Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Galante und
4.
Auf ihr|sehnen!
Auf! und fiedert euch!
Weg ihr thränen!
Hier ist mein freuden-reich!
Auge, lippe, brust und schooß
Sind wieder loß.
5.
Laß uns lieben,
Schönste! recht vergnügt,
Last das betrüben
Von freuden seyn besiegt:
Nach dem trauren muß erfreun
Das labsal seyn.


Er kan das lieben nicht lassen.
1.
MEin hertze hat der freyheit gold verlohren,
Jch muß, wie vor, der liebe sclave seyn,
Kaum, daß mein mund die dienstbarkeit verschworen,
So reißt ein blick den schwachen vorsatz ein;
Verhängniß, glück und zeit, ihr meister aller sachen,
Sagt, was wird endlich doch aus mir die liebe machen?
2.
Ein fisch, der sich vom angel loßgerissen,
Eilt nicht so bald dem falschen köder nach;
Ein schiffmann wird den ort zu meiden wissen,
Allwo er mast und seegel nechst zerbrach:
Nur ich armseeligster bleib itzt an Seyllen hangen,
Ob gleich mein liebes-schiff Charybden kaum entgangen.
3.
Jedoch, wer kan die hand zurücke ziehen,
Wenn schönheit uns beut ihren nectar an?
Der
Galante und
4.
Auf ihr|ſehnen!
Auf! und fiedert euch!
Weg ihr thraͤnen!
Hier iſt mein freuden-reich!
Auge, lippe, bruſt und ſchooß
Sind wieder loß.
5.
Laß uns lieben,
Schoͤnſte! recht vergnuͤgt,
Laſt das betruͤben
Von freuden ſeyn beſiegt:
Nach dem trauren muß erfreun
Das labſal ſeyn.


Er kan das lieben nicht laſſen.
1.
MEin hertze hat der freyheit gold verlohren,
Jch muß, wie vor, der liebe ſclave ſeyn,
Kaum, daß mein mund die dienſtbarkeit verſchworen,
So reißt ein blick den ſchwachen vorſatz ein;
Verhaͤngniß, gluͤck und zeit, ihr meiſter aller ſachen,
Sagt, was wird endlich doch aus mir die liebe machen?
2.
Ein fiſch, der ſich vom angel loßgeriſſen,
Eilt nicht ſo bald dem falſchen koͤder nach;
Ein ſchiffmann wird den ort zu meiden wiſſen,
Allwo er maſt und ſeegel nechſt zerbrach:
Nur ich armſeeligſter bleib itzt an Seyllen hangen,
Ob gleich mein liebes-ſchiff Charybden kaum entgangen.
3.
Jedoch, wer kan die hand zuruͤcke ziehen,
Wenn ſchoͤnheit uns beut ihren nectar an?
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0038" n="36"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante und</hi> </fw><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Auf ihr|&#x017F;ehnen!</l><lb/>
            <l>Auf! und fiedert euch!</l><lb/>
            <l>Weg ihr thra&#x0364;nen!</l><lb/>
            <l>Hier i&#x017F;t mein freuden-reich!</l><lb/>
            <l>Auge, lippe, bru&#x017F;t und &#x017F;chooß</l><lb/>
            <l>Sind wieder loß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Laß uns lieben,</l><lb/>
            <l>Scho&#x0364;n&#x017F;te! recht vergnu&#x0364;gt,</l><lb/>
            <l>La&#x017F;t das betru&#x0364;ben</l><lb/>
            <l>Von freuden &#x017F;eyn be&#x017F;iegt:</l><lb/>
            <l>Nach dem trauren muß erfreun</l><lb/>
            <l>Das lab&#x017F;al &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Er kan das lieben nicht la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein hertze hat der freyheit gold verlohren,</l><lb/>
            <l>Jch muß, wie vor, der liebe &#x017F;clave &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Kaum, daß mein mund die dien&#x017F;tbarkeit ver&#x017F;chworen,</l><lb/>
            <l>So reißt ein blick den &#x017F;chwachen vor&#x017F;atz ein;</l><lb/>
            <l>Verha&#x0364;ngniß, glu&#x0364;ck und zeit, ihr mei&#x017F;ter aller &#x017F;achen,</l><lb/>
            <l>Sagt, was wird endlich doch aus mir die liebe machen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Ein fi&#x017F;ch, der &#x017F;ich vom angel loßgeri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Eilt nicht &#x017F;o bald dem fal&#x017F;chen ko&#x0364;der nach;</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chiffmann wird den ort zu meiden wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Allwo er ma&#x017F;t und &#x017F;eegel nech&#x017F;t zerbrach:</l><lb/>
            <l>Nur ich arm&#x017F;eelig&#x017F;ter bleib itzt an Seyllen hangen,</l><lb/>
            <l>Ob gleich mein liebes-&#x017F;chiff Charybden kaum entgangen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Jedoch, wer kan die hand zuru&#x0364;cke ziehen,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;cho&#x0364;nheit uns beut ihren nectar an?</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0038] Galante und 4. Auf ihr|ſehnen! Auf! und fiedert euch! Weg ihr thraͤnen! Hier iſt mein freuden-reich! Auge, lippe, bruſt und ſchooß Sind wieder loß. 5. Laß uns lieben, Schoͤnſte! recht vergnuͤgt, Laſt das betruͤben Von freuden ſeyn beſiegt: Nach dem trauren muß erfreun Das labſal ſeyn. Er kan das lieben nicht laſſen. 1. MEin hertze hat der freyheit gold verlohren, Jch muß, wie vor, der liebe ſclave ſeyn, Kaum, daß mein mund die dienſtbarkeit verſchworen, So reißt ein blick den ſchwachen vorſatz ein; Verhaͤngniß, gluͤck und zeit, ihr meiſter aller ſachen, Sagt, was wird endlich doch aus mir die liebe machen? 2. Ein fiſch, der ſich vom angel loßgeriſſen, Eilt nicht ſo bald dem falſchen koͤder nach; Ein ſchiffmann wird den ort zu meiden wiſſen, Allwo er maſt und ſeegel nechſt zerbrach: Nur ich armſeeligſter bleib itzt an Seyllen hangen, Ob gleich mein liebes-ſchiff Charybden kaum entgangen. 3. Jedoch, wer kan die hand zuruͤcke ziehen, Wenn ſchoͤnheit uns beut ihren nectar an? Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/38
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/38>, abgerufen am 24.11.2024.