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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien
Verläugnung der welt.
WEr sich verläugnen will, und diese welt verlassen,
Der muß, was menschlich ist, und nicht die menschen hassen.


Auf den Euripides.
DEin ruhm, Euripides! taurt biß auf diese stunde,
Du hast manch trauer-spiel beweglich aufgeführt;
Das aber, da die wuth der aufgehetzten hunde
Dich sterbend vorgestellt, hat uns weit mehr gerührt.


Nöthige haushaltungs-regel.
VErzärtle deine magd nicht viel,
Und halt sie streng in deinem brodte!
Wenn man die sau schon streicheln will,
So wältzet sie sich gar im kothe.


Auf einen gelehrten bettler.
GRillirus! deine wissenschafft,
Jn die du dich so sehr vergafft,
Jst nur ein dunst in meinen augen:
Weil sie dein geld und dich verzehrt.
Was solt auch wohl ein handwerck taugen,
Das seinen meister nicht ernährt?


Auf einen, der alle leute für narren hält.
WEr aller welt den witz abspricht,
Hat ihn wahrhafftig selber nicht.


Auf einen grosköpffichten ignoranten.
DAmit dich jeder kennt, so schreib auf deine stirne:
Hier ist ein grosser kopff, und dennoch kein gehirne.
Auf
Leanders aus Schleſien
Verlaͤugnung der welt.
WEr ſich verlaͤugnen will, und dieſe welt verlaſſen,
Der muß, was menſchlich iſt, und nicht die menſchen haſſen.


Auf den Euripides.
DEin ruhm, Euripides! taurt biß auf dieſe ſtunde,
Du haſt manch trauer-ſpiel beweglich aufgefuͤhrt;
Das aber, da die wuth der aufgehetzten hunde
Dich ſterbend vorgeſtellt, hat uns weit mehr geruͤhrt.


Noͤthige haushaltungs-regel.
VErzaͤrtle deine magd nicht viel,
Und halt ſie ſtreng in deinem brodte!
Wenn man die ſau ſchon ſtreicheln will,
So waͤltzet ſie ſich gar im kothe.


Auf einen gelehrten bettler.
GRillirus! deine wiſſenſchafft,
Jn die du dich ſo ſehr vergafft,
Jſt nur ein dunſt in meinen augen:
Weil ſie dein geld und dich verzehrt.
Was ſolt auch wohl ein handwerck taugen,
Das ſeinen meiſter nicht ernaͤhrt?


Auf einen, der alle leute fuͤr narren haͤlt.
WEr aller welt den witz abſpricht,
Hat ihn wahrhafftig ſelber nicht.


Auf einen groskoͤpffichten ignoranten.
DAmit dich jeder kennt, ſo ſchreib auf deine ſtirne:
Hier iſt ein groſſer kopff, und dennoch kein gehirne.
Auf
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[314/0338] Leanders aus Schleſien Verlaͤugnung der welt. WEr ſich verlaͤugnen will, und dieſe welt verlaſſen, Der muß, was menſchlich iſt, und nicht die menſchen haſſen. Auf den Euripides. DEin ruhm, Euripides! taurt biß auf dieſe ſtunde, Du haſt manch trauer-ſpiel beweglich aufgefuͤhrt; Das aber, da die wuth der aufgehetzten hunde Dich ſterbend vorgeſtellt, hat uns weit mehr geruͤhrt. Noͤthige haushaltungs-regel. VErzaͤrtle deine magd nicht viel, Und halt ſie ſtreng in deinem brodte! Wenn man die ſau ſchon ſtreicheln will, So waͤltzet ſie ſich gar im kothe. Auf einen gelehrten bettler. GRillirus! deine wiſſenſchafft, Jn die du dich ſo ſehr vergafft, Jſt nur ein dunſt in meinen augen: Weil ſie dein geld und dich verzehrt. Was ſolt auch wohl ein handwerck taugen, Das ſeinen meiſter nicht ernaͤhrt? Auf einen, der alle leute fuͤr narren haͤlt. WEr aller welt den witz abſpricht, Hat ihn wahrhafftig ſelber nicht. Auf einen groskoͤpffichten ignoranten. DAmit dich jeder kennt, ſo ſchreib auf deine ſtirne: Hier iſt ein groſſer kopff, und dennoch kein gehirne. Auf

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/338>, abgerufen am 24.11.2024.