Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Getichte.
Riposto kommt in sarg, wir müssen alle dran,
Wer ist, der ihn zuletzt am todos hindern kan?


Auf zwey pucklichte ehleute.
G. S.
HJer straft herr Pocquelin, und sein ihm gleiches kind,
Dieselbe alle lügen,
Die dieser falschen meinung sind:
Daß zwey gebürge sich nie recht zusammen fügen.


Auf einen reichen hahn-rey.
G. S.
DEin prächtiger pallast,
Der schönen kinder meng', und alles, was du hast,
Bleibt ohne widerspruch stets deine.
Deßwegen läßt dich auch ein jeder gern in ruh:
Dein nettes weib alleine
Steht anderu leuten zu.


Auf eine vermeinte hermaphroditin.
SElbst Hercules wagt sich nicht leicht an zwey:
Drum, Fulvia! sprich nicht, daß ich zu furchtsam sey;
Weil unter deinem hemd, ach! solt' ich nicht erschrecken?
Ein mann und weib zugleich verborgen stecken.


Von der geistlichen liebe der Cloris.
G. S.
DJe Cloris läßt die hofe-leute fahren,
Und läßt die pfaffen nur in ihre kammer ein.
Damit die flammen noch, so vormahls weltlich waren,
Vor ihrem ende geistlich seyn.
Von
Sinn-Getichte.
Ripoſto kommt in ſarg, wir muͤſſen alle dran,
Wer iſt, der ihn zuletzt am todos hindern kan?


Auf zwey pucklichte ehleute.
G. S.
HJer ſtraft herꝛ Pocquelin, und ſein ihm gleiches kind,
Dieſelbe alle luͤgen,
Die dieſer falſchen meinung ſind:
Daß zwey gebuͤrge ſich nie recht zuſammen fuͤgen.


Auf einen reichen hahn-rey.
G. S.
DEin praͤchtiger pallaſt,
Der ſchoͤnen kinder meng’, und alles, was du haſt,
Bleibt ohne widerſpruch ſtets deine.
Deßwegen laͤßt dich auch ein jeder gern in ruh:
Dein nettes weib alleine
Steht anderu leuten zu.


Auf eine vermeinte hermaphroditin.
SElbſt Hercules wagt ſich nicht leicht an zwey:
Drum, Fulvia! ſprich nicht, daß ich zu furchtſam ſey;
Weil unter deinem hemd, ach! ſolt’ ich nicht erſchrecken?
Ein mann und weib zugleich verborgen ſtecken.


Von der geiſtlichen liebe der Cloris.
G. S.
DJe Cloris laͤßt die hofe-leute fahren,
Und laͤßt die pfaffen nur in ihre kammer ein.
Damit die flammen noch, ſo vormahls weltlich waren,
Vor ihrem ende geiſtlich ſeyn.
Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0115" n="91"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Getichte.</hi> </fw><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">Ripo&#x017F;to</hi> kommt in &#x017F;arg, wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle dran,</l><lb/>
          <l>Wer i&#x017F;t, der ihn zuletzt am <hi rendition="#aq">todos</hi> hindern kan?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf zwey pucklichte ehleute.</hi><lb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">G. S.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer &#x017F;traft her&#xA75B; Pocquelin, und &#x017F;ein ihm gleiches kind,</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;elbe alle lu&#x0364;gen,</l><lb/>
          <l>Die die&#x017F;er fal&#x017F;chen meinung &#x017F;ind:</l><lb/>
          <l>Daß zwey gebu&#x0364;rge &#x017F;ich nie recht zu&#x017F;ammen fu&#x0364;gen.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf einen reichen hahn-rey.</hi><lb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">G. S.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Ein pra&#x0364;chtiger palla&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;cho&#x0364;nen kinder meng&#x2019;, und alles, was du ha&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Bleibt ohne wider&#x017F;pruch &#x017F;tets deine.</l><lb/>
          <l>Deßwegen la&#x0364;ßt dich auch ein jeder gern in ruh:</l><lb/>
          <l>Dein nettes weib alleine</l><lb/>
          <l>Steht anderu leuten zu.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auf eine vermeinte hermaphroditin.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>Elb&#x017F;t Hercules wagt &#x017F;ich nicht leicht an zwey:</l><lb/>
          <l>Drum, Fulvia! &#x017F;prich nicht, daß ich zu furcht&#x017F;am &#x017F;ey;</l><lb/>
          <l>Weil unter deinem hemd, ach! &#x017F;olt&#x2019; ich nicht er&#x017F;chrecken?</l><lb/>
          <l>Ein mann und weib zugleich verborgen &#x017F;tecken.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Von der gei&#x017F;tlichen liebe der Cloris.</hi><lb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">G. S.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Cloris la&#x0364;ßt die hofe-leute fahren,</l><lb/>
          <l>Und la&#x0364;ßt die pfaffen nur in ihre kammer ein.</l><lb/>
          <l>Damit die flammen noch, &#x017F;o vormahls weltlich waren,</l><lb/>
          <l>Vor ihrem ende gei&#x017F;tlich &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Von</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0115] Sinn-Getichte. Ripoſto kommt in ſarg, wir muͤſſen alle dran, Wer iſt, der ihn zuletzt am todos hindern kan? Auf zwey pucklichte ehleute. G. S. HJer ſtraft herꝛ Pocquelin, und ſein ihm gleiches kind, Dieſelbe alle luͤgen, Die dieſer falſchen meinung ſind: Daß zwey gebuͤrge ſich nie recht zuſammen fuͤgen. Auf einen reichen hahn-rey. G. S. DEin praͤchtiger pallaſt, Der ſchoͤnen kinder meng’, und alles, was du haſt, Bleibt ohne widerſpruch ſtets deine. Deßwegen laͤßt dich auch ein jeder gern in ruh: Dein nettes weib alleine Steht anderu leuten zu. Auf eine vermeinte hermaphroditin. SElbſt Hercules wagt ſich nicht leicht an zwey: Drum, Fulvia! ſprich nicht, daß ich zu furchtſam ſey; Weil unter deinem hemd, ach! ſolt’ ich nicht erſchrecken? Ein mann und weib zugleich verborgen ſtecken. Von der geiſtlichen liebe der Cloris. G. S. DJe Cloris laͤßt die hofe-leute fahren, Und laͤßt die pfaffen nur in ihre kammer ein. Damit die flammen noch, ſo vormahls weltlich waren, Vor ihrem ende geiſtlich ſeyn. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/115
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/115>, abgerufen am 23.11.2024.