Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Einer frau an ihren hinterlassenen
ehe-mann.

D. V. A.
ZU tausend guter nacht! ich lasse dir die welt
Und kehr im himmel ein; was ich dir überlassen,
Sind kinder, sorg und müh, die werden dich umfassen,
Wenn einig und allein mein loos auf freude fällt.
Was meynst du wol darbey? hab ich dich übereilet?
GOtt ist bey dir und mir: ist das nicht gleich getheilet?


Rede etner Doctorin von und aus
ihrem grabe.

D. V. A.
HJer steht mein eigner sarg bey meines liebsten schrein:
Wir trotzen selbst den tod: der himmel paart die seelen,
Und hier ist leib bey leib in einer grabes-hölen:
So muß auch unsre grufft ein ehe-bette seyn.


Eines kauffmanns.
D. V. A.
OMonat voller angst! der sonst Augustus heist,
Und nur die gräber mehrt! man könnt' ihn anders nennen,
Und vor den angst-monath mit gutem recht erkennen;
Hört aber, wie es uns Herr - - itzt verweist:
Mir, spricht er, hat August nichts als die angst genommen,
Drum laßt ihm, was er hat vom Käyser selbst bekommen.


Auf die promotion M. Siebenhaars.
D. V. A.
DAs einmal-eins, und was wir drinne zehlen,
Kan keinen reicher machen.
Wer
Sinn-Gedichte.
Einer frau an ihren hinterlaſſenen
ehe-mann.

D. V. A.
ZU tauſend guter nacht! ich laſſe dir die welt
Und kehr im himmel ein; was ich dir uͤberlaſſen,
Sind kinder, ſorg und muͤh, die werden dich umfaſſen,
Wenn einig und allein mein loos auf freude faͤllt.
Was meynſt du wol darbey? hab ich dich uͤbereilet?
GOtt iſt bey dir und mir: iſt das nicht gleich getheilet?


Rede etner Doctorin von und aus
ihrem grabe.

D. V. A.
HJer ſteht mein eigner ſarg bey meines liebſten ſchrein:
Wir trotzen ſelbſt den tod: der himmel paart die ſeelen,
Und hier iſt leib bey leib in einer grabes-hoͤlen:
So muß auch unſre grufft ein ehe-bette ſeyn.


Eines kauffmanns.
D. V. A.
OMonat voller angſt! der ſonſt Auguſtus heiſt,
Und nur die graͤber mehrt! man koͤnnt’ ihn anders nennen,
Und vor den angſt-monath mit gutem recht erkennen;
Hoͤrt aber, wie es uns Herr ‒ ‒ itzt verweiſt:
Mir, ſpricht er, hat Auguſt nichts als die angſt genommen,
Drum laßt ihm, was er hat vom Kaͤyſer ſelbſt bekommen.


Auf die pꝛomotion M. Siebenhaaꝛs.
D. V. A.
DAs einmal-eins, und was wir drinne zehlen,
Kan keinen reicher machen.
Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0056" n="54"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Einer frau an ihren hinterla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
ehe-mann.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">Z</hi>U tau&#x017F;end guter nacht! ich la&#x017F;&#x017F;e dir die welt</l><lb/>
          <l>Und kehr im himmel ein; was ich dir u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Sind kinder, &#x017F;org und mu&#x0364;h, die werden dich umfa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Wenn einig und allein mein loos auf freude fa&#x0364;llt.</l><lb/>
          <l>Was meyn&#x017F;t du wol darbey? hab ich dich u&#x0364;bereilet?</l><lb/>
          <l>GOtt i&#x017F;t bey dir und mir: i&#x017F;t das nicht gleich getheilet?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Rede etner Doctorin von und aus<lb/>
ihrem grabe.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer &#x017F;teht mein eigner &#x017F;arg bey meines lieb&#x017F;ten &#x017F;chrein:</l><lb/>
          <l>Wir trotzen &#x017F;elb&#x017F;t den tod: der himmel paart die &#x017F;eelen,</l><lb/>
          <l>Und hier i&#x017F;t leib bey leib in einer grabes-ho&#x0364;len:</l><lb/>
          <l>So muß auch un&#x017F;re grufft ein ehe-bette &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Eines kauffmanns.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">O</hi>Monat voller ang&#x017F;t! der &#x017F;on&#x017F;t Augu&#x017F;tus hei&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Und nur die gra&#x0364;ber mehrt! man ko&#x0364;nnt&#x2019; ihn anders nennen,</l><lb/>
          <l>Und vor den ang&#x017F;t-monath mit gutem recht erkennen;</l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;rt aber, wie es uns Herr &#x2012; &#x2012; itzt verwei&#x017F;t:</l><lb/>
          <l>Mir, &#x017F;pricht er, hat Augu&#x017F;t nichts als die ang&#x017F;t genommen,</l><lb/>
          <l>Drum laßt ihm, was er hat vom Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t bekommen.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf die p&#xA75B;omotion</hi><hi rendition="#aq">M.</hi> Siebenhaa&#xA75B;s.<lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>As einmal-eins, und was wir drinne zehlen,</l><lb/>
          <l>Kan keinen reicher machen.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0056] Sinn-Gedichte. Einer frau an ihren hinterlaſſenen ehe-mann. D. V. A. ZU tauſend guter nacht! ich laſſe dir die welt Und kehr im himmel ein; was ich dir uͤberlaſſen, Sind kinder, ſorg und muͤh, die werden dich umfaſſen, Wenn einig und allein mein loos auf freude faͤllt. Was meynſt du wol darbey? hab ich dich uͤbereilet? GOtt iſt bey dir und mir: iſt das nicht gleich getheilet? Rede etner Doctorin von und aus ihrem grabe. D. V. A. HJer ſteht mein eigner ſarg bey meines liebſten ſchrein: Wir trotzen ſelbſt den tod: der himmel paart die ſeelen, Und hier iſt leib bey leib in einer grabes-hoͤlen: So muß auch unſre grufft ein ehe-bette ſeyn. Eines kauffmanns. D. V. A. OMonat voller angſt! der ſonſt Auguſtus heiſt, Und nur die graͤber mehrt! man koͤnnt’ ihn anders nennen, Und vor den angſt-monath mit gutem recht erkennen; Hoͤrt aber, wie es uns Herr ‒ ‒ itzt verweiſt: Mir, ſpricht er, hat Auguſt nichts als die angſt genommen, Drum laßt ihm, was er hat vom Kaͤyſer ſelbſt bekommen. Auf die pꝛomotion M. Siebenhaaꝛs. D. V. A. DAs einmal-eins, und was wir drinne zehlen, Kan keinen reicher machen. Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/56
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/56>, abgerufen am 12.12.2024.