Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Andern Abhandlung Und derer Blicke sich ernehren durch Betrügen.Die Corisca, so mich stets hat berücket und vernichtet. Cor. Daß ich Corisca bin/ das kan ich nicht verneinen: Doch/ lieber Satiro, bin ich dieselbe nicht/ So du zuvor geführt in Auge/ Hertz und Sinnen. Sat. Du läst ja deinen Griff auf allen Seiten scheinen/ Die Liebe hätte ja gar wenig ausgericht/ Weil du vor den Coridon mich so leichtlich lassen können. Cor. Dich vor andre hingelassen? Sat. Das kanstu/ wie es scheint/ nicht fassen. Gedenck/ als ich/ wie du mir anbefohlen/ Der Chloris Schleyr/ der Daphnis schönstes Kleid/ Der Lilla besten Bogen/ Wie auch der Sylvia Stiefeln gestohlen/ Jn Hoffnung/ daß du mir nun würdest seyn gewogen/ Kriegt ein ander Hold und Liebe/ und ich hatte Noth und Leid. Erweg/ als du den Krantz/ den ich dir selbst gegeben/ Liest üm des Niso Schläfe schweben; Und ob du mich/ wenn ich bey kalter Nacht Jn der Höle bey den Brunnen Auf dein Befehl mit Wachen zugebracht/ Durch das ich doch sonst nichts als Hohn und Spott gewonnen/ Auch lieber Satiro, zu nennen warst beflissen? Jch gebe mich nun eher nicht zur Ruh. Bis daß du nach Verdienst wirst büssen. Cor. Du zerrest mich wie eine wilde Kuh/ Sat. Du sagest was du bist: Reiß/ reiß nur nach Belieben/ Du wirst mir nicht entreissen/ Dis ist ein festes Band/ Du magst nur den Betrug auf andre Zeit verschieben. Läst du den Kopff nur nicht in meiner Hand/ So wirst du ohne Frucht Mir zu entwerden dich befleissen. Cor. So gönne mir doch endlich so viel Zeit/ Dis/ was mich druckt/ recht zu entdecken. Sat. Dir sey gewährt/ was du gesucht. Cor. Mein Reden ist ümsonst/ bin ich nicht auch befreyt. Sat.
Der Andern Abhandlung Und derer Blicke ſich ernehren durch Betruͤgen.Die Coriſca, ſo mich ſtets hat beruͤcket und vernichtet. Cor. Daß ich Coriſca bin/ das kan ich nicht verneinen: Doch/ lieber Satiro, bin ich dieſelbe nicht/ So du zuvor gefuͤhrt in Auge/ Hertz und Sinnen. Sat. Du laͤſt ja deinen Griff auf allen Seiten ſcheinen/ Die Liebe haͤtte ja gar wenig ausgericht/ Weil du vor den Coridon mich ſo leichtlich laſſen koͤnnen. Cor. Dich vor andre hingelaſſen? Sat. Das kanſtu/ wie es ſcheint/ nicht faſſen. Gedenck/ als ich/ wie du mir anbefohlen/ Der Chloris Schleyr/ der Daphnis ſchoͤnſtes Kleid/ Der Lilla beſten Bogen/ Wie auch der Sylvia Stiefeln geſtohlen/ Jn Hoffnung/ daß du mir nun wuͤrdeſt ſeyn gewogen/ Kriegt ein ander Hold und Liebe/ und ich hatte Noth und Leid. Erweg/ als du den Krantz/ den ich dir ſelbſt gegeben/ Lieſt uͤm des Niſo Schlaͤfe ſchweben; Und ob du mich/ wenn ich bey kalter Nacht Jn der Hoͤle bey den Brunnen Auf dein Befehl mit Wachen zugebracht/ Durch das ich doch ſonſt nichts als Hohn und Spott gewonnen/ Auch lieber Satiro, zu nennen warſt befliſſen? Jch gebe mich nun eher nicht zur Ruh. Bis daß du nach Verdienſt wirſt buͤſſen. Cor. Du zerreſt mich wie eine wilde Kuh/ Sat. Du ſageſt was du biſt: Reiß/ reiß nur nach Belieben/ Du wirſt mir nicht entreiſſen/ Dis iſt ein feſtes Band/ Du magſt nur den Betrug auf andre Zeit verſchieben. Laͤſt du den Kopff nur nicht in meiner Hand/ So wirſt du ohne Frucht Mir zu entwerden dich befleiſſen. Cor. So goͤnne mir doch endlich ſo viel Zeit/ Dis/ was mich druckt/ recht zu entdecken. Sat. Dir ſey gewaͤhrt/ was du geſucht. Cor. Mein Reden iſt uͤmſonſt/ bin ich nicht auch befreyt. Sat.
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Der Andern Abhandlung
Und derer Blicke ſich ernehren durch Betruͤgen.
Die Coriſca, ſo mich ſtets hat beruͤcket und vernichtet.
Cor. Daß ich Coriſca bin/ das kan ich nicht verneinen:
Doch/ lieber Satiro, bin ich dieſelbe nicht/
So du zuvor gefuͤhrt in Auge/ Hertz und Sinnen.
Sat. Du laͤſt ja deinen Griff auf allen Seiten ſcheinen/
Die Liebe haͤtte ja gar wenig ausgericht/
Weil du vor den Coridon mich ſo leichtlich laſſen koͤnnen.
Cor. Dich vor andre hingelaſſen?
Sat. Das kanſtu/ wie es ſcheint/ nicht faſſen.
Gedenck/ als ich/ wie du mir anbefohlen/
Der Chloris Schleyr/ der Daphnis ſchoͤnſtes Kleid/
Der Lilla beſten Bogen/
Wie auch der Sylvia Stiefeln geſtohlen/
Jn Hoffnung/ daß du mir nun wuͤrdeſt ſeyn gewogen/
Kriegt ein ander Hold und Liebe/ und ich hatte Noth und Leid.
Erweg/ als du den Krantz/ den ich dir ſelbſt gegeben/
Lieſt uͤm des Niſo Schlaͤfe ſchweben;
Und ob du mich/ wenn ich bey kalter Nacht
Jn der Hoͤle bey den Brunnen
Auf dein Befehl mit Wachen zugebracht/
Durch das ich doch ſonſt nichts als Hohn und Spott gewonnen/
Auch lieber Satiro, zu nennen warſt befliſſen?
Jch gebe mich nun eher nicht zur Ruh.
Bis daß du nach Verdienſt wirſt buͤſſen.
Cor. Du zerreſt mich wie eine wilde Kuh/
Sat. Du ſageſt was du biſt: Reiß/ reiß nur nach Belieben/
Du wirſt mir nicht entreiſſen/
Dis iſt ein feſtes Band/
Du magſt nur den Betrug auf andre Zeit verſchieben.
Laͤſt du den Kopff nur nicht in meiner Hand/
So wirſt du ohne Frucht
Mir zu entwerden dich befleiſſen.
Cor. So goͤnne mir doch endlich ſo viel Zeit/
Dis/ was mich druckt/ recht zu entdecken.
Sat. Dir ſey gewaͤhrt/ was du geſucht.
Cor. Mein Reden iſt uͤmſonſt/ bin ich nicht auch befreyt.
Sat.
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