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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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verliebte Gedichte.
Verzeiht mir, was vorher ist unter uns geschehn,
Wacht wohl, ich geh wohin, wo sie mich nicht kan sehn.


An Roselinden,
Als sie einen alten mann nehmen wolte.
JCh schreibe, was vielleicht dir zorn erregen kan,
Jndem die jugend dir itzund fast gantz zuwider;
Doch weiß ich eben nicht, was sie doch dir gethan,
Du fahest ja vorher nicht so auf alle glieder.
Doch itzund ist bey dir der vorsatz fest gestellt,
Kein junger mann soll dir, als braut, die lippen küssen;
Ein alter soll es seyn, der dich zu frieden stellt,
Und gegen welchen du in liebe wilst zerfliessen.
Jch weiß nicht, was dir doch muß im gehirne seyn,
Du pflegtest sonsten ja von den itzt lieben alten,
Die eine junge frau sehr sparsamlich erfreun,
Und von derselben gunst nicht eben viel zu halten.
Nun ist das blat gewendt, nun ist ein junger mann,
Dir, gleichfalls junges kind! ein dorn in deinen augen;
Ein alter aber ists, aus dem dein auge kan
Das liebes trieseneth mit vollem schlunge sangen.
Was rath hierbey zu thun? ich weiß gewiß nicht wie
Jch dir die phantasie soll aus dem kopffe bringen?
Bist du zu sehr verpflicht, so kost es zuviel müh,
Und doch beredet dich nicht mein getreues singen.
Was fang ich anders an? ich weiß nicht was ich thu,
Noch was ich soll vor trost bey diesen zeilen haben;
Er trincket allbereit dir seine liebe zu,
Und wünschet sich nur bald an deiner brust zu laben.
Wilst du denn irgend gar valet der erdeu-bahn,
Und aller ihrer lust mit deinem alten geben?
Stimmst du auch irgend schon ein sterbe-liedgen an?
Und wilst mit ihm forthin, als wie im closter leben?
So laß ichs gerne zu, daß du noch auf der welt,
Ein fleischern engel wilst aus liebes-busse werden:
So gehts, wer sich zu erst zuviel ans lieben hält,
Der hüst hernach davor mit heuchelnden gebehrden.
Zum
A 4
verliebte Gedichte.
Verzeiht mir, was vorher iſt unter uns geſchehn,
Wacht wohl, ich geh wohin, wo ſie mich nicht kan ſehn.


An Roſelinden,
Als ſie einen alten mann nehmen wolte.
JCh ſchreibe, was vielleicht dir zorn erregen kan,
Jndem die jugend dir itzund faſt gantz zuwider;
Doch weiß ich eben nicht, was ſie doch dir gethan,
Du faheſt ja vorher nicht ſo auf alle glieder.
Doch itzund iſt bey dir der vorſatz feſt geſtellt,
Kein junger mann ſoll dir, als braut, die lippen kuͤſſen;
Ein alter ſoll es ſeyn, der dich zu frieden ſtellt,
Und gegen welchen du in liebe wilſt zerflieſſen.
Jch weiß nicht, was dir doch muß im gehirne ſeyn,
Du pflegteſt ſonſten ja von den itzt lieben alten,
Die eine junge frau ſehr ſparſamlich erfreun,
Und von derſelben gunſt nicht eben viel zu halten.
Nun iſt das blat gewendt, nun iſt ein junger mann,
Dir, gleichfalls junges kind! ein dorn in deinen augen;
Ein alter aber iſts, aus dem dein auge kan
Das liebes trieſeneth mit vollem ſchlunge ſangen.
Was rath hierbey zu thun? ich weiß gewiß nicht wie
Jch dir die phantaſie ſoll aus dem kopffe bringen?
Biſt du zu ſehr verpflicht, ſo koſt es zuviel muͤh,
Und doch beredet dich nicht mein getreues ſingen.
Was fang ich anders an? ich weiß nicht was ich thu,
Noch was ich ſoll vor troſt bey dieſen zeilen haben;
Er trincket allbereit dir ſeine liebe zu,
Und wuͤnſchet ſich nur bald an deiner bruſt zu laben.
Wilſt du denn irgend gar valet der erdeu-bahn,
Und aller ihrer luſt mit deinem alten geben?
Stimmſt du auch irgend ſchon ein ſterbe-liedgen an?
Und wilſt mit ihm forthin, als wie im cloſter leben?
So laß ichs gerne zu, daß du noch auf der welt,
Ein fleiſchern engel wilſt aus liebes-buſſe werden:
So gehts, wer ſich zu erſt zuviel ans lieben haͤlt,
Der huͤſt hernach davor mit heuchelnden gebehrden.
Zum
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[7/0009] verliebte Gedichte. Verzeiht mir, was vorher iſt unter uns geſchehn, Wacht wohl, ich geh wohin, wo ſie mich nicht kan ſehn. An Roſelinden, Als ſie einen alten mann nehmen wolte. JCh ſchreibe, was vielleicht dir zorn erregen kan, Jndem die jugend dir itzund faſt gantz zuwider; Doch weiß ich eben nicht, was ſie doch dir gethan, Du faheſt ja vorher nicht ſo auf alle glieder. Doch itzund iſt bey dir der vorſatz feſt geſtellt, Kein junger mann ſoll dir, als braut, die lippen kuͤſſen; Ein alter ſoll es ſeyn, der dich zu frieden ſtellt, Und gegen welchen du in liebe wilſt zerflieſſen. Jch weiß nicht, was dir doch muß im gehirne ſeyn, Du pflegteſt ſonſten ja von den itzt lieben alten, Die eine junge frau ſehr ſparſamlich erfreun, Und von derſelben gunſt nicht eben viel zu halten. Nun iſt das blat gewendt, nun iſt ein junger mann, Dir, gleichfalls junges kind! ein dorn in deinen augen; Ein alter aber iſts, aus dem dein auge kan Das liebes trieſeneth mit vollem ſchlunge ſangen. Was rath hierbey zu thun? ich weiß gewiß nicht wie Jch dir die phantaſie ſoll aus dem kopffe bringen? Biſt du zu ſehr verpflicht, ſo koſt es zuviel muͤh, Und doch beredet dich nicht mein getreues ſingen. Was fang ich anders an? ich weiß nicht was ich thu, Noch was ich ſoll vor troſt bey dieſen zeilen haben; Er trincket allbereit dir ſeine liebe zu, Und wuͤnſchet ſich nur bald an deiner bruſt zu laben. Wilſt du denn irgend gar valet der erdeu-bahn, Und aller ihrer luſt mit deinem alten geben? Stimmſt du auch irgend ſchon ein ſterbe-liedgen an? Und wilſt mit ihm forthin, als wie im cloſter leben? So laß ichs gerne zu, daß du noch auf der welt, Ein fleiſchern engel wilſt aus liebes-buſſe werden: So gehts, wer ſich zu erſt zuviel ans lieben haͤlt, Der huͤſt hernach davor mit heuchelnden gebehrden. Zum A 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/9>, abgerufen am 11.12.2024.