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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.

Jch steige nicht so hoch, und bleibe nur bey dingen,
Die zwar unsterblich sind, doch einen tag geschehn.
Man sucht umsonst, dein lob auf einmahl auszutragen:
Wer einen tag besingt, hat schon genug zu sagen.

Rom war mit jahren groß, Augustus mit der zeit,
Und beyde sind durch geitz und vieles blut gestiegen.
Dich führt die tugend auf, und führt dich schon so weit,
Daß keiner dir getraut, mit ehren nachzufliegen.
Dort strich man jeden held mit höhern farben an;
Hier ist es kunst genung, wenn man dich treffen kan.
Wie weit ist doch der ruhm der Griechen nicht erschollen,
Der mit Persepolis auch seinen witz verbrannt?
Ach! hätt er so, wie du, der tugend folgen sollen,
So wär uns wohl vielleicht sein nahme wohl bekannt.
Was ihn berühmt gemacht, war andern abgedrungen;
Die grösse deines reichs ist aus dir selbst entsprungen.
Kein saurer bürger-schweiß hat deinen thron benetzt.
Was wir darbey gethan, war wünschen, flehn und beten:
Wir hatten dich darauf im hertzen zwar gesetzt;
Doch eh' es möglich schien, hattst du ihn schon betreten.
Du thätst es ohne zwang, und doch aus eigner macht:
Ein tag hat uns zur ruh, dich auf den thron gebracht.
O segens-voller tag! der nun zum drittenmahle
Kommt, und so offt er kommt, auch neue wunder zeigt.
Dein könig, Brandenburg! blitzt mit des himmels strahle,
Und hat dennoch ein hertz, das sich zur erden beugt.
Er schreckt, er schlägt, er tritt Europens feinde nieder:
GOtt giebt er heute sich, macht, ehr und crone wieder.
Das werck ist ungemein, daß er sich selbst gecrönt;
Doch, was er damahls that, wünscht mancher noch zu können.
Das ist viel herrlicher, daß er sein thun verhöhnt:
Den könig niederlegt: Den sieger weiß zu nennen:
Dort nahm er, was ihm GOtt aus milder huld verhengt;
Hier ist er schon so reich, daß er zurücke schenckt.
Jhr,
O 4

Vermiſchte Getichte.

Jch ſteige nicht ſo hoch, und bleibe nur bey dingen,
Die zwar unſterblich ſind, doch einen tag geſchehn.
Man ſucht umſonſt, dein lob auf einmahl auszutragen:
Wer einen tag beſingt, hat ſchon genug zu ſagen.

Rom war mit jahren groß, Auguſtus mit der zeit,
Und beyde ſind durch geitz und vieles blut geſtiegen.
Dich fuͤhrt die tugend auf, und fuͤhrt dich ſchon ſo weit,
Daß keiner dir getraut, mit ehren nachzufliegen.
Dort ſtrich man jeden held mit hoͤhern farben an;
Hier iſt es kunſt genung, wenn man dich treffen kan.
Wie weit iſt doch der ruhm der Griechen nicht erſchollen,
Der mit Perſepolis auch ſeinen witz verbrannt?
Ach! haͤtt er ſo, wie du, der tugend folgen ſollen,
So waͤr uns wohl vielleicht ſein nahme wohl bekannt.
Was ihn beruͤhmt gemacht, war andern abgedrungen;
Die groͤſſe deines reichs iſt aus dir ſelbſt entſprungen.
Kein ſaurer buͤrger-ſchweiß hat deinen thron benetzt.
Was wir darbey gethan, war wuͤnſchen, flehn und beten:
Wir hatten dich darauf im hertzen zwar geſetzt;
Doch eh’ es moͤglich ſchien, hattſt du ihn ſchon betreten.
Du thaͤtſt es ohne zwang, und doch aus eigner macht:
Ein tag hat uns zur ruh, dich auf den thron gebracht.
O ſegens-voller tag! der nun zum drittenmahle
Kommt, und ſo offt er kommt, auch neue wunder zeigt.
Dein koͤnig, Brandenburg! blitzt mit des himmels ſtrahle,
Und hat dennoch ein hertz, das ſich zur erden beugt.
Er ſchreckt, er ſchlaͤgt, er tritt Europens feinde nieder:
GOtt giebt er heute ſich, macht, ehr und crone wieder.
Das werck iſt ungemein, daß er ſich ſelbſt gecroͤnt;
Doch, was er damahls that, wuͤnſcht mancher noch zu koͤnnen.
Das iſt viel herꝛlicher, daß er ſein thun verhoͤhnt:
Den koͤnig niederlegt: Den ſieger weiß zu nennen:
Dort nahm er, was ihm GOtt aus milder huld verhengt;
Hier iſt er ſchon ſo reich, daß er zuruͤcke ſchenckt.
Jhr,
O 4
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[215/0239] Vermiſchte Getichte. Jch ſteige nicht ſo hoch, und bleibe nur bey dingen, Die zwar unſterblich ſind, doch einen tag geſchehn. Man ſucht umſonſt, dein lob auf einmahl auszutragen: Wer einen tag beſingt, hat ſchon genug zu ſagen. Rom war mit jahren groß, Auguſtus mit der zeit, Und beyde ſind durch geitz und vieles blut geſtiegen. Dich fuͤhrt die tugend auf, und fuͤhrt dich ſchon ſo weit, Daß keiner dir getraut, mit ehren nachzufliegen. Dort ſtrich man jeden held mit hoͤhern farben an; Hier iſt es kunſt genung, wenn man dich treffen kan. Wie weit iſt doch der ruhm der Griechen nicht erſchollen, Der mit Perſepolis auch ſeinen witz verbrannt? Ach! haͤtt er ſo, wie du, der tugend folgen ſollen, So waͤr uns wohl vielleicht ſein nahme wohl bekannt. Was ihn beruͤhmt gemacht, war andern abgedrungen; Die groͤſſe deines reichs iſt aus dir ſelbſt entſprungen. Kein ſaurer buͤrger-ſchweiß hat deinen thron benetzt. Was wir darbey gethan, war wuͤnſchen, flehn und beten: Wir hatten dich darauf im hertzen zwar geſetzt; Doch eh’ es moͤglich ſchien, hattſt du ihn ſchon betreten. Du thaͤtſt es ohne zwang, und doch aus eigner macht: Ein tag hat uns zur ruh, dich auf den thron gebracht. O ſegens-voller tag! der nun zum drittenmahle Kommt, und ſo offt er kommt, auch neue wunder zeigt. Dein koͤnig, Brandenburg! blitzt mit des himmels ſtrahle, Und hat dennoch ein hertz, das ſich zur erden beugt. Er ſchreckt, er ſchlaͤgt, er tritt Europens feinde nieder: GOtt giebt er heute ſich, macht, ehr und crone wieder. Das werck iſt ungemein, daß er ſich ſelbſt gecroͤnt; Doch, was er damahls that, wuͤnſcht mancher noch zu koͤnnen. Das iſt viel herꝛlicher, daß er ſein thun verhoͤhnt: Den koͤnig niederlegt: Den ſieger weiß zu nennen: Dort nahm er, was ihm GOtt aus milder huld verhengt; Hier iſt er ſchon ſo reich, daß er zuruͤcke ſchenckt. Jhr, O 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/239>, abgerufen am 27.11.2024.