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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.
Drum schielt er, wie ein luchs, durchsuchet stub' und spind,
Versperret hof und hauß, und heißt das liebe kind
Fein früh zu bette gehn. Jn wahrheit, wohl getroffen!
Die thüren schließt er zu, das hertze läßt er offen.
Wo bleibet Furius, der durch des himmels macht
Ein treues weib besitzt, die er dennoch veracht?
Der stets geliebt will seyn, nicht aber wieder lieben,
Nichts duldet, und doch selbst sich will im zancken üben?
Ach! daß ein solcher mann doch seinen aufenthalt
Nicht in den wäldern sucht? Jedoch was für ein wald
Ernährt ein solches thier? Wo sieht man wilde bären,
Wie grimmig sie auch sind, der buhlin fleisch verzehren?
Wo wirfft ein erocodil, und wo ein tiegerthier,
Dem weibgen, das es liebt, stets seine mängel für?
Und doch thut es der mensch. O Max! ich muß nur schweigen,
Jch möchte sonsten hier mehr, als ich folte, zeigen,
Du kennst die herren nun. Geh hin! es bleibt dabey,
Daß unkraut unter uns, wie unter frauen, sey:
Und daß ein kluger mann offt engel auch aus drachen,
Ein böser, teufel kan aus guten engeln machen.
Mein Goldbeck! sage nun, ob dich die müh' gereut,
Mit der du so viel jahr nach deiner braut gefreyt?
Jch weiß, du bist zu klug, daß du dich solst vergehen,
Und nicht allzeit, wie itzt, ihr wahres lob gestehen.
Es ist uns zu bekannt, und dieser stadt zugleich:
Sie macht dich nicht an geld, und doch an glücke reich:
Und wären wir gleich selbst dazu bestimmt gewesen,
So hätten wir dir doch nichts bessers auserlesen.
Ach! so empfange denn, was GOtt mit dir vereint,
Mit so viel danckbarkeit, als er es gut gemeint.
Streich alle sorgen hin, und laß die spötter lernen:
Daß heil und segen sich nie von vernunfft entfernen;
Daß, was ein weiser baut, kein sturm zurücke treibt;
Der stand der keuschen eh' die süßte bündniß bleibt;
Und noch, wie ehermahls, der welt zu trotz und hohne,
Der liebe reiner geist auch unter menschen wohne.
Die
Hochzeit-Getichte.
Drum ſchielt er, wie ein luchs, durchſuchet ſtub’ und ſpind,
Verſperret hof und hauß, und heißt das liebe kind
Fein fruͤh zu bette gehn. Jn wahrheit, wohl getroffen!
Die thuͤren ſchließt er zu, das hertze laͤßt er offen.
Wo bleibet Furius, der durch des himmels macht
Ein treues weib beſitzt, die er dennoch veracht?
Der ſtets geliebt will ſeyn, nicht aber wieder lieben,
Nichts duldet, und doch ſelbſt ſich will im zancken uͤben?
Ach! daß ein ſolcher mann doch ſeinen aufenthalt
Nicht in den waͤldern ſucht? Jedoch was fuͤr ein wald
Ernaͤhrt ein ſolches thier? Wo ſieht man wilde baͤren,
Wie grimmig ſie auch ſind, der buhlin fleiſch verzehren?
Wo wirfft ein erocodil, und wo ein tiegerthier,
Dem weibgen, das es liebt, ſtets ſeine maͤngel fuͤr?
Und doch thut es der menſch. O Max! ich muß nur ſchweigen,
Jch moͤchte ſonſten hier mehr, als ich folte, zeigen,
Du kennſt die herren nun. Geh hin! es bleibt dabey,
Daß unkraut unter uns, wie unter frauen, ſey:
Und daß ein kluger mann offt engel auch aus drachen,
Ein boͤſer, teufel kan aus guten engeln machen.
Mein Goldbeck! ſage nun, ob dich die muͤh’ gereut,
Mit der du ſo viel jahr nach deiner braut gefreyt?
Jch weiß, du biſt zu klug, daß du dich ſolſt vergehen,
Und nicht allzeit, wie itzt, ihr wahres lob geſtehen.
Es iſt uns zu bekannt, und dieſer ſtadt zugleich:
Sie macht dich nicht an geld, und doch an gluͤcke reich:
Und waͤren wir gleich ſelbſt dazu beſtimmt geweſen,
So haͤtten wir dir doch nichts beſſers auserleſen.
Ach! ſo empfange denn, was GOtt mit dir vereint,
Mit ſo viel danckbarkeit, als er es gut gemeint.
Streich alle ſorgen hin, und laß die ſpoͤtter lernen:
Daß heil und ſegen ſich nie von vernunfft entfernen;
Daß, was ein weiſer baut, kein ſturm zuruͤcke treibt;
Der ſtand der keuſchen eh’ die ſuͤßte buͤndniß bleibt;
Und noch, wie ehermahls, der welt zu trotz und hohne,
Der liebe reiner geiſt auch unter menſchen wohne.
Die
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[109/0133] Hochzeit-Getichte. Drum ſchielt er, wie ein luchs, durchſuchet ſtub’ und ſpind, Verſperret hof und hauß, und heißt das liebe kind Fein fruͤh zu bette gehn. Jn wahrheit, wohl getroffen! Die thuͤren ſchließt er zu, das hertze laͤßt er offen. Wo bleibet Furius, der durch des himmels macht Ein treues weib beſitzt, die er dennoch veracht? Der ſtets geliebt will ſeyn, nicht aber wieder lieben, Nichts duldet, und doch ſelbſt ſich will im zancken uͤben? Ach! daß ein ſolcher mann doch ſeinen aufenthalt Nicht in den waͤldern ſucht? Jedoch was fuͤr ein wald Ernaͤhrt ein ſolches thier? Wo ſieht man wilde baͤren, Wie grimmig ſie auch ſind, der buhlin fleiſch verzehren? Wo wirfft ein erocodil, und wo ein tiegerthier, Dem weibgen, das es liebt, ſtets ſeine maͤngel fuͤr? Und doch thut es der menſch. O Max! ich muß nur ſchweigen, Jch moͤchte ſonſten hier mehr, als ich folte, zeigen, Du kennſt die herren nun. Geh hin! es bleibt dabey, Daß unkraut unter uns, wie unter frauen, ſey: Und daß ein kluger mann offt engel auch aus drachen, Ein boͤſer, teufel kan aus guten engeln machen. Mein Goldbeck! ſage nun, ob dich die muͤh’ gereut, Mit der du ſo viel jahr nach deiner braut gefreyt? Jch weiß, du biſt zu klug, daß du dich ſolſt vergehen, Und nicht allzeit, wie itzt, ihr wahres lob geſtehen. Es iſt uns zu bekannt, und dieſer ſtadt zugleich: Sie macht dich nicht an geld, und doch an gluͤcke reich: Und waͤren wir gleich ſelbſt dazu beſtimmt geweſen, So haͤtten wir dir doch nichts beſſers auserleſen. Ach! ſo empfange denn, was GOtt mit dir vereint, Mit ſo viel danckbarkeit, als er es gut gemeint. Streich alle ſorgen hin, und laß die ſpoͤtter lernen: Daß heil und ſegen ſich nie von vernunfft entfernen; Daß, was ein weiſer baut, kein ſturm zuruͤcke treibt; Der ſtand der keuſchen eh’ die ſuͤßte buͤndniß bleibt; Und noch, wie ehermahls, der welt zu trotz und hohne, Der liebe reiner geiſt auch unter menſchen wohne. Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/133>, abgerufen am 27.11.2024.