Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. Vermischte Getichte. ARIA. Wider das ungeduldige murren. C. H. v. H. 1. MAn muß dem himmel weichen,Und vor der sternen krafft Die schlaffen seegel streichen: Des glückes eigenschafft Verfolget harte sinnen: Hier hilfft kein streit, kein krieg, Man kan allhier den sieg Nur mit geduld gewinnen. 2. Denn flucht ihr aufs geschickeSo häufft ihr straf und schuld, Und euer ungelücke Wird gros durch ungeduld. Die starcke macht von oben Verlacht der menschen wuth, Die mit erbostem muth Auf ihr verhängniß toben. 3. Klagt ihr die flüchtigkeitenDer guten stunden an: Sprecht ihr, der lauff der zeiten, Hab euch gewalt gethan; Wo wolt ihr recht erlangen? Wer will der richter seyn? Wird eure seelen-pein Dadurch ein end empfangen? 4. Und
Vermiſchte Getichte. Vermiſchte Getichte. ARIA. Wider das ungeduldige murren. C. H. v. H. 1. MAn muß dem himmel weichen,Und vor der ſternen krafft Die ſchlaffen ſeegel ſtreichen: Des gluͤckes eigenſchafft Verfolget harte ſinnen: Hier hilfft kein ſtreit, kein krieg, Man kan allhier den ſieg Nur mit geduld gewinnen. 2. Denn flucht ihr aufs geſchickeSo haͤufft ihr ſtraf und ſchuld, Und euer ungeluͤcke Wird gros durch ungeduld. Die ſtarcke macht von oben Verlacht der menſchen wuth, Die mit erboſtem muth Auf ihr verhaͤngniß toben. 3. Klagt ihr die fluͤchtigkeitenDer guten ſtunden an: Sprecht ihr, der lauff der zeiten, Hab euch gewalt gethan; Wo wolt ihr recht erlangen? Wer will der richter ſeyn? Wird eure ſeelen-pein Dadurch ein end empfangen? 4. Und
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Vermiſchte Getichte.
Vermiſchte Getichte.
ARIA.
Wider das ungeduldige murren.
C. H. v. H.
1.
MAn muß dem himmel weichen,
Und vor der ſternen krafft
Die ſchlaffen ſeegel ſtreichen:
Des gluͤckes eigenſchafft
Verfolget harte ſinnen:
Hier hilfft kein ſtreit, kein krieg,
Man kan allhier den ſieg
Nur mit geduld gewinnen.
2.
Denn flucht ihr aufs geſchicke
So haͤufft ihr ſtraf und ſchuld,
Und euer ungeluͤcke
Wird gros durch ungeduld.
Die ſtarcke macht von oben
Verlacht der menſchen wuth,
Die mit erboſtem muth
Auf ihr verhaͤngniß toben.
3.
Klagt ihr die fluͤchtigkeiten
Der guten ſtunden an:
Sprecht ihr, der lauff der zeiten,
Hab euch gewalt gethan;
Wo wolt ihr recht erlangen?
Wer will der richter ſeyn?
Wird eure ſeelen-pein
Dadurch ein end empfangen?
4. Und
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