Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Getichte.


Und so beherrscht ihr witz den bau der grossen welt!
Der mensch, die kleine, wünscht sich selber ihr regioren,
So bald der müde puls aus seiner ordnung fällt,
Und schmertz und sorgen uns ins krancken-bette führen.
Die diener, so sie schickt, sind eine engel-post:
Man ehret ihren kram als eine zucker-kost:
Ja wenn die menschen stets von hohen steuren klagen,
So sieht man doch zu ihr ein frölich opffer tragen.


Beglücktes Cous-volck! wenn deiner schätze pracht
So unvergleichlich ist: Euch muß das reich der erden,
Wenn Hygienens gunst von ihrem throne lacht,
Und euren fleiß belohnt, ein halber himmel werden.
Jhr aber! die ihr nichts als pulver reiben könnt!
Denckt nicht, daß euch das glück dergleichen schätze gönnt;
Ein alt recepten-buch und kram verlegner titten
Kan Hygienens gunst nicht, wie ihr meint, erbitten.


Nein! stimper nimmt sie nicht zu ihren diensten an;
Verstand, gelehrsamkeit und klugheit sind die gaben,
Durch die man ihre huld zu wege bringen kan:
Wer diese mit sich bringt, kan ihre schätze haben.
Gelehrter Heydenreich! verzeih, wenn dieser schluß
Sich itzt von deinem fleiß ein beyspiel nehmen muß!
Die göttin selber will durch dein exempel zeigen,
Wie arbeit und verstand zu ihren schätzen steigen.


Wir kennen deinen fleiß, den Breßlau schon gesehn,
Als kluge bücher dir die liebsten schätze waren:
Wir wissen, was durch ihn in Wittenberg geschehn:
Und was von deinem thun der Pleissen-strand erfahren.
Nur dieses weiß man nicht, warum dein kluger geist
Nicht längsten mit der post dem doctor nachgereist,
Und dir ein weg beliebt, den Taps und Mops vergessen,
Die die gelehrsamkeit nach einem brod-korb messen.
Jedoch,
Vermiſchte Getichte.


Und ſo beherꝛſcht ihr witz den bau der groſſen welt!
Der menſch, die kleine, wuͤnſcht ſich ſelber ihr regioren,
So bald der muͤde puls aus ſeiner ordnung faͤllt,
Und ſchmertz und ſorgen uns ins krancken-bette fuͤhren.
Die diener, ſo ſie ſchickt, ſind eine engel-poſt:
Man ehret ihren kram als eine zucker-koſt:
Ja wenn die menſchen ſtets von hohen ſteuren klagen,
So ſieht man doch zu ihr ein froͤlich opffer tragen.


Begluͤcktes Cous-volck! wenn deiner ſchaͤtze pracht
So unvergleichlich iſt: Euch muß das reich der erden,
Wenn Hygienens gunſt von ihrem throne lacht,
Und euren fleiß belohnt, ein halber himmel werden.
Jhr aber! die ihr nichts als pulver reiben koͤnnt!
Denckt nicht, daß euch das gluͤck dergleichen ſchaͤtze goͤnnt;
Ein alt recepten-buch und kram verlegner titten
Kan Hygienens gunſt nicht, wie ihr meint, erbitten.


Nein! ſtimper nimmt ſie nicht zu ihren dienſten an;
Verſtand, gelehrſamkeit und klugheit ſind die gaben,
Durch die man ihre huld zu wege bringen kan:
Wer dieſe mit ſich bringt, kan ihre ſchaͤtze haben.
Gelehrter Heydenreich! verzeih, wenn dieſer ſchluß
Sich itzt von deinem fleiß ein beyſpiel nehmen muß!
Die goͤttin ſelber will durch dein exempel zeigen,
Wie arbeit und verſtand zu ihren ſchaͤtzen ſteigen.


Wir kennen deinen fleiß, den Breßlau ſchon geſehn,
Als kluge buͤcher dir die liebſten ſchaͤtze waren:
Wir wiſſen, was durch ihn in Wittenberg geſchehn:
Und was von deinem thun der Pleiſſen-ſtrand erfahren.
Nur dieſes weiß man nicht, warum dein kluger geiſt
Nicht laͤngſten mit der poſt dem doctor nachgereiſt,
Und dir ein weg beliebt, den Taps und Mops vergeſſen,
Die die gelehrſamkeit nach einem brod-korb meſſen.
Jedoch,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0293" n="269"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Getichte.</hi> </fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="20">
              <l>Und &#x017F;o beher&#xA75B;&#x017F;cht ihr witz den bau der gro&#x017F;&#x017F;en welt!</l><lb/>
              <l>Der men&#x017F;ch, die kleine, wu&#x0364;n&#x017F;cht &#x017F;ich &#x017F;elber ihr regioren,</l><lb/>
              <l>So bald der mu&#x0364;de puls aus &#x017F;einer ordnung fa&#x0364;llt,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chmertz und &#x017F;orgen uns ins krancken-bette fu&#x0364;hren.</l><lb/>
              <l>Die diener, &#x017F;o &#x017F;ie &#x017F;chickt, &#x017F;ind eine engel-po&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Man ehret ihren kram als eine zucker-ko&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Ja wenn die men&#x017F;chen &#x017F;tets von hohen &#x017F;teuren klagen,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ieht man doch zu ihr ein fro&#x0364;lich opffer tragen.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Beglu&#x0364;cktes Cous-volck! wenn deiner &#x017F;cha&#x0364;tze pracht</l><lb/>
              <l>So unvergleichlich i&#x017F;t: Euch muß das reich der erden,</l><lb/>
              <l>Wenn Hygienens gun&#x017F;t von ihrem throne lacht,</l><lb/>
              <l>Und euren fleiß belohnt, ein halber himmel werden.</l><lb/>
              <l>Jhr aber! die ihr nichts als pulver reiben ko&#x0364;nnt!</l><lb/>
              <l>Denckt nicht, daß euch das glu&#x0364;ck dergleichen &#x017F;cha&#x0364;tze go&#x0364;nnt;</l><lb/>
              <l>Ein alt recepten-buch und kram verlegner titten</l><lb/>
              <l>Kan Hygienens gun&#x017F;t nicht, wie ihr meint, erbitten.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Nein! &#x017F;timper nimmt &#x017F;ie nicht zu ihren dien&#x017F;ten an;</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;tand, gelehr&#x017F;amkeit und klugheit &#x017F;ind die gaben,</l><lb/>
              <l>Durch die man ihre huld zu wege bringen kan:</l><lb/>
              <l>Wer die&#x017F;e mit &#x017F;ich bringt, kan ihre &#x017F;cha&#x0364;tze haben.</l><lb/>
              <l>Gelehrter Heydenreich! verzeih, wenn die&#x017F;er &#x017F;chluß</l><lb/>
              <l>Sich itzt von deinem fleiß ein bey&#x017F;piel nehmen muß!</l><lb/>
              <l>Die go&#x0364;ttin &#x017F;elber will durch dein exempel zeigen,</l><lb/>
              <l>Wie arbeit und ver&#x017F;tand zu ihren &#x017F;cha&#x0364;tzen &#x017F;teigen.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <lg n="23">
              <l>Wir kennen deinen fleiß, den Breßlau &#x017F;chon ge&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Als kluge bu&#x0364;cher dir die lieb&#x017F;ten &#x017F;cha&#x0364;tze waren:</l><lb/>
              <l>Wir wi&#x017F;&#x017F;en, was durch ihn in Wittenberg ge&#x017F;chehn:</l><lb/>
              <l>Und was von deinem thun der Plei&#x017F;&#x017F;en-&#x017F;trand erfahren.</l><lb/>
              <l>Nur die&#x017F;es weiß man nicht, warum dein kluger gei&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Nicht la&#x0364;ng&#x017F;ten mit der po&#x017F;t dem doctor nachgerei&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Und dir ein weg beliebt, den Taps und Mops verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Die die gelehr&#x017F;amkeit nach einem brod-korb me&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jedoch,</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0293] Vermiſchte Getichte. Und ſo beherꝛſcht ihr witz den bau der groſſen welt! Der menſch, die kleine, wuͤnſcht ſich ſelber ihr regioren, So bald der muͤde puls aus ſeiner ordnung faͤllt, Und ſchmertz und ſorgen uns ins krancken-bette fuͤhren. Die diener, ſo ſie ſchickt, ſind eine engel-poſt: Man ehret ihren kram als eine zucker-koſt: Ja wenn die menſchen ſtets von hohen ſteuren klagen, So ſieht man doch zu ihr ein froͤlich opffer tragen. Begluͤcktes Cous-volck! wenn deiner ſchaͤtze pracht So unvergleichlich iſt: Euch muß das reich der erden, Wenn Hygienens gunſt von ihrem throne lacht, Und euren fleiß belohnt, ein halber himmel werden. Jhr aber! die ihr nichts als pulver reiben koͤnnt! Denckt nicht, daß euch das gluͤck dergleichen ſchaͤtze goͤnnt; Ein alt recepten-buch und kram verlegner titten Kan Hygienens gunſt nicht, wie ihr meint, erbitten. Nein! ſtimper nimmt ſie nicht zu ihren dienſten an; Verſtand, gelehrſamkeit und klugheit ſind die gaben, Durch die man ihre huld zu wege bringen kan: Wer dieſe mit ſich bringt, kan ihre ſchaͤtze haben. Gelehrter Heydenreich! verzeih, wenn dieſer ſchluß Sich itzt von deinem fleiß ein beyſpiel nehmen muß! Die goͤttin ſelber will durch dein exempel zeigen, Wie arbeit und verſtand zu ihren ſchaͤtzen ſteigen. Wir kennen deinen fleiß, den Breßlau ſchon geſehn, Als kluge buͤcher dir die liebſten ſchaͤtze waren: Wir wiſſen, was durch ihn in Wittenberg geſchehn: Und was von deinem thun der Pleiſſen-ſtrand erfahren. Nur dieſes weiß man nicht, warum dein kluger geiſt Nicht laͤngſten mit der poſt dem doctor nachgereiſt, Und dir ein weg beliebt, den Taps und Mops vergeſſen, Die die gelehrſamkeit nach einem brod-korb meſſen. Jedoch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/293
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/293>, abgerufen am 25.11.2024.