Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Hochzeit-Gedichte. Welch hagel oder eiß dämpfft Aetnens heiße gluth?Wenn darff Encelades die flammen nicht bewegen? Wenn muß der heckel-berg die flammen niederlegen? Wenn weicht Vesuvius der stärcksten regenfluth? Was? sprach der kühne Mars; dis ist nur schatten-spiel, Bringt schwere bomben her und schwärmende carcassen, Laßt mörsel und carthaun erzörntes feuer fassen, Sengt, brennet, schiest und trefft in das gesetzte ziel; Denn geht und schaut die frucht von meinem eifer an, Und sagt, wenn jung und alt in warmen blute schwitzen: Ob nicht mein pulver mehr als alle donner blitzen, Und selbst den strengen Nord in hitze setzen kan? Die Pallas schützte sich mit gleicher tapfferkeit Und sprach: Ein kluger geist, der keiner last gewichen, Und den die tugend selbst mit anmuth angestrichen, Jst auch bey winters-zeit von flammen nicht befreyt. Er spielt als diamant mit strahlen in der welt, Vermischet wind und sturm mit holden frühlings-blicken, Und weiß das glücke selbst mit künsten zu berücken: Drum sag ich, daß der sieg auf meine seite fällt. Jch weiß nicht, was auch schon der hinckende Vulcan Bey diesem götter-streit gedachte beyzusetzen, Dis sah ich, daß er kaum die zunge konte wetzen, Da griff ihn Venus schon mit diesen worten an: Halt inne, lahmer gott! und ihr auch insgesamt, Eur reden ist umsonst, eur zancken nur vergebens; Wie offt hat meine brunst die fackel eures lebens Mit hertz-verliebter glut, ihr götter! angeflammt? Sagt, ob nicht Jupiter zu meinen füßen sanck, Als er bald gold, bald schwan, bald wieder guckguck worden? Wo bliebst du, frecher Mars! mit deinen krieges-horden, Als mein erhitztes feur durch deine lenden drang? Du, Pallas! fluchst allein noch meiner liebes-macht, Du meynst der weisheit safft der erden einzugiessen; Muß aber nicht dein volck wie schwaches wachs zerflieffen, Wenn mein beseelter blitz um seine glieder kracht? Jch mag nicht länger euch mit zanck beschwerlich seyn: Jch will den augenblick, ihr götter! kundbar machen, Daß
Hochzeit-Gedichte. Welch hagel oder eiß daͤmpfft Aetnens heiße gluth?Wenn darff Encelades die flammen nicht bewegen? Wenn muß der heckel-berg die flammen niederlegen? Wenn weicht Veſuvius der ſtaͤrckſten regenfluth? Was? ſprach der kuͤhne Mars; dis iſt nur ſchatten-ſpiel, Bringt ſchwere bomben her und ſchwaͤrmende carcaſſen, Laßt moͤrſel und carthaun erzoͤrntes feuer faſſen, Sengt, brennet, ſchieſt und trefft in das geſetzte ziel; Denn geht und ſchaut die frucht von meinem eifer an, Und ſagt, wenn jung und alt in warmen blute ſchwitzen: Ob nicht mein pulver mehr als alle donner blitzen, Und ſelbſt den ſtrengen Nord in hitze ſetzen kan? Die Pallas ſchuͤtzte ſich mit gleicher tapfferkeit Und ſprach: Ein kluger geiſt, der keiner laſt gewichen, Und den die tugend ſelbſt mit anmuth angeſtrichen, Jſt auch bey winters-zeit von flammen nicht befreyt. Er ſpielt als diamant mit ſtrahlen in der welt, Vermiſchet wind und ſturm mit holden fruͤhlings-blicken, Und weiß das gluͤcke ſelbſt mit kuͤnſten zu beruͤcken: Drum ſag ich, daß der ſieg auf meine ſeite faͤllt. Jch weiß nicht, was auch ſchon der hinckende Vulcan Bey dieſem goͤtter-ſtreit gedachte beyzuſetzen, Dis ſah ich, daß er kaum die zunge konte wetzen, Da griff ihn Venus ſchon mit dieſen worten an: Halt inne, lahmer gott! und ihr auch insgeſamt, Eur reden iſt umſonſt, eur zancken nur vergebens; Wie offt hat meine brunſt die fackel eures lebens Mit hertz-verliebter glut, ihr goͤtter! angeflammt? Sagt, ob nicht Jupiter zu meinen fuͤßen ſanck, Als er bald gold, bald ſchwan, bald wieder guckguck worden? Wo bliebſt du, frecher Mars! mit deinen krieges-horden, Als mein erhitztes feur durch deine lenden drang? Du, Pallas! fluchſt allein noch meiner liebes-macht, Du meynſt der weisheit ſafft der erden einzugieſſen; Muß aber nicht dein volck wie ſchwaches wachs zerflieffen, Wenn mein beſeelter blitz um ſeine glieder kracht? Jch mag nicht laͤnger euch mit zanck beſchwerlich ſeyn: Jch will den augenblick, ihr goͤtter! kundbar machen, Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0088" n="86"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Welch hagel oder eiß daͤmpfft Aetnens heiße gluth?</l><lb/> <l>Wenn darff Encelades die flammen nicht bewegen?</l><lb/> <l>Wenn muß der heckel-berg die flammen niederlegen?