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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.

Ach! was hat er, wie es scheinet,
Nicht für mich an euch gewandt!
Phöbus muste sich offt kräncken,
Wenig klang von uns ihm wohl;
Aber Fuchs wieß, wie man dencken,
Wie man artig sprechen soll.



Er vermied die stoltzen grillen,
Die so manchen Jcarus
Seinen kopff mit winde füllen,
Und viel ohren mit verdruß;
Was er sagte, war natürlich,
Und dennoch dabey so schön,
Daß es, Plato! kaum so zierlich
Könt aus deinem munde gehn.


Darff ich mich von kleinen dingen,
Die doch mehr, als menschlich seyn,
Gar zu unserm helden schwingen,
So trifft herr und diener ein.
Friedrich muste Teutschland lehren,
Wie man Gallien bekriegt;
Fuchs hat zu der Teutschen ehren
Franckreichs witz und kunst besiegt.


Arme redner und poeten!
Kanitz sanck ins grabes nacht:
Kanitz, der die Teutschen flöten
Auf den höchsten thon gebracht:
Heute muß auch Fuchs verbleichen,
Fuchs, der redner preiß und eron:
Und so zieht in zweyen leichen
Unser gantzer ruhm davon.


Ach daß ich doch könte schreiben!
Doch die feder scheut das licht.
Vers

Begraͤbniß-Getichte.

Ach! was hat er, wie es ſcheinet,
Nicht fuͤr mich an euch gewandt!
Phoͤbus muſte ſich offt kraͤncken,
Wenig klang von uns ihm wohl;
Aber Fuchs wieß, wie man dencken,
Wie man artig ſprechen ſoll.



Er vermied die ſtoltzen grillen,
Die ſo manchen Jcarus
Seinen kopff mit winde fuͤllen,
Und viel ohren mit verdruß;
Was er ſagte, war natuͤrlich,
Und dennoch dabey ſo ſchoͤn,
Daß es, Plato! kaum ſo zierlich
Koͤnt aus deinem munde gehn.


Darff ich mich von kleinen dingen,
Die doch mehr, als menſchlich ſeyn,
Gar zu unſerm helden ſchwingen,
So trifft herꝛ und diener ein.
Friedrich muſte Teutſchland lehren,
Wie man Gallien bekriegt;
Fuchs hat zu der Teutſchen ehren
Franckreichs witz und kunſt beſiegt.


Arme redner und poeten!
Kanitz ſanck ins grabes nacht:
Kanitz, der die Teutſchen floͤten
Auf den hoͤchſten thon gebracht:
Heute muß auch Fuchs verbleichen,
Fuchs, der redner preiß und eron:
Und ſo zieht in zweyen leichen
Unſer gantzer ruhm davon.


Ach daß ich doch koͤnte ſchreiben!
Doch die feder ſcheut das licht.
Vers
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[162/0186] Begraͤbniß-Getichte. Ach! was hat er, wie es ſcheinet, Nicht fuͤr mich an euch gewandt! Phoͤbus muſte ſich offt kraͤncken, Wenig klang von uns ihm wohl; Aber Fuchs wieß, wie man dencken, Wie man artig ſprechen ſoll. Er vermied die ſtoltzen grillen, Die ſo manchen Jcarus Seinen kopff mit winde fuͤllen, Und viel ohren mit verdruß; Was er ſagte, war natuͤrlich, Und dennoch dabey ſo ſchoͤn, Daß es, Plato! kaum ſo zierlich Koͤnt aus deinem munde gehn. Darff ich mich von kleinen dingen, Die doch mehr, als menſchlich ſeyn, Gar zu unſerm helden ſchwingen, So trifft herꝛ und diener ein. Friedrich muſte Teutſchland lehren, Wie man Gallien bekriegt; Fuchs hat zu der Teutſchen ehren Franckreichs witz und kunſt beſiegt. Arme redner und poeten! Kanitz ſanck ins grabes nacht: Kanitz, der die Teutſchen floͤten Auf den hoͤchſten thon gebracht: Heute muß auch Fuchs verbleichen, Fuchs, der redner preiß und eron: Und ſo zieht in zweyen leichen Unſer gantzer ruhm davon. Ach daß ich doch koͤnte ſchreiben! Doch die feder ſcheut das licht. Vers

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/186>, abgerufen am 28.11.2024.