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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Nicht ehrsucht, nicht begier, auf erden groß zu seyn,
Bewog das graue haupt, im bauen sich zu üben;
Die liebe gegen GOtt hat ihn darzu getrieben:
Der unterthanen heyl gab ihm den vorsatz ein.
Hier steht des HErren haus, die steine mögen sagen,
Was Joas hier gebaut, was Eßra hier gethan:
Zeigt nicht der schöne thurm, als wie ein finger, an,
Wohin der theure geist stets seine lust getragen?
Das heist, was GOtt geschenckt, zu seinem dienste weyhn.
Wie seelig ist der bau, den solche hände führen!
Da drückt die ewigkeit des glaubens denck-spruch ein:
Den felsen soll auch nicht der höllen-pforte rühren.
Da Schlesien das schwerd an statt der sichel hielt,
Empfand Mühl-Rädlitz auch, was krieg und feinde waren;
Doch der hoch-seelige hat nach den eisern jahren,
Diß väterliche theil mit wohlfarth angefüllt.
Augustus hatte nur ein Rom von thon bekommen,
Und hinterließ es doch von marmel aufgericht;
Zwar steiget der von Mohl auf diese staffeln nicht:
Doch hat sein gut durch ihn so herrlich zugenommen,
Daß man sein lob mit recht in festen marmor gräbt,
Weil er, wie Joseph, offt das korn-haus aufgeschlossen,
Den seinen, nicht sich selbst, zur nutzbarkeit gelebt,
Und zwar des bauens-last, doch nicht die lust, genossen.
Ach! daß sein lebens-band den untergang gesehn!
Die zeit beschneyt mit moos unnütze pyramiden,
Und will der tugend selbst des todes fessel schmieden.
O schicksal voller schmertz! jedoch es muß geschehn!
Wie kan ein hoher geist in Kedars hütten bleiben,
Und in der sterblichkeit des Mesechs sclave seyn?
Die seele reist zuletzt des leibes kercker ein,
Und muß der glieder rest der erden einverleiben.
So gehe, theurer Mohl! geh in dein letztes haus!
Laß hier, was sterblich ist, in dieser kammer liegen!
Wir alle ruffen nach: Dein bauen ist zwar aus;
Dort aber wird den geist ein ewigs haus vergnügen.
Mich
Begraͤbniß-Getichte.
Nicht ehrſucht, nicht begier, auf erden groß zu ſeyn,
Bewog das graue haupt, im bauen ſich zu uͤben;
Die liebe gegen GOtt hat ihn darzu getrieben:
Der unterthanen heyl gab ihm den vorſatz ein.
Hier ſteht des HErren haus, die ſteine moͤgen ſagen,
Was Joas hier gebaut, was Eßra hier gethan:
Zeigt nicht der ſchoͤne thurm, als wie ein finger, an,
Wohin der theure geiſt ſtets ſeine luſt getragen?
Das heiſt, was GOtt geſchenckt, zu ſeinem dienſte weyhn.
Wie ſeelig iſt der bau, den ſolche haͤnde fuͤhren!
Da druͤckt die ewigkeit des glaubens denck-ſpruch ein:
Den felſen ſoll auch nicht der hoͤllen-pforte ruͤhren.
Da Schleſien das ſchwerd an ſtatt der ſichel hielt,
Empfand Muͤhl-Raͤdlitz auch, was krieg und feinde waren;
Doch der hoch-ſeelige hat nach den eiſern jahren,
Diß vaͤterliche theil mit wohlfarth angefuͤllt.
Auguſtus hatte nur ein Rom von thon bekommen,
Und hinterließ es doch von marmel aufgericht;
Zwar ſteiget der von Mohl auf dieſe ſtaffeln nicht:
Doch hat ſein gut durch ihn ſo herꝛlich zugenommen,
Daß man ſein lob mit recht in feſten marmor graͤbt,
Weil er, wie Joſeph, offt das korn-haus aufgeſchloſſen,
Den ſeinen, nicht ſich ſelbſt, zur nutzbarkeit gelebt,
Und zwar des bauens-laſt, doch nicht die luſt, genoſſen.
Ach! daß ſein lebens-band den untergang geſehn!
Die zeit beſchneyt mit moos unnuͤtze pyramiden,
Und will der tugend ſelbſt des todes feſſel ſchmieden.
O ſchickſal voller ſchmertz! jedoch es muß geſchehn!
Wie kan ein hoher geiſt in Kedars huͤtten bleiben,
Und in der ſterblichkeit des Meſechs ſclave ſeyn?
Die ſeele reiſt zuletzt des leibes kercker ein,
Und muß der glieder reſt der erden einverleiben.
So gehe, theurer Mohl! geh in dein letztes haus!
Laß hier, was ſterblich iſt, in dieſer kammer liegen!
Wir alle ruffen nach: Dein bauen iſt zwar aus;
Dort aber wird den geiſt ein ewigs haus vergnuͤgen.
Mich
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[174/0198] Begraͤbniß-Getichte. Nicht ehrſucht, nicht begier, auf erden groß zu ſeyn, Bewog das graue haupt, im bauen ſich zu uͤben; Die liebe gegen GOtt hat ihn darzu getrieben: Der unterthanen heyl gab ihm den vorſatz ein. Hier ſteht des HErren haus, die ſteine moͤgen ſagen, Was Joas hier gebaut, was Eßra hier gethan: Zeigt nicht der ſchoͤne thurm, als wie ein finger, an, Wohin der theure geiſt ſtets ſeine luſt getragen? Das heiſt, was GOtt geſchenckt, zu ſeinem dienſte weyhn. Wie ſeelig iſt der bau, den ſolche haͤnde fuͤhren! Da druͤckt die ewigkeit des glaubens denck-ſpruch ein: Den felſen ſoll auch nicht der hoͤllen-pforte ruͤhren. Da Schleſien das ſchwerd an ſtatt der ſichel hielt, Empfand Muͤhl-Raͤdlitz auch, was krieg und feinde waren; Doch der hoch-ſeelige hat nach den eiſern jahren, Diß vaͤterliche theil mit wohlfarth angefuͤllt. Auguſtus hatte nur ein Rom von thon bekommen, Und hinterließ es doch von marmel aufgericht; Zwar ſteiget der von Mohl auf dieſe ſtaffeln nicht: Doch hat ſein gut durch ihn ſo herꝛlich zugenommen, Daß man ſein lob mit recht in feſten marmor graͤbt, Weil er, wie Joſeph, offt das korn-haus aufgeſchloſſen, Den ſeinen, nicht ſich ſelbſt, zur nutzbarkeit gelebt, Und zwar des bauens-laſt, doch nicht die luſt, genoſſen. Ach! daß ſein lebens-band den untergang geſehn! Die zeit beſchneyt mit moos unnuͤtze pyramiden, Und will der tugend ſelbſt des todes feſſel ſchmieden. O ſchickſal voller ſchmertz! jedoch es muß geſchehn! Wie kan ein hoher geiſt in Kedars huͤtten bleiben, Und in der ſterblichkeit des Meſechs ſclave ſeyn? Die ſeele reiſt zuletzt des leibes kercker ein, Und muß der glieder reſt der erden einverleiben. So gehe, theurer Mohl! geh in dein letztes haus! Laß hier, was ſterblich iſt, in dieſer kammer liegen! Wir alle ruffen nach: Dein bauen iſt zwar aus; Dort aber wird den geiſt ein ewigs haus vergnuͤgen. Mich

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/198>, abgerufen am 27.11.2024.