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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Jhr, die ihr helden nicht von räubern unterscheidet,
Aus menschen götter macht, an GOtt zu tadeln findt,
Mit lobe des Trajan offt einen Nero kleidet,
Das, was der erste war, an andern nur ersinnt,
Und meint: Es gelte gleich, ein fürst sey, wie er wolle;
Lernt hier, was tugend sey! Lernt, wie man loben solle!
Jhr setzt umsonst der welt vergüldte götzen vor.
Wer weiß, warum ihr schreibt, der weiß auch, daß ihr trüget.
Singt itzund, wenn ihr könnt, nach eures helden ohr,
Da seine macht erbebt, sein trotz im staube lieget.
Der einen tag durch euch offt mehr, als Cäsar that,
Weiß heute weder sich, noch euch, noch andern rath.
Wie glücklich ist ein land, wo man die wahrheit schreibet;
Darff dencken, was man will, und sagen, was man denckt:
Wo GOtt der höchste rath, sein wort die staats-kunst bleibet:
Der Fürst den krieges-stab nach den gesetzen lenckt,
Und so, wie unser held, so offt er trifft und schläget,
Jn einer hand das schwerd und auch die rechte träget.
Wir wissen, was es ist, und nehmen durch ihn mehr,
Als wir gedencken, zu. Wenn andre sich vergehen,
Für hochmuth truncken seyn, und doch sich nicht so sehr
Durch wege der vernunfft, als falsche list, erhöhen;
So bleibet ihm der ruhm, daß Preussen sagen kan:
Das hat mein Friderich und auch sein GOtt gethan.
Die zeugen sind nicht weit. Reich, erbschafft, siege, bauen,
Hof, kirchen, ritter, staat, pracht, künste, städte, land,
Die alle sagen mehr, als wir mit augen schauen,
Und machen ihn und uns der gantzen welt bekannt.
Kaufft andre euer lob von rasenden poeten;
Hier treten thaten auf: Was ist die kunst vonnöthen?
Je mehr man schreibt; je mehr hat unser held verricht:
Eh man zu felde folgt, hört man ihn schon gewinnen.
So hoch steigt der gesang der schwachen musen nicht:
Wir brauchen zeit und jahr, was gutes auszusinnen.
Die tugend zeiget wohl, daß sie, ich rede frey,
Bey andern gästin nur, bey ihm zu hause sey.
Wie
Vermiſchte Getichte.
Jhr, die ihr helden nicht von raͤubern unterſcheidet,
Aus menſchen goͤtter macht, an GOtt zu tadeln findt,
Mit lobe des Trajan offt einen Nero kleidet,
Das, was der erſte war, an andern nur erſinnt,
Und meint: Es gelte gleich, ein fuͤrſt ſey, wie er wolle;
Lernt hier, was tugend ſey! Lernt, wie man loben ſolle!
Jhr ſetzt umſonſt der welt verguͤldte goͤtzen vor.
Wer weiß, warum ihr ſchreibt, der weiß auch, daß ihr truͤget.
Singt itzund, wenn ihr koͤnnt, nach eures helden ohr,
Da ſeine macht erbebt, ſein trotz im ſtaube lieget.
Der einen tag durch euch offt mehr, als Caͤſar that,
Weiß heute weder ſich, noch euch, noch andern rath.
Wie gluͤcklich iſt ein land, wo man die wahrheit ſchreibet;
Darff dencken, was man will, und ſagen, was man denckt:
Wo GOtt der hoͤchſte rath, ſein wort die ſtaats-kunſt bleibet:
Der Fuͤrſt den krieges-ſtab nach den geſetzen lenckt,
Und ſo, wie unſer held, ſo offt er trifft und ſchlaͤget,
Jn einer hand das ſchwerd und auch die rechte traͤget.