</l><lb/> <l>Wenn weicht Veſuvius der ſtaͤrckſten regenfluth?</l><lb/> <l>Was? ſprach der kuͤhne Mars; dis iſt nur ſchatten-ſpiel,</l><lb/> <l>Bringt ſchwere bomben her und ſchwaͤrmende carcaſſen,</l><lb/> <l>Laßt moͤrſel und carthaun erzoͤrntes feuer faſſen,</l><lb/> <l>Sengt, brennet, ſchieſt und trefft in das geſetzte ziel;</l><lb/> <l>Denn geht und ſchaut die frucht von meinem eifer an,</l><lb/> <l>Und ſagt, wenn jung und alt in warmen blute ſchwitzen:</l><lb/> <l>Ob nicht mein pulver mehr als alle donner blitzen,</l><lb/> <l>Und ſelbſt den ſtrengen Nord in hitze ſetzen kan?</l><lb/> <l>Die Pallas ſchuͤtzte ſich mit gleicher tapfferkeit</l><lb/> <l>Und ſprach: Ein kluger geiſt, der keiner laſt gewichen,</l><lb/> <l>Und den die tugend ſelbſt mit anmuth angeſtrichen,</l><lb/> <l>Jſt auch bey winters-zeit von flammen nicht befreyt.</l><lb/> <l>Er ſpielt als diamant mit ſtrahlen in der welt,</l><lb/> <l>Vermiſchet wind und ſturm mit holden fruͤhlings-blicken,</l><lb/> <l>Und weiß das gluͤcke ſelbſt mit kuͤnſten zu beruͤcken:</l><lb/> <l>Drum ſag ich, daß der ſieg auf meine ſeite faͤllt.</l><lb/> <l>Jch weiß nicht, was auch ſchon der hinckende Vulcan</l><lb/> <l>Bey dieſem goͤtter-ſtreit gedachte beyzuſetzen,</l><lb/> <l>Dis ſah ich, daß er kaum die zunge konte wetzen,</l><lb/> <l>Da griff ihn Venus ſchon mit dieſen worten an:</l><lb/> <l>Halt inne, lahmer gott! und ihr auch insgeſamt,</l><lb/> <l>Eur reden iſt umſonſt, eur zancken nur vergebens;</l><lb/> <l>Wie offt hat meine brunſt die fackel eures lebens</l><lb/> <l>Mit hertz-verliebter glut, ihr goͤtter! angeflammt?</l><lb/> <l>Sagt, ob nicht Jupiter zu meinen fuͤßen ſanck,</l><lb/> <l>Als er bald gold, bald ſchwan, bald wieder guckguck worden?</l><lb/> <l>Wo bliebſt du, frecher Mars! mit deinen krieges-horden,</l><lb/> <l>Als mein erhitztes feur durch deine lenden drang?</l><lb/> <l>Du, Pallas! fluchſt allein noch meiner liebes-macht,</l><lb/> <l>Du meynſt der weisheit ſafft der erden einzugieſſen;</l><lb/> <l>Muß aber nicht dein volck wie ſchwaches wachs zerflieffen,</l><lb/> <l>Wenn mein beſeelter blitz um ſeine glieder kracht?</l><lb/> <l>Jch mag nicht laͤnger euch mit zanck beſchwerlich ſeyn:</l><lb/> <l>Jch will den augenblick, ihr goͤtter! kundbar machen,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [86/0088]
Hochzeit-Gedichte.
Welch hagel oder eiß daͤmpfft Aetnens heiße gluth?
Wenn darff Encelades die flammen nicht bewegen?
Wenn muß der heckel-berg die flammen niederlegen?
Wenn weicht Veſuvius der ſtaͤrckſten regenfluth?
Was? ſprach der kuͤhne Mars; dis iſt nur ſchatten-ſpiel,
Bringt ſchwere bomben her und ſchwaͤrmende carcaſſen,
Laßt moͤrſel und carthaun erzoͤrntes feuer faſſen,
Sengt, brennet, ſchieſt und trefft in das geſetzte ziel;
Denn geht und ſchaut die frucht von meinem eifer an,
Und ſagt, wenn jung und alt in warmen blute ſchwitzen:
Ob nicht mein pulver mehr als alle donner blitzen,
Und ſelbſt den ſtrengen Nord in hitze ſetzen kan?
Die Pallas ſchuͤtzte ſich mit gleicher tapfferkeit
Und ſprach: Ein kluger geiſt, der keiner laſt gewichen,
Und den die tugend ſelbſt mit anmuth angeſtrichen,
Jſt auch bey winters-zeit von flammen nicht befreyt.
Er ſpielt als diamant mit ſtrahlen in der welt,
Vermiſchet wind und ſturm mit holden fruͤhlings-blicken,
Und weiß das gluͤcke ſelbſt mit kuͤnſten zu beruͤcken:
Drum ſag ich, daß der ſieg auf meine ſeite faͤllt.
Jch weiß nicht, was auch ſchon der hinckende Vulcan
Bey dieſem goͤtter-ſtreit gedachte beyzuſetzen,
Dis ſah ich, daß er kaum die zunge konte wetzen,
Da griff ihn Venus ſchon mit dieſen worten an:
Halt inne, lahmer gott! und ihr auch insgeſamt,
Eur reden iſt umſonſt, eur zancken nur vergebens;
Wie offt hat meine brunſt die fackel eures lebens
Mit hertz-verliebter glut, ihr goͤtter! angeflammt?
Sagt, ob nicht Jupiter zu meinen fuͤßen ſanck,
Als er bald gold, bald ſchwan, bald wieder guckguck worden?
Wo bliebſt du, frecher Mars! mit deinen krieges-horden,
Als mein erhitztes feur durch deine lenden drang?
Du, Pallas! fluchſt allein noch meiner liebes-macht,
Du meynſt der weisheit ſafft der erden einzugieſſen;
Muß aber nicht dein volck wie ſchwaches wachs zerflieffen,
Wenn mein beſeelter blitz um ſeine glieder kracht?
Jch mag nicht laͤnger euch mit zanck beſchwerlich ſeyn:
Jch will den augenblick, ihr goͤtter! kundbar machen,
Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |