Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.Grab Schrifften Erstes Theil. 1. Grab Adam. AN statt der Mutter schoß war mir des Höchsten Hand /
Das Paradis mein Haus/ die weite Welt mein Landt / Zur straffe/ weil mier diß zu enge scheinte sein / Schleüst dieser schlechte raum den stoltzen Cörper ein. 2. Ewen. Wie solte nicht ein Werck den höchsten ruhm erlangen /
So zweymahl durch die Hand des Höchsten ist gegangen / Doch drang ein susses wort mir durch den stolzen Sin / Und sturtzte mich/ daß ich hieher gekommen bin. 3. Loths. Ich eilt' auß Sodoma den Flammen zuentgehen /
Und konte nicht der Brunst der Töchter wiederstehen; Wer macht den armen Loth der schweren Sünden loß / Ich bawte Sodoma auff meiner Töchter Schoß. 4. Salomons. Die Cedern Libanons/ und Ophirs Goldt und Stein /
Trug König Salomon des Herren Tempel ein / Die Brunst verändert ihm die Sinnen und Gebehrden / Und ließ ihn endtlich selbst des Teüffels Tempel werden. 5. Sanct Peters. Hier ist der Grabe Stein/ so diesen Stein beschleüst /
Der nicht mehr wie zuvor die Thrähnen von sich geüst / Doch soll der todte Stein nicht auff das newe Weinen / So jaget Weib und Hahn von diesen beyden Steinen. Judas A ij
Grab Schrifften Erſtes Theil. 1. Grab Adam. AN ſtatt der Mutter ſchoß war mir des Hoͤchſten Hand /
Das Paradis mein Haus/ die weite Welt mein Landt / Zur ſtraffe/ weil mier diß zu enge ſcheinte ſein / Schleuͤſt dieſer ſchlechte raum den ſtoltzen Coͤrper ein. 2. Ewen. Wie ſolte nicht ein Werck den hoͤchſten ruhm erlangen /
So zweymahl durch die Hand des Hoͤchſten iſt gegangen / Doch drang ein ſuſſes wort mir durch den ſtolzen Sin / Und ſturtzte mich/ daß ich hieher gekommen bin. 3. Loths. Ich eilt’ auß Sodoma den Flammen zuentgehen /
Und konte nicht der Brunſt der Toͤchter wiederſtehen; Wer macht den armen Loth der ſchweren Suͤnden loß / Ich bawte Sodoma auff meiner Toͤchter Schoß. 4. Salomons. Die Cedern Libanons/ und Ophirs Goldt und Stein /
Trug Koͤnig Salomon des Herren Tempel ein / Die Brunſt veraͤndert ihm die Sinnen und Gebehrden / Und ließ ihn endtlich ſelbſt des Teuͤffels Tempel werden. 5. Sanct Peters. Hier iſt der Grabe Stein/ ſo dieſen Stein beſchleuͤſt /
Der nicht mehr wie zuvor die Thraͤhnen von ſich geuͤſt / Doch ſoll der todte Stein nicht auff das newe Weinen / So jaget Weib und Hahn von dieſen beyden Steinen. Judas A ij
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Grab Schrifften Erſtes Theil.
1. Grab Adam.
AN ſtatt der Mutter ſchoß war mir des Hoͤchſten Hand /
Das Paradis mein Haus/ die weite Welt mein Landt /
Zur ſtraffe/ weil mier diß zu enge ſcheinte ſein /
Schleuͤſt dieſer ſchlechte raum den ſtoltzen Coͤrper ein.
2. Ewen.
Wie ſolte nicht ein Werck den hoͤchſten ruhm erlangen /
So zweymahl durch die Hand des Hoͤchſten iſt gegangen /
Doch drang ein ſuſſes wort mir durch den ſtolzen Sin /
Und ſturtzte mich/ daß ich hieher gekommen bin.
3. Loths.
Ich eilt’ auß Sodoma den Flammen zuentgehen /
Und konte nicht der Brunſt der Toͤchter wiederſtehen;
Wer macht den armen Loth der ſchweren Suͤnden loß /
Ich bawte Sodoma auff meiner Toͤchter Schoß.
4. Salomons.
Die Cedern Libanons/ und Ophirs Goldt und Stein /
Trug Koͤnig Salomon des Herren Tempel ein /
Die Brunſt veraͤndert ihm die Sinnen und Gebehrden /
Und ließ ihn endtlich ſelbſt des Teuͤffels Tempel werden.
5. Sanct Peters.
Hier iſt der Grabe Stein/ ſo dieſen Stein beſchleuͤſt /
Der nicht mehr wie zuvor die Thraͤhnen von ſich geuͤſt /
Doch ſoll der todte Stein nicht auff das newe Weinen /
So jaget Weib und Hahn von dieſen beyden Steinen.
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Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/3>, abgerufen am 04.03.2025. |