Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Fünfter Auftritt. Amar. du reitzest mich zu lachen/ Wie Silvio ein Freund der Treu? Und ist ein Feind der Liebes-Sachen. Cor. Ein Feind der Liebe? Wie/ das ist mir gar zu neu? Jch sag es ohne Scheu: Jch kenn ihn wohl/ er weiß zu schweigen und zu machen. Du aber kennst noch nicht die Schleicher in der Welt: Wer ihnen leichtlich glaubt/ wird leichtlich ümgefällt. Es wird kein Liebes-Raub in Sicherheit verbracht/ Wann nicht die Tugend sich zu einem Deckel macht. Es liebet Silvio: doch dich O Schwester nicht! Amar. Was muß diese die er liebt/ doch vor eine Göttin seyn? Denn keine Sterbligkeit kan seinen Geist entbrennen. Cor. Hier stellt sich keine Nymf/ auch keine Göttin ein. Amar. O seltzamer Bericht! Cor. Du wirst ja wol meine Lisette noch kennen? Amar. Lisette wie? die deine Schafe treibet. Cor. Ja wohl. Amar. Jch weiß fast nicht/ ob ich dir trauen soll? Cor. Die ist es/ der sein Hertze bleibet. Amar. Er kan sich wohl versorgen/ Heist dieses endlich wehlen? Cor. Jch wil noch mehr erzehlen. Er stirbet fast vor Brunst; Und unterm Schein der Jagt Bemüht er sich zu suchen ihre Gunst. Amar. Jtzt denck ich gleich/ wie alle Morgen Sein verfluchtes Jäger-Horn mein getreues Ohre plagt. Cor. Ja üm die Mittags-Zeit/ Weil die andern fleißig seyn/ stielt er mit Behendigkeit Sich heimlich weg/ Und kömt durch einen falschen Steg Zu meinem Obest-Garten/ Da sie durch einen Zaum/ den dicke Sträuch ümschliessen/ Und da sie seiner muß erwarten/ Sein Lieben und Seuffzen bekommet zu wissen/ So sie mir denn im Lachen erzehlet. Jtzt höre nur was ich mir fürgenommen/ Auch
Fuͤnfter Auftritt. Amar. du reitzeſt mich zu lachen/ Wie Silvio ein Freund der Treu? Und iſt ein Feind der Liebes-Sachen. Cor. Ein Feind der Liebe? Wie/ das iſt mir gar zu neu? Jch ſag es ohne Scheu: Jch kenn ihn wohl/ er weiß zu ſchweigen und zu machen. Du aber kennſt noch nicht die Schleicher in der Welt: Wer ihnen leichtlich glaubt/ wird leichtlich uͤmgefaͤllt. Es wird kein Liebes-Raub in Sicherheit verbracht/ Wann nicht die Tugend ſich zu einem Deckel macht. Es liebet Silvio: doch dich O Schweſter nicht! Amar. Was muß dieſe die er liebt/ doch vor eine Goͤttin ſeyn? Denn keine Sterbligkeit kan ſeinen Geiſt entbrennen. Cor. Hier ſtellt ſich keine Nymf/ auch keine Goͤttin ein. Amar. O ſeltzamer Bericht! Cor. Du wirſt ja wol meine Liſette noch kennen? Amar. Liſette wie? die deine Schafe treibet. Cor. Ja wohl. Amar. Jch weiß faſt nicht/ ob ich dir trauen ſoll? Cor. Die iſt es/ der ſein Hertze bleibet. Amar. Er kan ſich wohl verſorgen/ Heiſt dieſes endlich wehlen? Cor. Jch wil noch mehr erzehlen. Er ſtirbet faſt vor Brunſt; Und unterm Schein der Jagt Bemuͤht er ſich zu ſuchen ihre Gunſt. Amar. Jtzt denck ich gleich/ wie alle Morgen Sein verfluchtes Jaͤger-Horn mein getreues Ohre plagt. Cor. Ja uͤm die Mittags-Zeit/ Weil die andern fleißig ſeyn/ ſtielt er mit Behendigkeit Sich heimlich weg/ Und koͤmt durch einen falſchen Steg Zu meinem Obeſt-Garten/ Da ſie durch einen Zaum/ den dicke Straͤuch uͤmſchlieſſen/ Und da ſie ſeiner muß erwarten/ Sein Lieben und Seuffzen bekommet zu wiſſen/ So ſie mir denn im Lachen erzehlet. Jtzt hoͤre nur was ich mir fuͤrgenommen/ Auch
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Fuͤnfter Auftritt.
Amar. du reitzeſt mich zu lachen/
Wie Silvio ein Freund der Treu?
Und iſt ein Feind der Liebes-Sachen.
Cor. Ein Feind der Liebe? Wie/ das iſt mir gar zu neu?
Jch ſag es ohne Scheu:
Jch kenn ihn wohl/ er weiß zu ſchweigen und zu machen.
Du aber kennſt noch nicht die Schleicher in der Welt:
Wer ihnen leichtlich glaubt/ wird leichtlich uͤmgefaͤllt.
Es wird kein Liebes-Raub in Sicherheit verbracht/
Wann nicht die Tugend ſich zu einem Deckel macht.
Es liebet Silvio: doch dich O Schweſter nicht!
Amar. Was muß dieſe die er liebt/ doch vor eine Goͤttin ſeyn?
Denn keine Sterbligkeit kan ſeinen Geiſt entbrennen.
Cor. Hier ſtellt ſich keine Nymf/ auch keine Goͤttin ein.
Amar. O ſeltzamer Bericht!
Cor. Du wirſt ja wol meine Liſette noch kennen?
Amar. Liſette wie? die deine Schafe treibet.
Cor. Ja wohl.
Amar. Jch weiß faſt nicht/ ob ich dir trauen ſoll?
Cor. Die iſt es/ der ſein Hertze bleibet.
Amar. Er kan ſich wohl verſorgen/
Heiſt dieſes endlich wehlen?
Cor. Jch wil noch mehr erzehlen.
Er ſtirbet faſt vor Brunſt;
Und unterm Schein der Jagt
Bemuͤht er ſich zu ſuchen ihre Gunſt.
Amar. Jtzt denck ich gleich/ wie alle Morgen
Sein verfluchtes Jaͤger-Horn mein getreues Ohre plagt.
Cor. Ja uͤm die Mittags-Zeit/
Weil die andern fleißig ſeyn/ ſtielt er mit Behendigkeit
Sich heimlich weg/
Und koͤmt durch einen falſchen Steg
Zu meinem Obeſt-Garten/
Da ſie durch einen Zaum/ den dicke Straͤuch uͤmſchlieſſen/
Und da ſie ſeiner muß erwarten/
Sein Lieben und Seuffzen bekommet zu wiſſen/
So ſie mir denn im Lachen erzehlet.
Jtzt hoͤre nur was ich mir fuͤrgenommen/
Auch
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/137>, abgerufen am 16.07.2024. |