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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Empört sich gegen den, der ferner nichts vermag:
Die perlen kehren sich alsdenn in heisse thränen;
Doch macht die armuth gleich noch so viel noth und sehnen,
So legt sie doch allein die wahren freund an tag.


* *
DJe Floris weiß sich viel, weil sie die schönheit zieret:
Und dieser zierath ist gleichwol kein wahres guth,
Weil der auf seinen grund so hoch gethürmte muth
Wie schnee zu wasser wird und nur verdruß gebiehret.
Die Floris heißt ja wol ein allerliebstes kind;
Der buhler menge wünscht, daß sie der himmel cröne;
Allein die schönen sind nur wenig jahre schöne,
Dann kommt die lange zeit, da sie es nicht mehr sind.


* *
OMensch! du dummes thier, du gauckelspiel des glückes,
Und der gesetze knecht, so geitz und stoltz erdacht!
Weßwegen zitterst du doch vor des todes macht,
Und würdigest das grab nicht eines steiffen blickes?
Du, dem das leben doch durchaus beschwerlich fällt,
Verlaß den feigen sinn, der deinen witz verblendet;
Und wiß': es ist der streich, der unser leben endet,
So hart er immer scheint, der letzt in dieser welt.


* *
JHr helden! pralet nicht mit euren blut'gen siegen:
Es ist ein schlechter ruhm, den man auf leichen baut.
Der fast die halbe welt vor seinen füßen schaut,
Muß offt vor einer hur auf seinen knien liegen.
Und reißt die wohllust nicht das schwerd aus seiner hand;
So muß er doch so wol, als feige memmen, sterben.
Die ehre hilfft ihn nichts, so seine glieder erben,
Die fäulnis setzt uns all' in einen gleichen stand.
Ein
Leanders aus Schleſien
Empoͤrt ſich gegen den, der ferner nichts vermag:
Die perlen kehren ſich alsdenn in heiſſe thraͤnen;
Doch macht die armuth gleich noch ſo viel noth und ſehnen,
So legt ſie doch allein die wahren freund an tag.


* *
DJe Floris weiß ſich viel, weil ſie die ſchoͤnheit zieret:
Und dieſer zierath iſt gleichwol kein wahres guth,
Weil der auf ſeinen grund ſo hoch gethuͤrmte muth
Wie ſchnee zu waſſer wird und nur verdruß gebiehret.
Die Floris heißt ja wol ein allerliebſtes kind;
Der buhler menge wuͤnſcht, daß ſie der himmel croͤne;
Allein die ſchoͤnen ſind nur wenig jahre ſchoͤne,
Dann kommt die lange zeit, da ſie es nicht mehr ſind.


* *
OMenſch! du dummes thier, du gauckelſpiel des gluͤckes,
Und der geſetze knecht, ſo geitz und ſtoltz erdacht!
Weßwegen zitterſt du doch vor des todes macht,
Und wuͤrdigeſt das grab nicht eines ſteiffen blickes?
Du, dem das leben doch durchaus beſchwerlich faͤllt,
Verlaß den feigen ſinn, der deinen witz verblendet;
Und wiß’: es iſt der ſtreich, der unſer leben endet,
So hart er immer ſcheint, der letzt in dieſer welt.


* *
JHr helden! pralet nicht mit euren blut’gen ſiegen:
Es iſt ein ſchlechter ruhm, den man auf leichen baut.
Der faſt die halbe welt vor ſeinen fuͤßen ſchaut,
Muß offt vor einer hur auf ſeinen knien liegen.
Und reißt die wohlluſt nicht das ſchwerd aus ſeiner hand;
So muß er doch ſo wol, als feige memmen, ſterben.
Die ehre hilfft ihn nichts, ſo ſeine glieder erben,
Die faͤulnis ſetzt uns all’ in einen gleichen ſtand.
Ein
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[298/0300] Leanders aus Schleſien Empoͤrt ſich gegen den, der ferner nichts vermag: Die perlen kehren ſich alsdenn in heiſſe thraͤnen; Doch macht die armuth gleich noch ſo viel noth und ſehnen, So legt ſie doch allein die wahren freund an tag. * * DJe Floris weiß ſich viel, weil ſie die ſchoͤnheit zieret: Und dieſer zierath iſt gleichwol kein wahres guth, Weil der auf ſeinen grund ſo hoch gethuͤrmte muth Wie ſchnee zu waſſer wird und nur verdruß gebiehret. Die Floris heißt ja wol ein allerliebſtes kind; Der buhler menge wuͤnſcht, daß ſie der himmel croͤne; Allein die ſchoͤnen ſind nur wenig jahre ſchoͤne, Dann kommt die lange zeit, da ſie es nicht mehr ſind. * * OMenſch! du dummes thier, du gauckelſpiel des gluͤckes, Und der geſetze knecht, ſo geitz und ſtoltz erdacht! Weßwegen zitterſt du doch vor des todes macht, Und wuͤrdigeſt das grab nicht eines ſteiffen blickes? Du, dem das leben doch durchaus beſchwerlich faͤllt, Verlaß den feigen ſinn, der deinen witz verblendet; Und wiß’: es iſt der ſtreich, der unſer leben endet, So hart er immer ſcheint, der letzt in dieſer welt. * * JHr helden! pralet nicht mit euren blut’gen ſiegen: Es iſt ein ſchlechter ruhm, den man auf leichen baut. Der faſt die halbe welt vor ſeinen fuͤßen ſchaut, Muß offt vor einer hur auf ſeinen knien liegen. Und reißt die wohlluſt nicht das ſchwerd aus ſeiner hand; So muß er doch ſo wol, als feige memmen, ſterben. Die ehre hilfft ihn nichts, ſo ſeine glieder erben, Die faͤulnis ſetzt uns all’ in einen gleichen ſtand. Ein

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/300>, abgerufen am 23.11.2024.