verbrechen ſagen. Nic. Der trauen/ die dich ſelbſt durch Untreu hat verletzt. Amar. So ſey die Unſchuld denn auf einen Eid geſetzt. Diana ſoll mich ſehn mit gleichen Lippen ſchweren. Nican. Sie kennt den falſchen Eid/ ſie wird ihn nicht begehren. Ach! Nymf/ ich heuchle nicht! Laß die Gedancken ſchwinden/ Und dich doch nicht durch Dunſt und Traͤume binden/ Und hoͤre/ was dein Freund itzt ohne Falſchheit ſpricht. Zum ſaubern iſt fuͤrwar kein truͤbes Waſſer gut. Es wird kein gutes Wort erzeugt durch falſchen Muth/ Wann uns das Werck verklagt/ Da hat Entſchuldigung zu keiner Zeit behagt. Du haͤtteſt ja das Kleinod deiner Zucht Den Angen gleiche ſollen ſchaͤtzen/ Du wirſt dich nur durch Selbſt-Betrug verletzen/ Und findeſt nicht/ was du geſucht. Amar. So ſoll ich nun vergehen? Nicandro, ach! was ſtoͤſt mich an! Jſt keiner hier der mich begehrt zu ſchuͤtzen? Ach! ich fuͤhl ohn allen Troſt mir den Tod das Hertze ritzen! Nichts als Wehmuth ohne Krafft/ die mir doch nicht helffen kan/ Wil/ als traurige Geſpielin/ itzt an meiner Seite ſtehen. Nican. Ach Nymfe ſtelle dich zur Ruh! Und haſtu deinen Witz befleckt mit falſcher Schuld/ So mache/ daß dein Todt Nicht ohne Strahlen ſey der muhtigen Gedult. Und iſt dein Stamm gepflantzt durch einen Gott/ So lenck auch deinen Geiſt itzund den Himmel zu. „Die Wurtzel treibt den Baum/ den Fluß gebiert das Meer; „Was

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/178>, abgerufen am 24.11.2024.