Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Fünfter Auftritt. Muß deines Liebsten Weide werden/Zu dem dich nicht der Menschen Wort gezwungen/ Dem nicht ein Stern dich dienstbar hat gemacht/ Der nicht durch Liebeskrafft in deinen Geist gedrungen/ Der unter dem Schatten der lieblichen Myrten Betrachtet wird/ und auch betracht/ Die keine Gluth gedencket zu bewirthen/ Die sie ihm nicht geschworen hat zu zeigen/ Wie sie denn auch fast keine Gluth bezwinget/ Die nicht/ als wäre sie sein eigen/ Auch gleichesfalls auff seine Seele dringet: Und hat die Hand der Kunst dein Kleid nicht zugericht/ So mangelt dir doch die Vergnügung nicht. Dis ist das rechte Leben/ So uns den Tod nicht vor dem Tode schickt; Könt ich mein Leben doch itzt vor das deine geben! Jtzt hab ich die Corisc' erblickt: Ach/ Corisca, unser Himmel kröne dich mit seinem Scheine! Cor. Rufft man mir! ach! Amarillis, die mein hochgeneigter Geist Stets die Seele meiner Seele/ und mein ander Auge heist/ Wo gehstu hin so gar alleine? Amar. Wohin? dahin/ da ich dich itzt empfangen: Wie glücklich gieng ich aus/ weil ich zu dir gegangen. Cor. Du findest die/ so sich fast nimmer von dir trennet. Jch dachte gleich an dich. Jch erwog/ ists Amarillis, die sich meine Seele nennet/ Und wandelt ohne mich? Jch schaut auf dieses Wort dich/ meine Seele/ kommen; Hastu denn deiner Corisca vergessen; Amar. Wie dis? Cor. Wie dis? weil ich dich Braut zu seyn ver- nommen. Amar. Jch Braut? Cor. Ja Braut/ Jst denn dis so tieff gesessen? Daß du mir solches nicht vertraut. Am. Wie kan ich dir dis vertrauen/ was mir selbst nicht ist bewust? Cor. So leugnestu noch wie vorhin? Amar. Corisca hat zum Schertzen Lust. Cor. Zu Schertzen ist der Amarillis Sinn. Amar. D 5
Fuͤnfter Auftritt. Muß deines Liebſten Weide werden/Zu dem dich nicht der Menſchen Wort gezwungen/ Dem nicht ein Stern dich dienſtbar hat gemacht/ Der nicht durch Liebeskrafft in deinen Geiſt gedrungen/ Der unter dem Schatten der lieblichen Myrten Betrachtet wird/ und auch betracht/ Die keine Gluth gedencket zu bewirthen/ Die ſie ihm nicht geſchworen hat zu zeigen/ Wie ſie denn auch faſt keine Gluth bezwinget/ Die nicht/ als waͤre ſie ſein eigen/ Auch gleichesfalls auff ſeine Seele dringet: Und hat die Hand der Kunſt dein Kleid nicht zugericht/ So mangelt dir doch die Vergnuͤgung nicht. Dis iſt das rechte Leben/ So uns den Tod nicht vor dem Tode ſchickt; Koͤnt ich mein Leben doch itzt vor das deine geben! Jtzt hab ich die Coriſc’ erblickt: Ach/ Coriſca, unſer Himmel kroͤne dich mit ſeinem Scheine! Cor. Rufft man mir! ach! Amarillis, die mein hochgeneigter Geiſt Stets die Seele meiner Seele/ und mein ander Auge heiſt/ Wo gehſtu hin ſo gar alleine? Amar. Wohin? dahin/ da ich dich itzt empfangen: Wie gluͤcklich gieng ich aus/ weil ich zu dir gegangen. Cor. Du findeſt die/ ſo ſich faſt nimmer von dir trennet. Jch dachte gleich an dich. Jch erwog/ iſts Amarillis, die ſich meine Seele nennet/ Und wandelt ohne mich? Jch ſchaut auf dieſes Wort dich/ meine Seele/ kommen; Haſtu denn deiner Coriſca vergeſſen; Amar. Wie dis? Cor. Wie dis? weil ich dich Braut zu ſeyn ver- nommen. Amar. Jch Braut? Cor. Ja Braut/ Jſt denn dis ſo tieff geſeſſen? Daß du mir ſolches nicht vertraut. Am. Wie kan ich dir dis vertrauen/ was mir ſelbſt nicht iſt bewuſt? Cor. So leugneſtu noch wie vorhin? Amar. Coriſca hat zum Schertzen Luſt. Cor. Zu Schertzen iſt der Amarillis Sinn. Amar. D 5
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Fuͤnfter Auftritt.
Muß deines Liebſten Weide werden/
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Der nicht durch Liebeskrafft in deinen Geiſt gedrungen/
Der unter dem Schatten der lieblichen Myrten
Betrachtet wird/ und auch betracht/
Die keine Gluth gedencket zu bewirthen/
Die ſie ihm nicht geſchworen hat zu zeigen/
Wie ſie denn auch faſt keine Gluth bezwinget/
Die nicht/ als waͤre ſie ſein eigen/
Auch gleichesfalls auff ſeine Seele dringet:
Und hat die Hand der Kunſt dein Kleid nicht zugericht/
So mangelt dir doch die Vergnuͤgung nicht.
Dis iſt das rechte Leben/
So uns den Tod nicht vor dem Tode ſchickt;
Koͤnt ich mein Leben doch itzt vor das deine geben!
Jtzt hab ich die Coriſc’ erblickt:
Ach/ Coriſca, unſer Himmel kroͤne dich mit ſeinem Scheine!
Cor. Rufft man mir! ach! Amarillis, die mein hochgeneigter Geiſt
Stets die Seele meiner Seele/ und mein ander Auge heiſt/
Wo gehſtu hin ſo gar alleine?
Amar. Wohin? dahin/ da ich dich itzt empfangen:
Wie gluͤcklich gieng ich aus/ weil ich zu dir gegangen.
Cor. Du findeſt die/ ſo ſich faſt nimmer von dir trennet.
Jch dachte gleich an dich.
Jch erwog/ iſts Amarillis, die ſich meine Seele nennet/
Und wandelt ohne mich?
Jch ſchaut auf dieſes Wort dich/ meine Seele/ kommen;
Haſtu denn deiner Coriſca vergeſſen;
Amar. Wie dis?
Cor. Wie dis? weil ich dich Braut zu ſeyn ver-
nommen.
Amar. Jch Braut?
Cor. Ja Braut/
Jſt denn dis ſo tieff geſeſſen?
Daß du mir ſolches nicht vertraut.
Am. Wie kan ich dir dis vertrauen/ was mir ſelbſt nicht iſt bewuſt?
Cor. So leugneſtu noch wie vorhin?
Amar. Coriſca hat zum Schertzen Luſt.
Cor. Zu Schertzen iſt der Amarillis Sinn.
Amar.
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/103>, abgerufen am 16.07.2024. |