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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Sinn-Getichte.
Du bist vorlängst dazu erkohren,
Drum hat die gütige natur
Dich gleich, als du zur welt gebohren,
An statt der waden nur mit linien versehn.


Auf einen unzeitigen criticum.
E. G.
JCh hab' im leben stets viel urthel abgefaßt,
Und jeden, der was schrieb, verwegen angetast.
Allein weil ich das recht gar selten recht gesprochen,
So hat itzt über mir der tod den stab gebrochen.


Als Marcolphus verse machen wolte.
E. G.
MArcolphus solt' unlängst begräbniß-verse schreiben.
Weil er nun gerne wolt' ein guter tichter seyn,
Und starcke träncke sonst geschickte reime treiben;
Erkaufft er sich zuvor ein maas zwey-groschen-wein.
Denn wolt' er noch darauf zur tichter queck-brunn hincken;
Allein er war berauscht, drum fehlt er in dem trincken,
Und traff ich weiß nicht was vor eine mist-pfütz an;
Was wunder, wann er nun, wie frösche, fingen kan?


Auf einen alchymisten.
E. G.
DEr alte Pantalon sucht stets der weisen stein,
Und will vor aller welt ein haupt-gelehrter seyn.
Allein wo gleich und gleich sich auch bey ihm verbinden,
Wird man den narren-stein in seinem kopffe finden.
Der
F 4
Sinn-Getichte.
Du biſt vorlaͤngſt dazu erkohren,
Drum hat die guͤtige natur
Dich gleich, als du zur welt gebohren,
An ſtatt der waden nur mit linien verſehn.


Auf einen unzeitigen criticum.
E. G.
JCh hab’ im leben ſtets viel urthel abgefaßt,
Und jeden, der was ſchrieb, verwegen angetaſt.
Allein weil ich das recht gar ſelten recht geſprochen,
So hat itzt uͤber mir der tod den ſtab gebrochen.


Als Marcolphus verſe machen wolte.
E. G.
MArcolphus ſolt’ unlaͤngſt begraͤbniß-verſe ſchreiben.
Weil er nun gerne wolt’ ein guter tichter ſeyn,
Und ſtarcke traͤncke ſonſt geſchickte reime treiben;
Erkaufft er ſich zuvor ein maas zwey-groſchen-wein.
Denn wolt’ er noch darauf zur tichter queck-brunn hincken;
Allein er war berauſcht, drum fehlt er in dem trincken,
Und traff ich weiß nicht was vor eine miſt-pfuͤtz an;
Was wunder, wann er nun, wie froͤſche, fingen kan?


Auf einen alchymiſten.
E. G.
DEr alte Pantalon ſucht ſtets der weiſen ſtein,
Und will vor aller welt ein haupt-gelehrter ſeyn.
Allein wo gleich und gleich ſich auch bey ihm verbinden,
Wird man den narren-ſtein in ſeinem kopffe finden.
Der
F 4
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[87/0111] Sinn-Getichte. Du biſt vorlaͤngſt dazu erkohren, Drum hat die guͤtige natur Dich gleich, als du zur welt gebohren, An ſtatt der waden nur mit linien verſehn. Auf einen unzeitigen criticum. E. G. JCh hab’ im leben ſtets viel urthel abgefaßt, Und jeden, der was ſchrieb, verwegen angetaſt. Allein weil ich das recht gar ſelten recht geſprochen, So hat itzt uͤber mir der tod den ſtab gebrochen. Als Marcolphus verſe machen wolte. E. G. MArcolphus ſolt’ unlaͤngſt begraͤbniß-verſe ſchreiben. Weil er nun gerne wolt’ ein guter tichter ſeyn, Und ſtarcke traͤncke ſonſt geſchickte reime treiben; Erkaufft er ſich zuvor ein maas zwey-groſchen-wein. Denn wolt’ er noch darauf zur tichter queck-brunn hincken; Allein er war berauſcht, drum fehlt er in dem trincken, Und traff ich weiß nicht was vor eine miſt-pfuͤtz an; Was wunder, wann er nun, wie froͤſche, fingen kan? Auf einen alchymiſten. E. G. DEr alte Pantalon ſucht ſtets der weiſen ſtein, Und will vor aller welt ein haupt-gelehrter ſeyn. Allein wo gleich und gleich ſich auch bey ihm verbinden, Wird man den narren-ſtein in ſeinem kopffe finden. Der F 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/111>, abgerufen am 27.11.2024.