Wir wiſſen, was es iſt, und nehmen durch ihn mehr,
Als wir gedencken, zu. Wenn andre ſich vergehen,
Fuͤr hochmuth truncken ſeyn, und doch ſich nicht ſo ſehr
Durch wege der vernunfft, als falſche liſt, erhoͤhen;
So bleibet ihm der ruhm, daß Preuſſen ſagen kan:
Das hat mein Friderich und auch ſein GOtt gethan.
Die zeugen ſind nicht weit. Reich, erbſchafft, ſiege, bauen,
Hof, kirchen, ritter, ſtaat, pracht, kuͤnſte, ſtaͤdte, land,
Die alle ſagen mehr, als wir mit augen ſchauen,
Und machen ihn und uns der gantzen welt bekannt.
Kaufft andre euer lob von raſenden poeten;
Hier treten thaten auf: Was iſt die kunſt vonnoͤthen?
Je mehr man ſchreibt; je mehr hat unſer held verricht:
Eh man zu felde folgt, hoͤrt man ihn ſchon gewinnen.
So hoch ſteigt der geſang der ſchwachen muſen nicht:
Wir brauchen zeit und jahr, was gutes auszuſinnen.
Die tugend zeiget wohl, daß ſie, ich rede frey,
Bey andern gaͤſtin nur, bey ihm zu hauſe ſey.
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[216/0240] Vermiſchte Getichte. Jhr, die ihr helden nicht von raͤubern unterſcheidet, Aus menſchen goͤtter macht, an GOtt zu tadeln findt, Mit lobe des Trajan offt einen Nero kleidet, Das, was der erſte war, an andern nur erſinnt, Und meint: Es gelte gleich, ein fuͤrſt ſey, wie er wolle; Lernt hier, was tugend ſey! Lernt, wie man loben ſolle! Jhr ſetzt umſonſt der welt verguͤldte goͤtzen vor. Wer weiß, warum ihr ſchreibt, der weiß auch, daß ihr truͤget. Singt itzund, wenn ihr koͤnnt, nach eures helden ohr, Da ſeine macht erbebt, ſein trotz im ſtaube lieget. Der einen tag durch euch offt mehr, als Caͤſar that, Weiß heute weder ſich, noch euch, noch andern rath. Wie gluͤcklich iſt ein land, wo man die wahrheit ſchreibet; Darff dencken, was man will, und ſagen, was man denckt: Wo GOtt der hoͤchſte rath, ſein wort die ſtaats-kunſt bleibet: Der Fuͤrſt den krieges-ſtab nach den geſetzen lenckt, Und ſo, wie unſer held, ſo offt er trifft und ſchlaͤget, Jn einer hand das ſchwerd und auch die rechte traͤget. Wir wiſſen, was es iſt, und nehmen durch ihn mehr, Als wir gedencken, zu. Wenn andre ſich vergehen, Fuͤr hochmuth truncken ſeyn, und doch ſich nicht ſo ſehr Durch wege der vernunfft, als falſche liſt, erhoͤhen; So bleibet ihm der ruhm, daß Preuſſen ſagen kan: Das hat mein Friderich und auch ſein GOtt gethan. Die zeugen ſind nicht weit. Reich, erbſchafft, ſiege, bauen, Hof, kirchen, ritter, ſtaat, pracht, kuͤnſte, ſtaͤdte, land, Die alle ſagen mehr, als wir mit augen ſchauen, Und machen ihn und uns der gantzen welt bekannt. Kaufft andre euer lob von raſenden poeten; Hier treten thaten auf: Was iſt die kunſt vonnoͤthen? Je mehr man ſchreibt; je mehr hat unſer held verricht: Eh man zu felde folgt, hoͤrt man ihn ſchon gewinnen. So hoch ſteigt der geſang der ſchwachen muſen nicht: Wir brauchen zeit und jahr, was gutes auszuſinnen. Die tugend zeiget wohl, daß ſie, ich rede frey, Bey andern gaͤſtin nur, bey ihm zu hauſe ſey. Wie

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/240>, abgerufen am 27.11.2024.