Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Getichte.
Auf einen eigen-nützigen beamten.
EJn schäfer lieget hier. Soll dichs nicht wunder haben?
Der andre schur, wird doch mit gantzer haut begraben.


Auf einen nasen-weisen splitter-richter.
KEin mensch hat recht geredt, kein mensch hat recht gethan;
An allen findest du zu beissen und zu nagen.
Doch wo du rath bedarfst, so laß dir dieses sagen:
Greiff deinen busen vor, hernach den besen an.


Grabschrifft eines schmarotzers.
MEin gantzer lebens-lauff bestehet in neun worten:
Jch kochte nirgends was, und fras doch aller orten.


Auf einen aprill-narren.
WAs ist zwischen dir, und dem, der dich schickt, vor unter-
scheid?
Nichts, als nur allein die lufft, weil ihr beyde narren seyd.


Uber den gehenckten Judas.
ZWey diebe hängen hier in diesem engen raume:
Der beutel hängt an mir, ich aber an dem baume.


Als man Spanien, bey lebzeiten des
königs, vertheilte.
DEr adler sucht ein nest, die lilgen einen garten,
Die leuen eineu raub, Sanct Peter noch ein schwerdt.
So spielet man um dich, und mischet schon die karten,
Geht dir der könig ab, so ist martsch ungewehrt.
Auf
D 4
Sinn-Getichte.
Auf einen eigen-nuͤtzigen beamten.
EJn ſchaͤfer lieget hier. Soll dichs nicht wunder haben?
Der andre ſchur, wird doch mit gantzer haut begraben.


Auf einen naſen-weiſen ſplitter-richter.
KEin menſch hat recht geredt, kein menſch hat recht gethan;
An allen findeſt du zu beiſſen und zu nagen.
Doch wo du rath bedarfſt, ſo laß dir dieſes ſagen:
Greiff deinen buſen vor, hernach den beſen an.


Grabſchrifft eines ſchmarotzers.
MEin gantzer lebens-lauff beſtehet in neun worten:
Jch kochte nirgends was, und fras doch aller orten.


Auf einen aprill-narren.
WAs iſt zwiſchen dir, und dem, der dich ſchickt, vor unter-
ſcheid?
Nichts, als nur allein die lufft, weil ihr beyde narren ſeyd.


Uber den gehenckten Judas.
ZWey diebe haͤngen hier in dieſem engen raume:
Der beutel haͤngt an mir, ich aber an dem baume.


Als man Spanien, bey lebzeiten des
koͤnigs, vertheilte.
DEr adler ſucht ein neſt, die lilgen einen garten,
Die leuen eineu raub, Sanct Peter noch ein ſchwerdt.
So ſpielet man um dich, und miſchet ſchon die karten,
Geht dir der koͤnig ab, ſo iſt martſch ungewehrt.
Auf
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0079" n="55"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Getichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen eigen-nu&#x0364;tzigen beamten.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn &#x017F;cha&#x0364;fer lieget hier. Soll dichs nicht wunder haben?</l><lb/>
          <l>Der andre &#x017F;chur, wird doch mit gantzer haut begraben.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen na&#x017F;en-wei&#x017F;en &#x017F;plitter-richter.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">K</hi>Ein men&#x017F;ch hat recht geredt, kein men&#x017F;ch hat recht gethan;</l><lb/>
          <l>An allen finde&#x017F;t du zu bei&#x017F;&#x017F;en und zu nagen.</l><lb/>
          <l>Doch wo du rath bedarf&#x017F;t, &#x017F;o laß dir die&#x017F;es &#x017F;agen:</l><lb/>
          <l>Greiff deinen bu&#x017F;en vor, hernach den be&#x017F;en an.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Grab&#x017F;chrifft eines &#x017F;chmarotzers.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein gantzer lebens-lauff be&#x017F;tehet in neun worten:</l><lb/>
          <l>Jch kochte nirgends was, und fras doch aller orten.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen aprill-narren.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>As i&#x017F;t zwi&#x017F;chen dir, und dem, der dich &#x017F;chickt, vor unter-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheid?</hi> </l><lb/>
          <l>Nichts, als nur allein die lufft, weil ihr beyde narren &#x017F;eyd.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Uber den gehenckten Judas.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">Z</hi>Wey diebe ha&#x0364;ngen hier in die&#x017F;em engen raume:</l><lb/>
          <l>Der beutel ha&#x0364;ngt an mir, ich aber an dem baume.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Als man Spanien, bey lebzeiten des<lb/>
ko&#x0364;nigs, vertheilte.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Er adler &#x017F;ucht ein ne&#x017F;t, die lilgen einen garten,</l><lb/>
          <l>Die leuen eineu raub, Sanct Peter noch ein &#x017F;chwerdt.</l><lb/>
          <l>So &#x017F;pielet man um dich, und mi&#x017F;chet &#x017F;chon die karten,</l><lb/>
          <l>Geht dir der ko&#x0364;nig ab, &#x017F;o i&#x017F;t mart&#x017F;ch ungewehrt.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">D 4</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0079] Sinn-Getichte. Auf einen eigen-nuͤtzigen beamten. EJn ſchaͤfer lieget hier. Soll dichs nicht wunder haben? Der andre ſchur, wird doch mit gantzer haut begraben. Auf einen naſen-weiſen ſplitter-richter. KEin menſch hat recht geredt, kein menſch hat recht gethan; An allen findeſt du zu beiſſen und zu nagen. Doch wo du rath bedarfſt, ſo laß dir dieſes ſagen: Greiff deinen buſen vor, hernach den beſen an. Grabſchrifft eines ſchmarotzers. MEin gantzer lebens-lauff beſtehet in neun worten: Jch kochte nirgends was, und fras doch aller orten. Auf einen aprill-narren. WAs iſt zwiſchen dir, und dem, der dich ſchickt, vor unter- ſcheid? Nichts, als nur allein die lufft, weil ihr beyde narren ſeyd. Uber den gehenckten Judas. ZWey diebe haͤngen hier in dieſem engen raume: Der beutel haͤngt an mir, ich aber an dem baume. Als man Spanien, bey lebzeiten des koͤnigs, vertheilte. DEr adler ſucht ein neſt, die lilgen einen garten, Die leuen eineu raub, Sanct Peter noch ein ſchwerdt. So ſpielet man um dich, und miſchet ſchon die karten, Geht dir der koͤnig ab, ſo iſt martſch ungewehrt. Auf D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/79
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/79>, abgerufen am 24.11.2024.