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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
7.
Weg, falsche Venus! weg! lauff in dein Cypern hin!
Und decke dich daselbst mit den erkiesten myrthen!
Ob gleich auf unsrer au nicht geile blumen blühn;
So kan mich dennoch wohl die lieblichkeit bewirthen.
Prahlt dieser wiesen schmeltz mit tulp- und rosen nicht;
Genung: Daß unsre hand klee und violen bricht.
8.
Steigt aus der reinen bach kein süsses zucker-rohr;
So läßt die biene doch gesundes honig fliessen.
Thut kein Amphion sich um diese fluth hervor;
Die ohren können hier viel rein're lust geniessen,
Wenn finck und nachtigall von denen ästen singt,
Und echo den gesang wohl doppelt wiederbringt.
9.
Beliebte wüsteney! vergnügungs-volle nacht!
Geht hin, Arcadier! und rühmet eure wälder!
Kommt aber auch und schaut, was diese herrlich macht:
Und wie der bäume stoltz biß an die sternen-felder
Die hohen gipffel treibt. Ach! auserlesner wald!
Du bist mein lust-revier! du bist mein aufenthalt!
10.
Gelassner Seladon! Hier blüht die süsse ruh,
So deinen geist entzückt, und aus sich selber führet:
Hier schliesst der anmuth krafft der sorgen brunnquell zu:
Hier, wo gelinder west die schlancken pappeln rühret:
Da sich der müde hirsch an reiche linden streckt,
Und ein geheimer trieb die matten sinnen weckt.
11.
Schreib, kluger Plinius*! von deiner einsamkeit!
Es kan mein schlechter kiel so viel als deiner sagen.
Jch hör' und schaue nichts, als was mein heetz erfreut:
Es störet kein tumult mein ruhiges behagen.
Der tempel, den ihm einst Harpocrates erkiest,
Wird kaum so stille seyn, als mein behältniß ist.
12. Mein
* Plinius lib. 1. epist. 9.
Y 5
Vermiſchte Getichte.
7.
Weg, falſche Venus! weg! lauff in dein Cypern hin!
Und decke dich daſelbſt mit den erkieſten myrthen!
Ob gleich auf unſrer au nicht geile blumen bluͤhn;
So kan mich dennoch wohl die lieblichkeit bewirthen.
Prahlt dieſer wieſen ſchmeltz mit tulp- und roſen nicht;
Genung: Daß unſre hand klee und violen bricht.
8.
Steigt aus der reinen bach kein ſuͤſſes zucker-rohr;
So laͤßt die biene doch geſundes honig flieſſen.
Thut kein Amphion ſich um dieſe fluth hervor;
Die ohren koͤnnen hier viel rein’re luſt genieſſen,
Wenn finck und nachtigall von denen aͤſten ſingt,
Und echo den geſang wohl doppelt wiederbringt.
9.
Beliebte wuͤſteney! vergnuͤgungs-volle nacht!
Geht hin, Arcadier! und ruͤhmet eure waͤlder!
Kommt aber auch und ſchaut, was dieſe herꝛlich macht:
Und wie der baͤume ſtoltz biß an die ſternen-felder
Die hohen gipffel treibt. Ach! auserleſner wald!
Du biſt mein luſt-revier! du biſt mein aufenthalt!
10.
Gelaſſner Seladon! Hier bluͤht die ſuͤſſe ruh,
So deinen geiſt entzuͤckt, und aus ſich ſelber fuͤhret:
Hier ſchlieſſt der anmuth krafft der ſorgen brunnquell zu:
Hier, wo gelinder weſt die ſchlancken pappeln ruͤhret:
Da ſich der muͤde hirſch an reiche linden ſtreckt,
Und ein geheimer trieb die matten ſinnen weckt.
11.
Schreib, kluger Plinius*! von deiner einſamkeit!
Es kan mein ſchlechter kiel ſo viel als deiner ſagen.
Jch hoͤr’ und ſchaue nichts, als was mein heetz erfreut:
Es ſtoͤret kein tumult mein ruhiges behagen.
Der tempel, den ihm einſt Harpocrates erkieſt,
Wird kaum ſo ſtille ſeyn, als mein behaͤltniß iſt.
12. Mein
* Plinius lib. 1. epiſt. 9.
Y 5
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[345/0369] Vermiſchte Getichte. 7. Weg, falſche Venus! weg! lauff in dein Cypern hin! Und decke dich daſelbſt mit den erkieſten myrthen! Ob gleich auf unſrer au nicht geile blumen bluͤhn; So kan mich dennoch wohl die lieblichkeit bewirthen. Prahlt dieſer wieſen ſchmeltz mit tulp- und roſen nicht; Genung: Daß unſre hand klee und violen bricht. 8. Steigt aus der reinen bach kein ſuͤſſes zucker-rohr; So laͤßt die biene doch geſundes honig flieſſen. Thut kein Amphion ſich um dieſe fluth hervor; Die ohren koͤnnen hier viel rein’re luſt genieſſen, Wenn finck und nachtigall von denen aͤſten ſingt, Und echo den geſang wohl doppelt wiederbringt. 9. Beliebte wuͤſteney! vergnuͤgungs-volle nacht! Geht hin, Arcadier! und ruͤhmet eure waͤlder! Kommt aber auch und ſchaut, was dieſe herꝛlich macht: Und wie der baͤume ſtoltz biß an die ſternen-felder Die hohen gipffel treibt. Ach! auserleſner wald! Du biſt mein luſt-revier! du biſt mein aufenthalt! 10. Gelaſſner Seladon! Hier bluͤht die ſuͤſſe ruh, So deinen geiſt entzuͤckt, und aus ſich ſelber fuͤhret: Hier ſchlieſſt der anmuth krafft der ſorgen brunnquell zu: Hier, wo gelinder weſt die ſchlancken pappeln ruͤhret: Da ſich der muͤde hirſch an reiche linden ſtreckt, Und ein geheimer trieb die matten ſinnen weckt. 11. Schreib, kluger Plinius *! von deiner einſamkeit! Es kan mein ſchlechter kiel ſo viel als deiner ſagen. Jch hoͤr’ und ſchaue nichts, als was mein heetz erfreut: Es ſtoͤret kein tumult mein ruhiges behagen. Der tempel, den ihm einſt Harpocrates erkieſt, Wird kaum ſo ſtille ſeyn, als mein behaͤltniß iſt. 12. Mein * Plinius lib. 1. epiſt. 9. Y 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/369>, abgerufen am 27.11.2024.