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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Und kocht aus wermuth selbst, was zucker gleichen kan:
Kein niederträchtig schmertz mag seine sinnen fesseln,
Weil er die freudigkeit als seine schwester küßt,
Und die vergnügung ihm das halbe leben ist.



Jm schachte findt man gold, und in der asche gluth.
Der Mohr fischt aus der see das theure perlen-gut;
Wo aber soll der mensch vergnügungs-schätze graben?
Der nimmer-satte geist lacht seinen klumpen an,
Das marck der erden ist, was ihn vergnügen kan,
Und was die hände füllt, soll auch das hertze laben.
Allein, wie schwärmt der geist bey dieser eitelkeit?
Er bleibt ein selave doch auch in den göldnen banden,
Des reichthums überfluß frißt die zufriedenheit,
Wenn vor den schatz kein schutz in gluth und raub vorhanden,
Daß offt ein leeres hertz beym vollen kasten liegt,
Und diese worte seufftzt: Hier lebt man unvergnügt.


Ein andrer speiset sich mit einer hand-voll wind,
Wenn pracht und herrlichkeit sein ander leben sind;
Allein die ehrsucht springt wie leichte wasser-blasen.
Offt wird vor diamant nur bley und glas getauscht,
Wenn hoheit durch das glück, wie eine fluth verrauscht,
Und unglücks-donner offt auf cron und scepter rasen.
Viel suchen ihre ruh in hoher wissenschafft,
Die auch ein Salomon als leeres stückwerck preiset.
Ein weicher Sybarit lächzt nur nach trauben-safft,
Obgleich Egyptens topff nur coloquinten speiset.
Ach! sagt, ihr sterblichen! wo wird man nun vergnügt?
Wenn hier vor perl und kern nur schaum und schaale liegt.


Der himmel bleibet wohl der seelen höchstes gut:
Der macht uns recht vergnügt, wenn die geweyhte gluth,
Die aus dem hertzen bricht, nur nach den wolcken steiget.
Doch ausser diesem ist der ehe süßigkeit
Ein

Hochzeit-Getichte.

Und kocht aus wermuth ſelbſt, was zucker gleichen kan:
Kein niedertraͤchtig ſchmertz mag ſeine ſinnen feſſeln,
Weil er die freudigkeit als ſeine ſchweſter kuͤßt,
Und die vergnuͤgung ihm das halbe leben iſt.



Jm ſchachte findt man gold, und in der aſche gluth.
Der Mohr fiſcht aus der ſee das theure perlen-gut;
Wo aber ſoll der menſch vergnuͤgungs-ſchaͤtze graben?
Der nimmer-ſatte geiſt lacht ſeinen klumpen an,
Das marck der erden iſt, was ihn vergnuͤgen kan,
Und was die haͤnde fuͤllt, ſoll auch das hertze laben.
Allein, wie ſchwaͤrmt der geiſt bey dieſer eitelkeit?
Er bleibt ein ſelave doch auch in den goͤldnen banden,
Des reichthums uͤberfluß frißt die zufriedenheit,
Wenn vor den ſchatz kein ſchutz in gluth und raub vorhanden,
Daß offt ein leeres hertz beym vollen kaſten liegt,
Und dieſe worte ſeufftzt: Hier lebt man unvergnuͤgt.


Ein andrer ſpeiſet ſich mit einer hand-voll wind,
Wenn pracht und herꝛlichkeit ſein ander leben ſind;
Allein die ehrſucht ſpringt wie leichte waſſer-blaſen.
Offt wird vor diamant nur bley und glas getauſcht,
Wenn hoheit durch das gluͤck, wie eine fluth verrauſcht,
Und ungluͤcks-donner offt auf cron und ſcepter raſen.
Viel ſuchen ihre ruh in hoher wiſſenſchafft,
Die auch ein Salomon als leeres ſtuͤckwerck preiſet.
Ein weicher Sybarit laͤchzt nur nach trauben-ſafft,
Obgleich Egyptens topff nur coloquinten ſpeiſet.
Ach! ſagt, ihr ſterblichen! wo wird man nun vergnuͤgt?
Wenn hier vor perl und kern nur ſchaum und ſchaale liegt.


Der himmel bleibet wohl der ſeelen hoͤchſtes gut:
Der macht uns recht vergnuͤgt, wenn die geweyhte gluth,
Die aus dem hertzen bricht, nur nach den wolcken ſteiget.
Doch auſſer dieſem iſt der ehe ſuͤßigkeit
Ein
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[141/0165] Hochzeit-Getichte. Und kocht aus wermuth ſelbſt, was zucker gleichen kan: Kein niedertraͤchtig ſchmertz mag ſeine ſinnen feſſeln, Weil er die freudigkeit als ſeine ſchweſter kuͤßt, Und die vergnuͤgung ihm das halbe leben iſt. Jm ſchachte findt man gold, und in der aſche gluth. Der Mohr fiſcht aus der ſee das theure perlen-gut; Wo aber ſoll der menſch vergnuͤgungs-ſchaͤtze graben? Der nimmer-ſatte geiſt lacht ſeinen klumpen an, Das marck der erden iſt, was ihn vergnuͤgen kan, Und was die haͤnde fuͤllt, ſoll auch das hertze laben. Allein, wie ſchwaͤrmt der geiſt bey dieſer eitelkeit? Er bleibt ein ſelave doch auch in den goͤldnen banden, Des reichthums uͤberfluß frißt die zufriedenheit, Wenn vor den ſchatz kein ſchutz in gluth und raub vorhanden, Daß offt ein leeres hertz beym vollen kaſten liegt, Und dieſe worte ſeufftzt: Hier lebt man unvergnuͤgt. Ein andrer ſpeiſet ſich mit einer hand-voll wind, Wenn pracht und herꝛlichkeit ſein ander leben ſind; Allein die ehrſucht ſpringt wie leichte waſſer-blaſen. Offt wird vor diamant nur bley und glas getauſcht, Wenn hoheit durch das gluͤck, wie eine fluth verrauſcht, Und ungluͤcks-donner offt auf cron und ſcepter raſen. Viel ſuchen ihre ruh in hoher wiſſenſchafft, Die auch ein Salomon als leeres ſtuͤckwerck preiſet. Ein weicher Sybarit laͤchzt nur nach trauben-ſafft, Obgleich Egyptens topff nur coloquinten ſpeiſet. Ach! ſagt, ihr ſterblichen! wo wird man nun vergnuͤgt? Wenn hier vor perl und kern nur ſchaum und ſchaale liegt. Der himmel bleibet wohl der ſeelen hoͤchſtes gut: Der macht uns recht vergnuͤgt, wenn die geweyhte gluth, Die aus dem hertzen bricht, nur nach den wolcken ſteiget. Doch auſſer dieſem iſt der ehe ſuͤßigkeit Ein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/165>, abgerufen am 28.11.2024.