Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte
Auf den tod J. M. von Jlkusch bey
Cracau aus Polen,
J. U. C.
D.
V. A.
AUs Polen ist kein weg ins himmelreich zu finden,
Drum eil ich was ich kan. So schertzte liederlich
Ein Frantzmann * auff der flucht. Diß aber schmertzet dich,
Daß dich dein Polen nicht dem himmel soll verbinden.
Doch du erkennest schon, daß hierinn alles gleich,
Es trifft ein freyer Pol auch hier das Polus-reich.


An einen wein-schencken auf den
tod seiner ehe-frauen.

D. V. A.
JM keller hat er wein, und wasser auf den wangen;
Und beydes rührt zugleich von GOtt im himmel her.
Ja, ist des wassers itzt mehr als ein gantzes meer?
So will GOtt alles selbst in einem schlauche fangen.
Wie aber kan ihm denn das wasser nützlich seyn?
GOtt, ders alleine kan, macht aus dem wasser wein.


Eines kauffmanns.
D. V. A.
DEr tod kam vor dem marckt, dem zahlt ich seinen rest,
Und nach der messe wird die letzte schuld auf erden
Durch einen trauer-gang mir abgestattet werden:
Wohl! daß der himmel mich den wechsel ziehen läst.
Eines
* Languetus in epist. p. 49. Interrogabam nuper quendam
hominem facetum (Gallum fugientis Henrici, hactenus Polo-
niae, mox Galliae regis comitem A. 1574) qui, inde aegrotus
huc (Viennam Austriae) venit, quare in tantum periculum se
coniecisset? Respondit, se metuisse, ne ibi moreretur, quoniam
existimet, nullam inde viam ad coelum, quae sit trita.
Sinn-Gedichte
Auf den tod J. M. von Jlkuſch bey
Cracau aus Polen,
J. U. C.
D.
V. A.
AUs Polen iſt kein weg ins himmelreich zu finden,
Drum eil ich was ich kan. So ſchertzte liederlich
Ein Frantzmann * auff der flucht. Diß aber ſchmertzet dich,
Daß dich dein Polen nicht dem himmel ſoll verbinden.
Doch du erkenneſt ſchon, daß hierinn alles gleich,
Es trifft ein freyer Pol auch hier das Polus-reich.


An einen wein-ſchencken auf den
tod ſeiner ehe-frauen.

D. V. A.
JM keller hat er wein, und waſſer auf den wangen;
Und beydes ruͤhrt zugleich von GOtt im himmel her.
Ja, iſt des waſſers itzt mehr als ein gantzes meer?
So will GOtt alles ſelbſt in einem ſchlauche fangen.
Wie aber kan ihm denn das waſſer nuͤtzlich ſeyn?
GOtt, ders alleine kan, macht aus dem waſſer wein.


Eines kauffmanns.
D. V. A.
DEr tod kam vor dem marckt, dem zahlt ich ſeinen reſt,
Und nach der meſſe wird die letzte ſchuld auf erden
Durch einen trauer-gang mir abgeſtattet werden:
Wohl! daß der himmel mich den wechſel ziehen laͤſt.
Eines
* Languetus in epiſt. p. 49. Interrogabam nuper quendam
hominem facetum (Gallum fugientis Henrici, hactenus Polo-
niæ, mox Galliæ regis comitem A. 1574) qui, inde ægrotus
huc (Viennam Auſtriæ) venit, quare in tantum periculum ſe
conieciſſet? Reſpondit, ſe metuiſſe, ne ibi moreretur, quoniam
exiſtimet, nullam inde viam ad cœlum, quæ ſit trita.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0052" n="50"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf den tod J. M. von Jlku&#x017F;ch bey<lb/>
Cracau aus Polen,</hi><hi rendition="#aq">J. U. C.<lb/>
D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">A</hi>Us Polen i&#x017F;t kein weg ins himmelreich zu finden,</l><lb/>
          <l>Drum eil ich was ich kan. So &#x017F;chertzte liederlich</l><lb/>
          <l>Ein Frantzmann <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Languetus in epi&#x017F;t. p. 49. Interrogabam nuper quendam<lb/>
hominem facetum (Gallum fugientis Henrici, hactenus Polo-<lb/>
niæ, mox Galliæ regis comitem A. 1574) qui, inde ægrotus<lb/>
huc (Viennam Au&#x017F;triæ) venit, quare in tantum periculum &#x017F;e<lb/>
conieci&#x017F;&#x017F;et? Re&#x017F;pondit, &#x017F;e metui&#x017F;&#x017F;e, ne ibi moreretur, quoniam<lb/>
exi&#x017F;timet, nullam inde viam ad c&#x0153;lum, quæ &#x017F;it trita.</hi></note> auff der flucht. Diß aber &#x017F;chmertzet dich,</l><lb/>
          <l>Daß dich dein Polen nicht dem himmel &#x017F;oll verbinden.</l><lb/>
          <l>Doch du erkenne&#x017F;t &#x017F;chon, daß hierinn alles gleich,</l><lb/>
          <l>Es trifft ein freyer Pol auch hier das Polus-reich.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">An einen wein-&#x017F;chencken auf den<lb/>
tod &#x017F;einer ehe-frauen.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>M keller hat er wein, und wa&#x017F;&#x017F;er auf den wangen;</l><lb/>
          <l>Und beydes ru&#x0364;hrt zugleich von GOtt im himmel her.</l><lb/>
          <l>Ja, i&#x017F;t des wa&#x017F;&#x017F;ers itzt mehr als ein gantzes meer?</l><lb/>
          <l>So will GOtt alles &#x017F;elb&#x017F;t in einem &#x017F;chlauche fangen.</l><lb/>
          <l>Wie aber kan ihm denn das wa&#x017F;&#x017F;er nu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn?</l><lb/>
          <l>GOtt, ders alleine kan, macht aus dem wa&#x017F;&#x017F;er wein.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Eines kauffmanns.</hi><lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> V. A.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Er tod kam vor dem marckt, dem zahlt ich &#x017F;einen re&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Und nach der me&#x017F;&#x017F;e wird die letzte &#x017F;chuld auf erden</l><lb/>
          <l>Durch einen trauer-gang mir abge&#x017F;tattet werden:</l><lb/>
          <l>Wohl! daß der himmel mich den wech&#x017F;el ziehen la&#x0364;&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Eines</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0052] Sinn-Gedichte Auf den tod J. M. von Jlkuſch bey Cracau aus Polen, J. U. C. D. V. A. AUs Polen iſt kein weg ins himmelreich zu finden, Drum eil ich was ich kan. So ſchertzte liederlich Ein Frantzmann * auff der flucht. Diß aber ſchmertzet dich, Daß dich dein Polen nicht dem himmel ſoll verbinden. Doch du erkenneſt ſchon, daß hierinn alles gleich, Es trifft ein freyer Pol auch hier das Polus-reich. An einen wein-ſchencken auf den tod ſeiner ehe-frauen. D. V. A. JM keller hat er wein, und waſſer auf den wangen; Und beydes ruͤhrt zugleich von GOtt im himmel her. Ja, iſt des waſſers itzt mehr als ein gantzes meer? So will GOtt alles ſelbſt in einem ſchlauche fangen. Wie aber kan ihm denn das waſſer nuͤtzlich ſeyn? GOtt, ders alleine kan, macht aus dem waſſer wein. Eines kauffmanns. D. V. A. DEr tod kam vor dem marckt, dem zahlt ich ſeinen reſt, Und nach der meſſe wird die letzte ſchuld auf erden Durch einen trauer-gang mir abgeſtattet werden: Wohl! daß der himmel mich den wechſel ziehen laͤſt. Eines * Languetus in epiſt. p. 49. Interrogabam nuper quendam hominem facetum (Gallum fugientis Henrici, hactenus Polo- niæ, mox Galliæ regis comitem A. 1574) qui, inde ægrotus huc (Viennam Auſtriæ) venit, quare in tantum periculum ſe conieciſſet? Reſpondit, ſe metuiſſe, ne ibi moreretur, quoniam exiſtimet, nullam inde viam ad cœlum, quæ ſit trita.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/52
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/52>, abgerufen am 04.12.2024.