Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Wie wird mir? Seh ich recht, so seh ich, grosser König! Dich in der sterblichkeit mit sternen schon bedeckt; Was du gethan, ist groß; Doch scheints für dich zu wenig, GOtt hat noch deiner macht ein höher ziel gesteckt: Du hast bißher den krieg, wie fürsten will gebühren, Für land und reich geführt; Jtzt solst du seinen führen. Schau! wie der himmel winckt, da die bedrängte schaar Von deiner mutter-stadt in neuen ängsten stehet: Da das, was einmahl schon dem tod entrissen war, Zwar dir zu theile wird, doch auch zu grunde gehet. Held! dein verdruß ist groß, der dir hierbey geschieht, Doch dieses ist weit mehr, was man hier GOtt entzieht. Brich auf und räche GOtt! Du bist darzu erwehlet, Daß du vollenden solst, was er beschlossen hat. Der irret, der den sieg nach volck und trouppen zehlet; Wem GOtt zur seiten steht, dem fehlet nicht die that. Dein feind sey, wer er will, so hat er doch erfahren, Daß wir schon offt gesiegt, auch wenn wir schwächer waren. Jedoch du gehst bereits, und öffnest eine bahn, Die dich zum wunder macht, uns ungeschickt zum loben. Die staats-list siehet dich als ihren meister an, Der spielend niedertritt, was sie mit müh erhoben: Sie hatt' Europens reich für einen nur bestimmt; Du machst, daß jeglicher ihm nur das seine nimmt. Das seh ich, grosser Held! Ach denck einmahl zurücke, Was, da man dich gecrönt, mein reim dir prophezeyt. Jch sprach, und glaube noch, es habe das gelücke Dir, oder deinem sohn, ein neues reich bereit. Du erbst ein fürstenthum der herrlichsten auf erden, Wie leichtlich kan es nicht zum königreiche werden. Es werde! rufft die Marck und dein verdienst zugleich. Der himmel setze dich zum beyspiel aller helden! Die sonne Galliens steh, wie der monde, bleich, Wenn Fama deinen sieg wird den Antillen melden! Wer aber, König! denckt bey dieser zelt an mich? Du hast, was ich gesagt; Jch lebe kümmerlich. Unter- O 5
Vermiſchte Getichte. Wie wird mir? Seh ich recht, ſo ſeh ich, groſſer Koͤnig! Dich in der ſterblichkeit mit ſternen ſchon bedeckt; Was du gethan, iſt groß; Doch ſcheints fuͤr dich zu wenig, GOtt hat noch deiner macht ein hoͤher ziel geſteckt: Du haſt bißher den krieg, wie fuͤrſten will gebuͤhren, Fuͤr land und reich gefuͤhrt; Jtzt ſolſt du ſeinen fuͤhren. Schau! wie der himmel winckt, da die bedraͤngte ſchaar Von deiner mutter-ſtadt in neuen aͤngſten ſtehet: Da das, was einmahl ſchon dem tod entriſſen war, Zwar dir zu theile wird, doch auch zu grunde gehet. Held! dein verdruß iſt groß, der dir hierbey geſchieht, Doch dieſes iſt weit mehr, was man hier GOtt entzieht. Brich auf und raͤche GOtt! Du biſt darzu erwehlet, Daß du vollenden ſolſt, was er beſchloſſen hat. Der irret, der den ſieg nach volck und trouppen zehlet; Wem GOtt zur ſeiten ſteht, dem fehlet nicht die that. Dein feind ſey, wer er will, ſo hat er doch erfahren, Daß wir ſchon offt geſiegt, auch wenn wir ſchwaͤcher waren. Jedoch du gehſt bereits, und oͤffneſt eine bahn, Die dich zum wunder macht, uns ungeſchickt zum loben. Die ſtaats-liſt ſiehet dich als ihren meiſter an, Der ſpielend niedertritt, was ſie mit muͤh erhoben: Sie hatt’ Europens reich fuͤr einen nur beſtimmt; Du machſt, daß jeglicher ihm nur das ſeine nimmt. Das ſeh ich, groſſer Held! Ach denck einmahl zuruͤcke, Was, da man dich gecroͤnt, mein reim dir prophezeyt. Jch ſprach, und glaube noch, es habe das geluͤcke Dir, oder deinem ſohn, ein neues reich bereit. Du erbſt ein fuͤrſtenthum der herꝛlichſten auf erden, Wie leichtlich kan es nicht zum koͤnigreiche werden. Es werde! rufft die Marck und dein verdienſt zugleich. Der himmel ſetze dich zum beyſpiel aller helden! Die ſonne Galliens ſteh, wie der monde, bleich, Wenn Fama deinen ſieg wird den Antillen melden! Wer aber, Koͤnig! denckt bey dieſer zelt an mich? Du haſt, was ich geſagt; Jch lebe kuͤmmerlich. Unter- O 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0241" n="217"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Getichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="13"> <l>Wie wird mir? Seh ich recht, ſo ſeh ich, groſſer Koͤnig!</l><lb/> <l>Dich in der ſterblichkeit mit ſternen ſchon bedeckt;</l><lb/> <l>Was du gethan, iſt groß; Doch ſcheints fuͤr dich zu wenig,</l><lb/> <l>GOtt hat noch deiner macht ein hoͤher ziel geſteckt:</l><lb/> <l>Du haſt bißher den krieg, wie fuͤrſten will gebuͤhren,</l><lb/> <l>Fuͤr land und reich gefuͤhrt; Jtzt ſolſt du ſeinen fuͤhren.