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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Anderer Auftritt.
Bald wünscht ich selbst zu streiten/
Seiner Brust durch meine Brust einen Schutz-Schild zu bereiten.
Nicht selten ließ ich diese Sylben streichen:
Ach! wildes Schwein/
Stelle doch dein Wütten ein/
Und gedencke nicht den Leib meines Liebsten zu erreichen.
So klagt ich voller Angst bey mir/
Als er den Hund
Der mit scharff-gestählten Spitzen/ wie es Brauch/ gewaffnet stund/
Lief auf das wilde Schwein herfür/
So durch viel verwundte Hirten/ und durch todter Hunde Schaar
Alle Stunden stöltzer worden/ und fast nicht zu fällen war.
Jch kan dir nicht den Muth des Hundes recht beschreiben/
Und Silvio thut recht/ daß er ihn liebt.
Ja eben/ wie ein Leu/ der aus entbranten Zorn/
Des wilden Ochsens Horn/
Sich bald läst treiben/
Bald ihm auch wiederum genug zu schaffen giebt:
Wie der/ nachdem er nun mit seiner scharffen Klauen
Den Feind hat angetast/
Jhn dergestalt verfasst/
Daß man ihm nun kan überwunden schauen.
So sahe man auch den Melampo streiten/
Nachdem er lange Zeit den ungeheuren Zahn/
Vor welchem nichts bestehen kan/
Vermieden hat auf allen Seiten/
So fasst er nun das Schwein recht bey den Ohren an:
Und als er es genug geschüttelt/
Und hin und wieder wohl gerüttelt/
So hielt er es mit solcher Macht/
Daß es ohn alle Regung stund/
Und/ weil es auch in etwas wund/
Leicht konte werden ümgebracht.
Dann lenckte Silvio sein Hertz in diesem Streit
Auf die Diana zu/ und sprach: Laß deine Hand
Und meinen besten Pfeil seyn auf das Wild gewandt.
Des erlegten Schweines Kopff schenck ich dir aus Schuldigkeit.
Nach
H 4
Anderer Auftritt.
Bald wuͤnſcht ich ſelbſt zu ſtreiten/
Seiner Bruſt durch meine Bruſt einen Schutz-Schild zu bereiten.
Nicht ſelten ließ ich dieſe Sylben ſtreichen:
Ach! wildes Schwein/
Stelle doch dein Wuͤtten ein/
Und gedencke nicht den Leib meines Liebſten zu erreichen.
So klagt ich voller Angſt bey mir/
Als er den Hund
Der mit ſcharff-geſtaͤhlten Spitzen/ wie es Brauch/ gewaffnet ſtund/
Lief auf das wilde Schwein herfuͤr/
So durch viel verwundte Hirten/ und durch todter Hunde Schaar
Alle Stunden ſtoͤltzer worden/ und faſt nicht zu faͤllen war.
Jch kan dir nicht den Muth des Hundes recht beſchreiben/
Und Silvio thut recht/ daß er ihn liebt.
Ja eben/ wie ein Leu/ der aus entbranten Zorn/
Des wilden Ochſens Horn/
Sich bald laͤſt treiben/
Bald ihm auch wiederum genug zu ſchaffen giebt:
Wie der/ nachdem er nun mit ſeiner ſcharffen Klauen
Den Feind hat angetaſt/
Jhn dergeſtalt verfaſſt/
Daß man ihm nun kan uͤberwunden ſchauen.
So ſahe man auch den Melampo ſtreiten/
Nachdem er lange Zeit den ungeheuren Zahn/
Vor welchem nichts beſtehen kan/
Vermieden hat auf allen Seiten/
So faſſt er nun das Schwein recht bey den Ohren an:
Und als er es genug geſchuͤttelt/
Und hin und wieder wohl geruͤttelt/
So hielt er es mit ſolcher Macht/
Daß es ohn alle Regung ſtund/
Und/ weil es auch in etwas wund/
Leicht konte werden uͤmgebracht.
Dann lenckte Silvio ſein Hertz in dieſem Streit
Auf die Diana zu/ und ſprach: Laß deine Hand
Und meinen beſten Pfeil ſeyn auf das Wild gewandt.
Des erlegten Schweines Kopff ſchenck ich dir aus Schuldigkeit.
Nach
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[119/0165] Anderer Auftritt. Bald wuͤnſcht ich ſelbſt zu ſtreiten/ Seiner Bruſt durch meine Bruſt einen Schutz-Schild zu bereiten. Nicht ſelten ließ ich dieſe Sylben ſtreichen: Ach! wildes Schwein/ Stelle doch dein Wuͤtten ein/ Und gedencke nicht den Leib meines Liebſten zu erreichen. So klagt ich voller Angſt bey mir/ Als er den Hund Der mit ſcharff-geſtaͤhlten Spitzen/ wie es Brauch/ gewaffnet ſtund/ Lief auf das wilde Schwein herfuͤr/ So durch viel verwundte Hirten/ und durch todter Hunde Schaar Alle Stunden ſtoͤltzer worden/ und faſt nicht zu faͤllen war. Jch kan dir nicht den Muth des Hundes recht beſchreiben/ Und Silvio thut recht/ daß er ihn liebt. Ja eben/ wie ein Leu/ der aus entbranten Zorn/ Des wilden Ochſens Horn/ Sich bald laͤſt treiben/ Bald ihm auch wiederum genug zu ſchaffen giebt: Wie der/ nachdem er nun mit ſeiner ſcharffen Klauen Den Feind hat angetaſt/ Jhn dergeſtalt verfaſſt/ Daß man ihm nun kan uͤberwunden ſchauen. So ſahe man auch den Melampo ſtreiten/ Nachdem er lange Zeit den ungeheuren Zahn/ Vor welchem nichts beſtehen kan/ Vermieden hat auf allen Seiten/ So faſſt er nun das Schwein recht bey den Ohren an: Und als er es genug geſchuͤttelt/ Und hin und wieder wohl geruͤttelt/ So hielt er es mit ſolcher Macht/ Daß es ohn alle Regung ſtund/ Und/ weil es auch in etwas wund/ Leicht konte werden uͤmgebracht. Dann lenckte Silvio ſein Hertz in dieſem Streit Auf die Diana zu/ und ſprach: Laß deine Hand Und meinen beſten Pfeil ſeyn auf das Wild gewandt. Des erlegten Schweines Kopff ſchenck ich dir aus Schuldigkeit. Nach H 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/165>, abgerufen am 24.11.2024.