Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Leanders aus Schlesien 12. Mein zimmer kennt zwar nichts von ungemeiner pracht:Es scheint die armuth sey in selbigem zu hause; Jedoch mit prahlen ist auch wenig ausgemacht: Der prächtigste pallast* ist offt die gröste elause. Schliest einen Socrates** der siustre kercker ein; So kan er denn so gut, als manches rath-haus seyn. 13. Jst meine wohnung schlecht? bin ich doch auch nicht gros:Ein zimmer, wo gesund und sauber ist zu wohnen, Jst gut genung vor uns: Und bricht der donner los? So wünsch ich mich ohndem mit schlössern zu verschonen, Weil meistentheils der schlag *** auf hohe giebel geht, Wenn ein geringes dach in sicherm friede steht. 14. Jhr, * Vide Firmiani Gygen Gall. p. m. 101. seqq. ** Dergleichen gedancken führt Seneca de Vita beata cap. 27, da er ausdrücklich sagt: Socratem intrando carcerem purgavisse, omnique honestiorem curia reddidisse. Deß- gleichen in Consolat. ad Helviam matrem cap. 13: Socrates eodem illo vultu, quo aliquando solus triginta tyrannos in ordinem redegerat, carcerem intravit, ignominiam ipsi loco detracturus. Neque enim poterat carcer videri, in quo Socrates erat. *** Hiervon singet Seneca Tragicus hin und wieder gar kräfftig.
z. e. in Hippolyto: Servat placidos obscura quies, Und der Autor der Octaviae:Praebet somnos casa securos; Admota aethereis culmina sedibus Euros excipiunt, excipiunt notos &c. - - non capit unquam Magnos motus humilis tecti Vicina domus. Bene paupertas Humili tecto contenta latet. Quatiunt altas saepe procellae, Aut evertit fortuna domos. Leanders aus Schleſien 12. Mein zimmer kennt zwar nichts von ungemeiner pracht:Es ſcheint die armuth ſey in ſelbigem zu hauſe; Jedoch mit prahlen iſt auch wenig ausgemacht: Der praͤchtigſte pallaſt* iſt offt die groͤſte elauſe. Schlieſt einen Socrates** der ſiuſtre kercker ein; So kan er denn ſo gut, als manches rath-haus ſeyn. 13. Jſt meine wohnung ſchlecht? bin ich doch auch nicht gros:Ein zimmer, wo geſund und ſauber iſt zu wohnen, Jſt gut genung vor uns: Und bricht der donner los? So wuͤnſch ich mich ohndem mit ſchloͤſſern zu verſchonen, Weil meiſtentheils der ſchlag *** auf hohe giebel geht, Wenn ein geringes dach in ſicherm friede ſteht. 14. Jhr, * Vide Firmiani Gygen Gall. p. m. 101. ſeqq. ** Dergleichen gedancken fuͤhrt Seneca de Vita beata cap. 27, da er ausdruͤcklich ſagt: Socratem intrando carcerem purgaviſſe, omnique honeſtiorem curiâ reddidiſſe. Deß- gleichen in Conſolat. ad Helviam matrem cap. 13: Socrates eodem illo vultu, quo aliquando ſolus triginta tyrannos in ordinem redegerat, carcerem intravit, ignominiam ipſi loco detracturus. Neque enim poterat carcer videri, in quo Socrates erat. *** Hiervon ſinget Seneca Tragicus hin und wieder gar kraͤfftig.
