Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Das sind allhier die besten gaben;Wer auf dem unverstande lebt, Will freylich gern auch einen gradum haben. Nur eines fällt mir ein: Jhr professores laßt das doctor-machen seyn; Denn wo man es wird länger treiben, So kan kein burschen-mägdgen übrig bleiben. Grabschrifft eines ketzer-machers. EJn flegel, der den schwarm der falschen ketzer schlug,E. G. Ein pfeiler, der den bau des himmels auf sich trug, Ein helm der elerisey, der kirchen pallisade, Der pfaffen trommel-spiel, der thorheit retirade, Der schreiber corporal, des papstes stecken-knecht, Ein zelt, wo neid und haß, und aberglauben zecht: Des teufels tummel-platz, der sünder marquetender, Der boßheit freund und feind, ein sacrament-verschwender, Der faulen prediger geliebtes pulver-horn, Der eyfrer general, der müden zäncker sporn, Schweigt itzt und ruht allhier; Zum deutlichen exempel, Daß uns Jrenens schloß, der göldne friedens-tempel, Offt mitten in sich schließt, wenn man am härtsten kämpfft. Er disputirt nicht mehr, die hitz ist gantz gedämpfft; Es hat sein müder geist den frieden angenommen, Nachdem er unverhofft in ketzer-himmel kommen. Auf das alombre-spiel. ALombre spielt mit uns der blasse schatten-mann:G. v. A. Er geht mit spaten ein, die uns das grab bereiten, Läst manchen matador der kranckheit uns bestreiten. Kein läugnen gilt, kein könig nützt, Kein gano hilfft, kein basta schützt; Riposto
Sinn-Getichte. Das ſind allhier die beſten gaben;Wer auf dem unverſtande lebt, Will freylich gern auch einen gradum haben. Nur eines faͤllt mir ein: Jhr profeſſores laßt das doctor-machen ſeyn; Denn wo man es wird laͤnger treiben, So kan kein burſchen-maͤgdgen uͤbrig bleiben. Grabſchrifft eines ketzer-machers. EJn flegel, der den ſchwarm der falſchen ketzer ſchlug,E. G. Ein pfeiler, der den bau des himmels auf ſich trug, Ein helm der eleriſey, der kirchen palliſade, Der pfaffen trommel-ſpiel, der thorheit retirade, Der ſchreiber corporal, des papſtes ſtecken-knecht, Ein zelt, wo neid und haß, und aberglauben zecht: Des teufels tummel-platz, der ſuͤnder marquetender, Der boßheit freund und feind, ein ſacrament-verſchwender, Der faulen prediger geliebtes pulver-horn, Der eyfrer general, der muͤden zaͤncker ſporn, Schweigt itzt und ruht allhier; Zum deutlichen exempel, Daß uns Jrenens ſchloß, der goͤldne friedens-tempel, Offt mitten in ſich ſchließt, wenn man am haͤrtſten kaͤmpfft. Er diſputirt nicht mehr, die hitz iſt gantz gedaͤmpfft; Es hat ſein muͤder geiſt den frieden angenommen, Nachdem er unverhofft in ketzer-himmel kommen. Auf das alombre-ſpiel. ALombre ſpielt mit uns der blaſſe ſchatten-mann:G. v. A. Er geht mit ſpaten ein, die uns das grab bereiten, Laͤſt manchen matador der kranckheit uns beſtreiten. Kein laͤugnen gilt, kein koͤnig nuͤtzt, Kein gano hilfft, kein baſta ſchuͤtzt; Ripoſto
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0114" n="90"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Getichte.</hi> </fw><lb/> <l>Das ſind allhier die beſten gaben;</l><lb/> <l>Wer auf dem unverſtande lebt,</l><lb/> <l>Will freylich gern auch einen <hi rendition="#aq">gradum</hi> haben.</l><lb/> <l>Nur eines faͤllt mir ein:</l><lb/> <l>Jhr <hi rendition="#aq">profeſſores</hi> laßt das doctor-machen ſeyn;</l><lb/> <l>Denn wo man es wird laͤnger treiben,</l><lb/> <l>So kan kein burſchen-maͤgdgen uͤbrig bleiben.