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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Durch einen falschen traum das kalte bett-tuch küssen,
Kanst du viel andre lust geniessen.
Ach! wie viel werden doch zum narren,
Wenn sie auf den termin so lange müssen harren,
Und geht es mit der zeit noch an,
Daß man mit mägdgen löffeln kan,
Mit was vor schwerer noth, müh, schreiben, schicken, lauffen,
Muß man nicht diese lust erkauffen?
Da läst man sich wohin bestellen,
Und wenn es richtig ist, hört man ein hündgen bellen,
Daß man mit äuserstem verdruß
Sich von der liebsten machen muß.
So will das schicksal sich an unsrer liebe rächen,
Und solt es uns ein bein zerbrechen.
Dann muß man sich bereden lassen,
Die kinder tragen sich damit auf allen gassen:
Da liegt man wie ein - - - hut,
Der schmertz thut weh, es sinckt der muth,
Man scharret sich im grind, und schlägt die augen nieder,
Vor scham erröthen alle glieder.
Mein Freund! du hast es wohl getroffen,
Dein thun ist nicht gericht auf ein betrüglich hoffen;
Wenn andere vor liebes-pein
Wie hirse-brey so mürbe seyn,
Darff dir nicht furcht und noth gestrenge lehren schreiben,
Du kanst ja hahn im korbe bleiben.
Drum laß der liebe freyen zügel,
Jm alter schmeckt kein kuß, der liebe wahres siegel,
Wenn alte treiben courtesie,
So schmecket es, ich weiß nicht wie?
Es darff ein runtzel-balg von frischen liebes-sachen
Wahrhafftig keinen staat mehr machen.
Nun wenn wir uns zu tische setzen,
So wird dich Venus noch mit andrer kost ergetzen;
Da legt sie deiner braut und dir
Den wunderschönen segen für,
Den ihr zwar könnt mit löffeln essen,
Doch werdet übers jahr ihr ihn mit mulden messen.
Recept
Hochzeit-Gedichte.
Durch einen falſchen traum das kalte bett-tuch kuͤſſen,
Kanſt du viel andre luſt genieſſen.
Ach! wie viel werden doch zum narren,
Wenn ſie auf den termin ſo lange muͤſſen harren,
Und geht es mit der zeit noch an,
Daß man mit maͤgdgen loͤffeln kan,
Mit was vor ſchwerer noth, muͤh, ſchreiben, ſchicken, lauffen,
Muß man nicht dieſe luſt erkauffen?
Da laͤſt man ſich wohin beſtellen,
Und wenn es richtig iſt, hoͤrt man ein huͤndgen bellen,
Daß man mit aͤuſerſtem verdruß
Sich von der liebſten machen muß.
So will das ſchickſal ſich an unſrer liebe raͤchen,
Und ſolt es uns ein bein zerbrechen.
Dann muß man ſich bereden laſſen,
Die kinder tragen ſich damit auf allen gaſſen:
Da liegt man wie ein ‒ ‒ ‒ hut,
Der ſchmertz thut weh, es ſinckt der muth,
Man ſcharret ſich im grind, und ſchlaͤgt die augen nieder,
Vor ſcham erroͤthen alle glieder.
Mein Freund! du haſt es wohl getroffen,
Dein thun iſt nicht gericht auf ein betruͤglich hoffen;
Wenn andere vor liebes-pein
Wie hirſe-brey ſo muͤrbe ſeyn,
Darff dir nicht furcht und noth geſtrenge lehren ſchreiben,
Du kanſt ja hahn im korbe bleiben.
Drum laß der liebe freyen zuͤgel,
Jm alter ſchmeckt kein kuß, der liebe wahres ſiegel,
Wenn alte treiben courteſie,
So ſchmecket es, ich weiß nicht wie?
Es darff ein runtzel-balg von friſchen liebes-ſachen
Wahrhafftig keinen ſtaat mehr machen.
Nun wenn wir uns zu tiſche ſetzen,
So wird dich Venus noch mit andrer koſt ergetzen;
Da legt ſie deiner braut und dir
Den wunderſchoͤnen ſegen fuͤr,
Den ihr zwar koͤnnt mit loͤffeln eſſen,
Doch werdet uͤbers jahr ihr ihn mit mulden meſſen.
Recept
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[72/0074] Hochzeit-Gedichte. Durch einen falſchen traum das kalte bett-tuch kuͤſſen, Kanſt du viel andre luſt genieſſen. Ach! wie viel werden doch zum narren, Wenn ſie auf den termin ſo lange muͤſſen harren, Und geht es mit der zeit noch an, Daß man mit maͤgdgen loͤffeln kan, Mit was vor ſchwerer noth, muͤh, ſchreiben, ſchicken, lauffen, Muß man nicht dieſe luſt erkauffen? Da laͤſt man ſich wohin beſtellen, Und wenn es richtig iſt, hoͤrt man ein huͤndgen bellen, Daß man mit aͤuſerſtem verdruß Sich von der liebſten machen muß. So will das ſchickſal ſich an unſrer liebe raͤchen, Und ſolt es uns ein bein zerbrechen. Dann muß man ſich bereden laſſen, Die kinder tragen ſich damit auf allen gaſſen: Da liegt man wie ein ‒ ‒ ‒ hut, Der ſchmertz thut weh, es ſinckt der muth, Man ſcharret ſich im grind, und ſchlaͤgt die augen nieder, Vor ſcham erroͤthen alle glieder. Mein Freund! du haſt es wohl getroffen, Dein thun iſt nicht gericht auf ein betruͤglich hoffen; Wenn andere vor liebes-pein Wie hirſe-brey ſo muͤrbe ſeyn, Darff dir nicht furcht und noth geſtrenge lehren ſchreiben, Du kanſt ja hahn im korbe bleiben. Drum laß der liebe freyen zuͤgel, Jm alter ſchmeckt kein kuß, der liebe wahres ſiegel, Wenn alte treiben courteſie, So ſchmecket es, ich weiß nicht wie? Es darff ein runtzel-balg von friſchen liebes-ſachen Wahrhafftig keinen ſtaat mehr machen. Nun wenn wir uns zu tiſche ſetzen, So wird dich Venus noch mit andrer koſt ergetzen; Da legt ſie deiner braut und dir Den wunderſchoͤnen ſegen fuͤr, Den ihr zwar koͤnnt mit loͤffeln eſſen, Doch werdet uͤbers jahr ihr ihn mit mulden meſſen. Recept

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/74>, abgerufen am 12.12.2024.