z. e. in Hippolyto: Servat placidos obſcura quies, Und der Autor der Octaviæ:Præbet ſomnos caſa ſecuros; Admota æthereis culmina ſedibus Euros excipiunt, excipiunt notos &c. ‒ ‒ non capit unquam Magnos motus humilis tecti Vicina domus. Bene paupertas Humili tecto contenta latet. Quatiunt altas ſæpe procellæ, Aut evertit fortuna domos. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0370" n="346"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leanders aus Schleſien</hi> </fw><lb/> <lg n="12"> <head>12.</head><lb/> <l>Mein zimmer kennt zwar nichts von ungemeiner pracht:</l><lb/> <l>Es ſcheint die armuth ſey in ſelbigem zu hauſe;</l><lb/> <l>Jedoch mit prahlen iſt auch wenig ausgemacht:</l><lb/> <l>Der praͤchtigſte pallaſt<note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Vide Firmiani Gygen Gall. p. m. 101. ſeqq.</hi></note> iſt offt die groͤſte elauſe.</l><lb/> <l>Schlieſt einen Socrates<note place="foot" n="**">Dergleichen gedancken fuͤhrt <hi rendition="#aq">Seneca de Vita beata cap.</hi> 27,<lb/> da er ausdruͤcklich ſagt: <hi rendition="#aq">Socratem intrando carcerem<lb/> purgaviſſe, omnique honeſtiorem curiâ reddidiſſe.</hi> Deß-<lb/> gleichen <hi rendition="#aq">in Conſolat. ad Helviam matrem cap. 13: Socrates<lb/> eodem illo vultu, quo aliquando ſolus triginta tyrannos<lb/> in ordinem redegerat, carcerem intravit, ignominiam<lb/> ipſi loco detracturus. Neque enim poterat carcer videri,<lb/> in quo Socrates erat.</hi></note> der ſiuſtre kercker ein;</l><lb/> <l>So kan er denn ſo gut, als manches rath-haus ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <head>13.</head><lb/> <l>Jſt meine wohnung ſchlecht? bin ich doch auch nicht gros:</l><lb/> <l>Ein zimmer, wo geſund und ſauber iſt zu wohnen,</l><lb/> <l>Jſt gut genung vor uns: Und bricht der donner los?</l><lb/> <l>So wuͤnſch ich mich ohndem mit ſchloͤſſern zu verſchonen,</l><lb/> <l>Weil meiſtentheils der ſchlag <note place="foot" n="***">Hiervon ſinget <hi rendition="#aq">Seneca Tragicus</hi> hin und wieder gar kraͤfftig.<lb/> z. e. <hi rendition="#aq">in Hippolyto:</hi> <lg type="poem"><l><hi rendition="#aq">Servat placidos obſcura quies,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Præbet ſomnos caſa ſecuros;</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Admota æthereis culmina ſedibus</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Euros excipiunt, excipiunt notos &c.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">‒ ‒ non capit unquam</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Magnos motus humilis tecti</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Vicina domus.</hi></l></lg><lb/> Und der <hi rendition="#aq">Autor</hi> der <hi rendition="#aq">Octaviæ:</hi><lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#aq">Bene paupertas</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Humili tecto contenta latet.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Quatiunt altas ſæpe procellæ,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Aut evertit fortuna domos.</hi></l></lg></note> auf hohe giebel geht,</l><lb/> <l>Wenn ein geringes dach in ſicherm friede ſteht.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">14. Jhr,</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0370]
Leanders aus Schleſien
12.
Mein zimmer kennt zwar nichts von ungemeiner pracht:
Es ſcheint die armuth ſey in ſelbigem zu hauſe;
Jedoch mit prahlen iſt auch wenig ausgemacht:
Der praͤchtigſte pallaſt * iſt offt die groͤſte elauſe.
Schlieſt einen Socrates ** der ſiuſtre kercker ein;
So kan er denn ſo gut, als manches rath-haus ſeyn.
13.
Jſt meine wohnung ſchlecht? bin ich doch auch nicht gros:
Ein zimmer, wo geſund und ſauber iſt zu wohnen,
Jſt gut genung vor uns: Und bricht der donner los?
So wuͤnſch ich mich ohndem mit ſchloͤſſern zu verſchonen,
Weil meiſtentheils der ſchlag *** auf hohe giebel geht,
Wenn ein geringes dach in ſicherm friede ſteht.
14. Jhr,
* Vide Firmiani Gygen Gall. p. m. 101. ſeqq.
** Dergleichen gedancken fuͤhrt Seneca de Vita beata cap. 27,
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purgaviſſe, omnique honeſtiorem curiâ reddidiſſe. Deß-
gleichen in Conſolat. ad Helviam matrem cap. 13: Socrates
eodem illo vultu, quo aliquando ſolus triginta tyrannos
in ordinem redegerat, carcerem intravit, ignominiam
ipſi loco detracturus. Neque enim poterat carcer videri,
in quo Socrates erat.
*** Hiervon ſinget Seneca Tragicus hin und wieder gar kraͤfftig.
z. e. in Hippolyto: Servat placidos obſcura quies,
Præbet ſomnos caſa ſecuros;
Admota æthereis culmina ſedibus
Euros excipiunt, excipiunt notos &c.
‒ ‒ non capit unquam
Magnos motus humilis tecti
Vicina domus.
Und der Autor der Octaviæ:
Bene paupertas
Humili tecto contenta latet.
Quatiunt altas ſæpe procellæ,
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