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Grabſchrifft eines ketzer-machers.</hi><lb/> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">E. G.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn flegel, der den ſchwarm der falſchen ketzer ſchlug,</l><lb/> <l>Ein pfeiler, der den bau des himmels auf ſich trug,</l><lb/> <l>Ein helm der eleriſey, der kirchen palliſade,</l><lb/> <l>Der pfaffen trommel-ſpiel, der thorheit retirade,</l><lb/> <l>Der ſchreiber corporal, des papſtes ſtecken-knecht,</l><lb/> <l>Ein zelt, wo neid und haß, und aberglauben zecht:</l><lb/> <l>Des teufels tummel-platz, der ſuͤnder marquetender,</l><lb/> <l>Der boßheit freund und feind, ein ſacrament-verſchwender,</l><lb/> <l>Der faulen prediger geliebtes pulver-horn,</l><lb/> <l>Der eyfrer general, der muͤden zaͤncker ſporn,</l><lb/> <l>Schweigt itzt und ruht allhier; Zum deutlichen exempel,</l><lb/> <l>Daß uns Jrenens ſchloß, der goͤldne friedens-tempel,</l><lb/> <l>Offt mitten in ſich ſchließt, wenn man am haͤrtſten kaͤmpfft.</l><lb/> <l>Er diſputirt nicht mehr, die hitz iſt gantz gedaͤmpfft;</l><lb/> <l>Es hat ſein muͤder geiſt den frieden angenommen,</l><lb/> <l>Nachdem er unverhofft in ketzer-himmel kommen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Auf das alombre-ſpiel.</hi><lb/> G. v. A.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">A</hi>Lombre ſpielt mit uns der blaſſe ſchatten-mann:</l><lb/> <l>Er geht mit ſpaten ein, die uns das grab bereiten,</l><lb/> <l>Laͤſt manchen <hi rendition="#aq">matador</hi> der kranckheit uns beſtreiten.</l><lb/> <l>Kein laͤugnen gilt, kein koͤnig nuͤtzt,</l><lb/> <l>Kein <hi rendition="#aq">gano</hi> hilfft, kein <hi rendition="#aq">baſta</hi> ſchuͤtzt;</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Ripoſto</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [90/0114]
Sinn-Getichte.
Das ſind allhier die beſten gaben;
Wer auf dem unverſtande lebt,
Will freylich gern auch einen gradum haben.
Nur eines faͤllt mir ein:
Jhr profeſſores laßt das doctor-machen ſeyn;
Denn wo man es wird laͤnger treiben,
So kan kein burſchen-maͤgdgen uͤbrig bleiben.
Grabſchrifft eines ketzer-machers.
E. G.
EJn flegel, der den ſchwarm der falſchen ketzer ſchlug,
Ein pfeiler, der den bau des himmels auf ſich trug,
Ein helm der eleriſey, der kirchen palliſade,
Der pfaffen trommel-ſpiel, der thorheit retirade,
Der ſchreiber corporal, des papſtes ſtecken-knecht,
Ein zelt, wo neid und haß, und aberglauben zecht:
Des teufels tummel-platz, der ſuͤnder marquetender,
Der boßheit freund und feind, ein ſacrament-verſchwender,
Der faulen prediger geliebtes pulver-horn,
Der eyfrer general, der muͤden zaͤncker ſporn,
Schweigt itzt und ruht allhier; Zum deutlichen exempel,
Daß uns Jrenens ſchloß, der goͤldne friedens-tempel,
Offt mitten in ſich ſchließt, wenn man am haͤrtſten kaͤmpfft.
Er diſputirt nicht mehr, die hitz iſt gantz gedaͤmpfft;
Es hat ſein muͤder geiſt den frieden angenommen,
Nachdem er unverhofft in ketzer-himmel kommen.
Auf das alombre-ſpiel.
G. v. A.
ALombre ſpielt mit uns der blaſſe ſchatten-mann:
Er geht mit ſpaten ein, die uns das grab bereiten,
Laͤſt manchen matador der kranckheit uns beſtreiten.
Kein laͤugnen gilt, kein koͤnig nuͤtzt,
Kein gano hilfft, kein baſta ſchuͤtzt;
Ripoſto
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/114 |
Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/114>, abgerufen am 16.07.2024. |