Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Derselbe mag mit recht, du wunder unsrer zeit!Dich eine friedens-stadt vor fremden ohren nennen; Diß macht dein weiser rath, der vor die wohlfahrt wacht. Die sorgeu und die müh der rechts-erfahrnen väter, Die haben deine ruh in solchen stand gebracht. Das rath-haus nähret hier nicht land- und stadt-verräther: Und nennt man gleich bey dir nicht den Justinian: Wird schon der Baldus nicht zum zeugen angenommen; Wer weiß, was künfftig noch allhier geschehen kan, Nachdem der kleine Struv ein teutsches wamst bekommen. Deßwegen bleibt bey mir die meinung fest gestellt: Du bist und heist mit recht ein zierrath dieser erden. Und wenn des glückes schluß nach meinen wünschen fällt; So must du mit der zeit ein halber himmel werden. Allein mein reim ist aus. Jhr tichter unsrer zeit! Jhr! denen hand und kiel des hofmanns geister leiten, Schreibt! weil die poesie mir nicht die krafft verleiht, Schreibt Lobeda ins buch der grauen ewigkeit! Auf einen ungereimt-beförderten. E. G. 1. WJe wunderlich spielt doch das glücke,Mit denen, die es fördern soll! Der Corydon geht an der krücke; Und dennoch klinget alles wohl: Witz, klugheit und verstand sind alle lahm geschossen; Doch helffen ihm die narren-possen. 2. Wie wunderlich spielt doch das glücke!Jhr leutgen! seht ihn nur recht an! Wo doch das herrliche geschicke, Das seinen rang verdienen kan; Jch weiß, ihr könnet nichts, als diese wörter, sagen: Den hat das glück empor getragen. 3. Wie
Vermiſchte Getichte. Derſelbe mag mit recht, du wunder unſrer zeit!Dich eine friedens-ſtadt vor fremden ohren nennen; Diß macht dein weiſer rath, der vor die wohlfahrt wacht. Die ſorgeu und die muͤh der rechts-erfahrnen vaͤter, Die haben deine ruh in ſolchen ſtand gebracht. Das rath-haus naͤhret hier nicht land- und ſtadt-verraͤther: Und nennt man gleich bey dir nicht den Juſtinian: Wird ſchon der Baldus nicht zum zeugen angenommen; Wer weiß, was kuͤnfftig noch allhier geſchehen kan, Nachdem der kleine Struv ein teutſches wamſt bekommen. Deßwegen bleibt bey mir die meinung feſt geſtellt: Du biſt und heiſt mit recht ein zierrath dieſer erden. Und wenn des gluͤckes ſchluß nach meinen wuͤnſchen faͤllt; So muſt du mit der zeit ein halber himmel werden. Allein mein reim iſt aus. Jhr tichter unſrer zeit! Jhr! denen hand und kiel des hofmanns geiſter leiten, Schreibt! weil die poeſie mir nicht die krafft verleiht, Schreibt Lobeda ins buch der grauen ewigkeit! Auf einen ungereimt-befoͤrderten. E. G. 1. WJe wunderlich ſpielt doch das gluͤcke,Mit denen, die es foͤrdern ſoll! Der Corydon geht an der kruͤcke; Und dennoch klinget alles wohl: Witz, klugheit und verſtand ſind alle lahm geſchoſſen; Doch helffen ihm die narren-poſſen. 2. Wie wunderlich ſpielt doch das gluͤcke!Jhr leutgen! ſeht ihn nur recht an! Wo doch das herꝛliche geſchicke, Das ſeinen rang verdienen kan; Jch weiß, ihr koͤnnet nichts, als dieſe woͤrter, ſagen: Den hat das gluͤck empor getragen. 3. Wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0264" n="240"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Getichte.</hi> </fw><lb/> <l>Derſelbe mag mit recht, du wunder unſrer zeit!</l><lb/> <l>Dich eine friedens-ſtadt vor fremden ohren nennen;</l><lb/> <l>Diß macht dein weiſer rath, der vor die wohlfahrt wacht.</l><lb/> <l>Die ſorgeu und die muͤh der rechts-erfahrnen vaͤter,</l><lb/> <l>Die haben deine ruh in ſolchen ſtand gebracht.</l><lb/> <l>Das rath-haus naͤhret hier nicht land- und ſtadt-verraͤther:</l><lb/> <l>Und nennt man gleich bey dir nicht den Juſtinian:</l><lb/> <l>Wird ſchon der Baldus nicht zum zeugen angenommen;</l><lb/> <l>Wer weiß, was kuͤnfftig noch allhier geſchehen kan,</l><lb/> <l>Nachdem der kleine Struv ein teutſches wamſt bekommen.</l><lb/> <l>Deßwegen bleibt bey mir die meinung feſt geſtellt:</l><lb/> <l>Du biſt und heiſt mit recht ein zierrath dieſer erden.</l><lb/> <l>Und wenn des gluͤckes ſchluß nach meinen wuͤnſchen faͤllt;</l><lb/> <l>So muſt du mit der zeit ein halber himmel werden.</l><lb/> <l>Allein mein reim iſt aus. Jhr tichter unſrer zeit!</l><lb/> <l>Jhr! denen hand und kiel des hofmanns geiſter leiten,</l><lb/> <l>Schreibt! weil die poeſie mir nicht die krafft verleiht,</l><lb/> <l>Schreibt Lobeda ins buch der grauen ewigkeit!</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Auf einen ungereimt-befoͤrderten.</hi><lb/> E. G.</head><lb/> <lg n="1"> <head>1.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">W</hi>Je wunderlich ſpielt doch das gluͤcke,</l><lb/> <l>Mit denen, die es foͤrdern ſoll!</l><lb/> <l>Der Corydon geht an der kruͤcke;</l><lb/> <l>Und dennoch klinget alles wohl:</l><lb/> <l>Witz, klugheit und verſtand ſind alle lahm geſchoſſen;</l><lb/> <l>Doch helffen ihm die narren-poſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Wie wunderlich ſpielt doch das gluͤcke!</l><lb/> <l>Jhr leutgen! ſeht ihn nur recht an!</l><lb/> <l>Wo doch das herꝛliche geſchicke,</l><lb/> <l>Das ſeinen rang verdienen kan;</l><lb/> <l>Jch weiß, ihr koͤnnet nichts, als dieſe woͤrter, ſagen:</l><lb/> <l>Den hat das gluͤck empor getragen.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">3. Wie</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0264]
Vermiſchte Getichte.
Derſelbe mag mit recht, du wunder unſrer zeit!
Dich eine friedens-ſtadt vor fremden ohren nennen;
Diß macht dein weiſer rath, der vor die wohlfahrt wacht.
Die ſorgeu und die muͤh der rechts-erfahrnen vaͤter,
Die haben deine ruh in ſolchen ſtand gebracht.
Das rath-haus naͤhret hier nicht land- und ſtadt-verraͤther:
Und nennt man gleich bey dir nicht den Juſtinian:
Wird ſchon der Baldus nicht zum zeugen angenommen;
Wer weiß, was kuͤnfftig noch allhier geſchehen kan,
Nachdem der kleine Struv ein teutſches wamſt bekommen.
Deßwegen bleibt bey mir die meinung feſt geſtellt:
Du biſt und heiſt mit recht ein zierrath dieſer erden.
Und wenn des gluͤckes ſchluß nach meinen wuͤnſchen faͤllt;
So muſt du mit der zeit ein halber himmel werden.
Allein mein reim iſt aus. Jhr tichter unſrer zeit!
Jhr! denen hand und kiel des hofmanns geiſter leiten,
Schreibt! weil die poeſie mir nicht die krafft verleiht,
Schreibt Lobeda ins buch der grauen ewigkeit!
Auf einen ungereimt-befoͤrderten.
E. G.
1.
WJe wunderlich ſpielt doch das gluͤcke,
Mit denen, die es foͤrdern ſoll!
Der Corydon geht an der kruͤcke;
Und dennoch klinget alles wohl:
Witz, klugheit und verſtand ſind alle lahm geſchoſſen;
Doch helffen ihm die narren-poſſen.
2.
Wie wunderlich ſpielt doch das gluͤcke!
Jhr leutgen! ſeht ihn nur recht an!
Wo doch das herꝛliche geſchicke,
Das ſeinen rang verdienen kan;
Jch weiß, ihr koͤnnet nichts, als dieſe woͤrter, ſagen:
Den hat das gluͤck empor getragen.
3. Wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |