Hofmannsthal, Hugo von: Tod des Tizian. Berlin, 1902.zur Seite gezogen. Und alle, Tizianello voran, drängen lautlos und atemlos die Stufen empor, hinein. Lavinia, ruhig weitersprechend, immer gehobener: Grüsse du das Leben! Wohl dem der von des Daseins Netz gefangen Tief atmend und nicht grübelnd, wie ihm sei, Hingiebt dem schönen Strom die freien Glieder, Und schönen Ufern trägt es ihn -- Sie hält plötzlich inne und sieht sich um. Sie begreift was ge- schehen ist und folgt den andern. Gianino, noch auf den Knieen, schaudernd vor sich hin: Vorbei! Er richtet sich auf und folgt den andern. Der Vorhang fällt. zur Seite gezogen. Und alle, Tizianello voran, drängen lautlos und atemlos die Stufen empor, hinein. Lavinia, ruhig weitersprechend, immer gehobener: Grüsse du das Leben! Wohl dem der von des Daseins Netz gefangen Tief atmend und nicht grübelnd, wie ihm sei, Hingiebt dem schönen Strom die freien Glieder, Und schönen Ufern trägt es ihn — Sie hält plötzlich inne und sieht sich um. Sie begreift was ge- schehen ist und folgt den andern. Gianino, noch auf den Knieen, schaudernd vor sich hin: Vorbei! Er richtet sich auf und folgt den andern. Der Vorhang fällt. <TEI> <text> <body> <stage><pb facs="#f0030" n="22"/> zur Seite gezogen. Und alle, Tizianello voran, drängen lautlos<lb/> und atemlos die Stufen empor, hinein.</stage><lb/> <sp who="#LAV"> <speaker> <hi rendition="#g">Lavinia,</hi> </speaker> <stage>ruhig weitersprechend, immer gehobener:</stage><lb/> <p>Grüsse du das Leben!<lb/> Wohl dem der von des Daseins Netz gefangen<lb/> Tief atmend und nicht grübelnd, wie ihm sei,<lb/> Hingiebt dem schönen Strom die freien Glieder,<lb/> Und schönen Ufern trägt es ihn —</p> </sp><lb/> <stage>Sie hält plötzlich inne und sieht sich um. Sie begreift was ge-<lb/> schehen ist und folgt den andern.</stage><lb/> <sp who="#GIA"> <speaker> <hi rendition="#g">Gianino,</hi> </speaker> <stage>noch auf den Knieen, schaudernd vor sich hin:</stage><lb/> <p>Vorbei!</p> </sp><lb/> <stage>Er richtet sich auf und folgt den andern.</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Der Vorhang fällt.</hi> </stage><lb/> </body> </text> </TEI> [22/0030]
zur Seite gezogen. Und alle, Tizianello voran, drängen lautlos
und atemlos die Stufen empor, hinein.
Lavinia, ruhig weitersprechend, immer gehobener:
Grüsse du das Leben!
Wohl dem der von des Daseins Netz gefangen
Tief atmend und nicht grübelnd, wie ihm sei,
Hingiebt dem schönen Strom die freien Glieder,
Und schönen Ufern trägt es ihn —
Sie hält plötzlich inne und sieht sich um. Sie begreift was ge-
schehen ist und folgt den andern.
Gianino, noch auf den Knieen, schaudernd vor sich hin:
Vorbei!
Er richtet sich auf und folgt den andern.
Der Vorhang fällt.
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Zitationshilfe: | Hofmannsthal, Hugo von: Tod des Tizian. Berlin, 1902, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannsthal_tizian_1901/30>, abgerufen am 08.07.2024. |