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Schau! wie der himmel winckt, da die bedraͤngte ſchaar</l><lb/> <l>Von deiner mutter-ſtadt in neuen aͤngſten ſtehet:</l><lb/> <l>Da das, was einmahl ſchon dem tod entriſſen war,</l><lb/> <l>Zwar dir zu theile wird, doch auch zu grunde gehet.</l><lb/> <l>Held! dein verdruß iſt groß, der dir hierbey geſchieht,</l><lb/> <l>Doch dieſes iſt weit mehr, was man hier GOtt entzieht.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Brich auf und raͤche GOtt! Du biſt darzu erwehlet,</l><lb/> <l>Daß du vollenden ſolſt, was er beſchloſſen hat.</l><lb/> <l>Der irret, der den ſieg nach volck und trouppen zehlet;</l><lb/> <l>Wem GOtt zur ſeiten ſteht, dem fehlet nicht die that.</l><lb/> <l>Dein feind ſey, wer er will, ſo hat er doch erfahren,</l><lb/> <l>Daß wir ſchon offt geſiegt, auch wenn wir ſchwaͤcher waren.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Jedoch du gehſt bereits, und oͤffneſt eine bahn,</l><lb/> <l>Die dich zum wunder macht, uns ungeſchickt zum loben.</l><lb/> <l>Die ſtaats-liſt ſiehet dich als ihren meiſter an,</l><lb/> <l>Der ſpielend niedertritt, was ſie mit muͤh erhoben:</l><lb/> <l>Sie hatt’ Europens reich fuͤr einen nur beſtimmt;</l><lb/> <l>Du machſt, daß jeglicher ihm nur das ſeine nimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Das ſeh ich, groſſer Held! Ach denck einmahl zuruͤcke,</l><lb/> <l>Was, da man dich gecroͤnt, mein reim dir prophezeyt.</l><lb/> <l>Jch ſprach, und glaube noch, es habe das geluͤcke</l><lb/> <l>Dir, oder deinem ſohn, ein neues reich bereit.</l><lb/> <l>Du erbſt ein fuͤrſtenthum der herꝛlichſten auf erden,</l><lb/> <l>Wie leichtlich kan es nicht zum koͤnigreiche werden.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Es werde! rufft die Marck und dein verdienſt zugleich.</l><lb/> <l>Der himmel ſetze dich zum beyſpiel aller helden!</l><lb/> <l>Die ſonne Galliens ſteh, wie der monde, bleich,</l><lb/> <l>Wenn Fama deinen ſieg wird den Antillen melden!</l><lb/> <l>Wer aber, Koͤnig! denckt bey dieſer zelt an mich?</l><lb/> <l>Du haſt, was ich geſagt; Jch lebe kuͤmmerlich.</l> </lg> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">O 5</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Unter-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0241]
Vermiſchte Getichte.
Wie wird mir? Seh ich recht, ſo ſeh ich, groſſer Koͤnig!
Dich in der ſterblichkeit mit ſternen ſchon bedeckt;
Was du gethan, iſt groß; Doch ſcheints fuͤr dich zu wenig,
GOtt hat noch deiner macht ein hoͤher ziel geſteckt:
Du haſt bißher den krieg, wie fuͤrſten will gebuͤhren,
Fuͤr land und reich gefuͤhrt; Jtzt ſolſt du ſeinen fuͤhren.
Schau! wie der himmel winckt, da die bedraͤngte ſchaar
Von deiner mutter-ſtadt in neuen aͤngſten ſtehet:
Da das, was einmahl ſchon dem tod entriſſen war,
Zwar dir zu theile wird, doch auch zu grunde gehet.
Held! dein verdruß iſt groß, der dir hierbey geſchieht,
Doch dieſes iſt weit mehr, was man hier GOtt entzieht.
Brich auf und raͤche GOtt! Du biſt darzu erwehlet,
Daß du vollenden ſolſt, was er beſchloſſen hat.
Der irret, der den ſieg nach volck und trouppen zehlet;
Wem GOtt zur ſeiten ſteht, dem fehlet nicht die that.
Dein feind ſey, wer er will, ſo hat er doch erfahren,
Daß wir ſchon offt geſiegt, auch wenn wir ſchwaͤcher waren.
Jedoch du gehſt bereits, und oͤffneſt eine bahn,
Die dich zum wunder macht, uns ungeſchickt zum loben.
Die ſtaats-liſt ſiehet dich als ihren meiſter an,
Der ſpielend niedertritt, was ſie mit muͤh erhoben:
Sie hatt’ Europens reich fuͤr einen nur beſtimmt;
Du machſt, daß jeglicher ihm nur das ſeine nimmt.
Das ſeh ich, groſſer Held! Ach denck einmahl zuruͤcke,
Was, da man dich gecroͤnt, mein reim dir prophezeyt.
Jch ſprach, und glaube noch, es habe das geluͤcke
Dir, oder deinem ſohn, ein neues reich bereit.
Du erbſt ein fuͤrſtenthum der herꝛlichſten auf erden,
Wie leichtlich kan es nicht zum koͤnigreiche werden.
Es werde! rufft die Marck und dein verdienſt zugleich.
Der himmel ſetze dich zum beyſpiel aller helden!
Die ſonne Galliens ſteh, wie der monde, bleich,
Wenn Fama deinen ſieg wird den Antillen melden!
Wer aber, Koͤnig! denckt bey dieſer zelt an mich?
Du haſt, was ich geſagt; Jch lebe kuͤmmerlich.
Unter-
O 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |