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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Darff kein schloß der freuden
Auf festem grunde stehn?
Nein! dieweil des himmels rath
Es so beschlossen hat.

7.
Damons angedencken
Soll noch mein leben seyn.
Laß mich alles kräncken;
Fällt mir nur Damon ein,
So ist doch noch in der welt
Ein trost, der mir gefällt.


Poetischer brief-wechsel.
Leander an Floretten.
JCh halte zwar mein wort, annehmliche Florette!
Es stellet sich mein brief in tieffer demuth ein:
Allein die poesie liegt gleichsam an der kette,
Die verse wollen mir nicht recht gehorsam seyn.
Das macht, ich leb' itzund an einem rauhen orte,
Wo nichts als herbe flut aus tieffen brunnen steigt,
Und kenne keine pracht, kein blumwerck netter worte,
Das sich auf deinem mund als wie ein frühling zeigt.
Jndessen schreib ich doch, weil du es selbst befohlen.
Vielleichte wird mein geist durch deinen aufgeweckt.
Wer deine verse liest, der kan sich leicht erhohlen,
Weil lauter kern und safft in solchen schalen steckt.
Und darum freu ich mich schon auf dein antwort-schreiben;
Wo diese freude nicht allzu verwegen ist.
Jedoch Florette läst den hoffnungs-baum bekleiben,
Damit Leander einst was auserlesnes liest.
Denn ist man gleich bißher fast überfüllt gewesen,
Nachdem ein ieder Mops, den dichter-krantz begehrt,
So ist der beste vers, den ich bißher gelesen,
Doch nicht einmal so viel, als dein geringster, werth:
Wofern dein hoher kiel auch iemals was geringes
Auf das papier gesetzt. Zum minsten ist dein geist
Ein
Hofm. w. V. Th. U

Vermiſchte Gedichte.
Darff kein ſchloß der freuden
Auf feſtem grunde ſtehn?
Nein! dieweil des himmels rath
Es ſo beſchloſſen hat.

7.
Damons angedencken
Soll noch mein leben ſeyn.
Laß mich alles kraͤncken;
Faͤllt mir nur Damon ein,
So iſt doch noch in der welt
Ein troſt, der mir gefaͤllt.


Poetiſcher brief-wechſel.
Leander an Floretten.
JCh halte zwar mein wort, annehmliche Florette!
Es ſtellet ſich mein brief in tieffer demuth ein:
Allein die poeſie liegt gleichſam an der kette,
Die verſe wollen mir nicht recht gehorſam ſeyn.
Das macht, ich leb’ itzund an einem rauhen orte,
Wo nichts als herbe flut aus tieffen brunnen ſteigt,
Und kenne keine pracht, kein blumwerck netter worte,
Das ſich auf deinem mund als wie ein fruͤhling zeigt.
Jndeſſen ſchreib ich doch, weil du es ſelbſt befohlen.
Vielleichte wird mein geiſt durch deinen aufgeweckt.
Wer deine verſe lieſt, der kan ſich leicht erhohlen,
Weil lauter kern und ſafft in ſolchen ſchalen ſteckt.
Und darum freu ich mich ſchon auf dein antwort-ſchreiben;
Wo dieſe freude nicht allzu verwegen iſt.
Jedoch Florette laͤſt den hoffnungs-baum bekleiben,
Damit Leander einſt was auserleſnes lieſt.
Denn iſt man gleich bißher faſt uͤberfuͤllt geweſen,
Nachdem ein ieder Mops, den dichter-krantz begehrt,
So iſt der beſte vers, den ich bißher geleſen,
Doch nicht einmal ſo viel, als dein geringſter, werth:
Wofern dein hoher kiel auch iemals was geringes
Auf das papier geſetzt. Zum minſten iſt dein geiſt
Ein
Hofm. w. V. Th. U
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[305/0307] Vermiſchte Gedichte. Darff kein ſchloß der freuden Auf feſtem grunde ſtehn? Nein! dieweil des himmels rath Es ſo beſchloſſen hat. 7. Damons angedencken Soll noch mein leben ſeyn. Laß mich alles kraͤncken; Faͤllt mir nur Damon ein, So iſt doch noch in der welt Ein troſt, der mir gefaͤllt. Poetiſcher brief-wechſel. Leander an Floretten. JCh halte zwar mein wort, annehmliche Florette! Es ſtellet ſich mein brief in tieffer demuth ein: Allein die poeſie liegt gleichſam an der kette, Die verſe wollen mir nicht recht gehorſam ſeyn. Das macht, ich leb’ itzund an einem rauhen orte, Wo nichts als herbe flut aus tieffen brunnen ſteigt, Und kenne keine pracht, kein blumwerck netter worte, Das ſich auf deinem mund als wie ein fruͤhling zeigt. Jndeſſen ſchreib ich doch, weil du es ſelbſt befohlen. Vielleichte wird mein geiſt durch deinen aufgeweckt. Wer deine verſe lieſt, der kan ſich leicht erhohlen, Weil lauter kern und ſafft in ſolchen ſchalen ſteckt. Und darum freu ich mich ſchon auf dein antwort-ſchreiben; Wo dieſe freude nicht allzu verwegen iſt. Jedoch Florette laͤſt den hoffnungs-baum bekleiben, Damit Leander einſt was auserleſnes lieſt. Denn iſt man gleich bißher faſt uͤberfuͤllt geweſen, Nachdem ein ieder Mops, den dichter-krantz begehrt, So iſt der beſte vers, den ich bißher geleſen, Doch nicht einmal ſo viel, als dein geringſter, werth: Wofern dein hoher kiel auch iemals was geringes Auf das papier geſetzt. Zum minſten iſt dein geiſt Ein Hofm. w. V. Th. U

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/307>, abgerufen am 24.11.2024.