Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Auf die langsame einräumung Brisachs. FRanckreich giebt dich nicht zurücke, biß die brücke ruinirt;Doch es sind gar andre tücken, die man hier im schilde führt. Wieviel monden wird man noch biß zu deiner freyheit zehlen? An den pfählen fehlt es nicht, nur an Ludewigs befehlen. Auf die endlich erfolgte einräumung. WOhin schickst du deine gäste? Jeder dencke, was er will.Denn der tag, an dem sie scheiden, ist der erste vom aprill. Auf den Marcell. DEin bart ist ziemlich klein: Die nas' ist schuld daran,Weil sie viel schatten giebt, daß er nicht wachsen kan. Ein jeder zu seines gleichen. MOps küßte seine magd; sie sprach: Herr! irrt euch nicht,Es solte sonst wohin, und ihr kommt ins gesicht. Auf einen papiernen edelmann. MAn siehet, daß dein schild nur schwartze farben weist,Weil du mehr tint' als blut vors vaterland vergeust. Du kommst von Sebulon, drum prangen deine fahnen Mit federn, aber nicht mit väterlichen ahnen. Als ein junges mägdgen einen alten DU siehest auf das geld, nicht auf die grauen haare;mann nahm. Du gehst aufs braut-bett zu, dein mann zur todten-baare. Die freyheit ist verkaufft, was hilfft dich nun dein freyn? Am tage wirst du frau; des nachtes witwe seyn. Die
Sinn-Getichte. Auf die langſame einraͤumung Briſachs. FRanckreich giebt dich nicht zuruͤcke, biß die bruͤcke ruinirt;Doch es ſind gar andre tuͤcken, die man hier im ſchilde fuͤhrt. Wieviel monden wird man noch biß zu deiner freyheit zehlen? An den pfaͤhlen fehlt es nicht, nur an Ludewigs befehlen. Auf die endlich erfolgte einraͤumung. WOhin ſchickſt du deine gaͤſte? Jeder dencke, was er will.Denn der tag, an dem ſie ſcheiden, iſt der erſte vom aprill. Auf den Marcell. DEin bart iſt ziemlich klein: Die nas’ iſt ſchuld daran,Weil ſie viel ſchatten giebt, daß er nicht wachſen kan. Ein jeder zu ſeines gleichen. MOps kuͤßte ſeine magd; ſie ſprach: Herꝛ! irꝛt euch nicht,Es ſolte ſonſt wohin, und ihr kommt ins geſicht. Auf einen papiernen edelmann. MAn ſiehet, daß dein ſchild nur ſchwartze farben weiſt,Weil du mehr tint’ als blut vors vaterland vergeuſt. Du kommſt von Sebulon, drum prangen deine fahnen Mit federn, aber nicht mit vaͤterlichen ahnen. Als ein junges maͤgdgen einen alten DU ſieheſt auf das geld, nicht auf die grauen haare;mann nahm. Du gehſt aufs braut-bett zu, dein mann zur todten-baare. Die freyheit iſt verkaufft, was hilfft dich nun dein freyn? Am tage wirſt du frau; des nachtes witwe ſeyn. Die
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FRanckreich giebt dich nicht zuruͤcke, biß die bruͤcke ruinirt;
Doch es ſind gar andre tuͤcken, die man hier im ſchilde
fuͤhrt.
Wieviel monden wird man noch biß zu deiner freyheit zehlen?
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WOhin ſchickſt du deine gaͤſte? Jeder dencke, was er will.
Denn der tag, an dem ſie ſcheiden, iſt der erſte vom aprill.
Auf den Marcell.
DEin bart iſt ziemlich klein: Die nas’ iſt ſchuld daran,
Weil ſie viel ſchatten giebt, daß er nicht wachſen kan.
Ein jeder zu ſeines gleichen.
MOps kuͤßte ſeine magd; ſie ſprach: Herꝛ! irꝛt euch nicht,
Es ſolte ſonſt wohin, und ihr kommt ins geſicht.
Auf einen papiernen edelmann.
MAn ſiehet, daß dein ſchild nur ſchwartze farben weiſt,
Weil du mehr tint’ als blut vors vaterland vergeuſt.
Du kommſt von Sebulon, drum prangen deine fahnen
Mit federn, aber nicht mit vaͤterlichen ahnen.
Als ein junges maͤgdgen einen alten
mann nahm.
DU ſieheſt auf das geld, nicht auf die grauen haare;
Du gehſt aufs braut-bett zu, dein mann zur todten-baare.
Die freyheit iſt verkaufft, was hilfft dich nun dein freyn?
Am tage wirſt du frau; des nachtes witwe ſeyn.
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