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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Ersäufft sie dennoch kaum. Wer aber kleine sachen
Nicht überwinden lernt, was will er endlich machen,
Wenn es ans große kömmt. Ach widersteh der lust,
Eh' sie zum laster wird; und halte sinn und brust
Von aller unart ab: Denn wer dergleichen schuaten
Zur wurtzel kommen läst, der hat sich schlecht berathen.
O mensch! bedenck' es doch, und schau der erden sand
Nicht mehr vor perlen an. Verwirff den leeren tand,
Damit dich Satan sonst in labyrinthe führet;
Trittst du nun an den kampff, und thust was dir gebühret;
So werden engel, GOtt, und menschen sich erfreun,
Und dir ein ieder tag ein schritt zum friede seyn.


Das zwölffte capitel.
1.
WOhl uns, wenn creutz und angst uns in die schule führen!
Denn also lernet man fein in sich selber gehn.
Wie übel dürfft es itzt um dem Manasse stehn;
Hätt' ihn der Höchste nicht durch so viel jammer-thüren
Zur buß, und durch die buß aus der verdammten nacht
Der höllen, an das licht der seeligkeit gebracht.
2.
Jm glücke wird der mensch sein elend selten inne:
Man sieht der erden schätz als unvergänglich an;
Dämpfft aber creutz und pein den vorgefaßten wahn,
So sieht man sonnen-klar: die welt sey eine spinne,
Die falsch gewebe wirckt, ihr himmelreich ein traum,
Und unser hoffnungs-grund ein leichter meeres-schaum.
3.
Es ist sehr gut für uns, wenn manchmal rohe leute
Jhr falsches läster-gifft auf unsre tugend speyn.
Der ehrgeitz nistet sonst leicht in den hertzen ein.
So aber tragen wir der demuth gold zur beute,
Von
Leanders aus Schleſien
Erſaͤufft ſie dennoch kaum. Wer aber kleine ſachen
Nicht uͤberwinden lernt, was will er endlich machen,
Wenn es ans große koͤmmt. Ach widerſteh der luſt,
Eh’ ſie zum laſter wird; und halte ſinn und bruſt
Von aller unart ab: Denn wer dergleichen ſchuaten
Zur wurtzel kommen laͤſt, der hat ſich ſchlecht berathen.
O menſch! bedenck’ es doch, und ſchau der erden ſand
Nicht mehr vor perlen an. Verwirff den leeren tand,
Damit dich Satan ſonſt in labyrinthe fuͤhret;
Trittſt du nun an den kampff, und thuſt was dir gebuͤhret;
So werden engel, GOtt, und menſchen ſich erfreun,
Und dir ein ieder tag ein ſchritt zum friede ſeyn.


Das zwoͤlffte capitel.
1.
WOhl uns, wenn creutz und angſt uns in die ſchule fuͤhren!
Denn alſo lernet man fein in ſich ſelber gehn.
Wie uͤbel duͤrfft es itzt um dem Manaſſe ſtehn;
Haͤtt’ ihn der Hoͤchſte nicht durch ſo viel jammer-thuͤren
Zur buß, und durch die buß aus der verdammten nacht
Der hoͤllen, an das licht der ſeeligkeit gebracht.
2.
Jm gluͤcke wird der menſch ſein elend ſelten inne:
Man ſieht der erden ſchaͤtz als unvergaͤnglich an;
Daͤmpfft aber creutz und pein den vorgefaßten wahn,
So ſieht man ſonnen-klar: die welt ſey eine ſpinne,
Die falſch gewebe wirckt, ihr himmelreich ein traum,
Und unſer hoffnungs-grund ein leichter meeres-ſchaum.
3.
Es iſt ſehr gut fuͤr uns, wenn manchmal rohe leute
Jhr falſches laͤſter-gifft auf unſre tugend ſpeyn.
Der ehrgeitz niſtet ſonſt leicht in den hertzen ein.
So aber tragen wir der demuth gold zur beute,
Von
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[292/0294] Leanders aus Schleſien Erſaͤufft ſie dennoch kaum. Wer aber kleine ſachen Nicht uͤberwinden lernt, was will er endlich machen, Wenn es ans große koͤmmt. Ach widerſteh der luſt, Eh’ ſie zum laſter wird; und halte ſinn und bruſt Von aller unart ab: Denn wer dergleichen ſchuaten Zur wurtzel kommen laͤſt, der hat ſich ſchlecht berathen. O menſch! bedenck’ es doch, und ſchau der erden ſand Nicht mehr vor perlen an. Verwirff den leeren tand, Damit dich Satan ſonſt in labyrinthe fuͤhret; Trittſt du nun an den kampff, und thuſt was dir gebuͤhret; So werden engel, GOtt, und menſchen ſich erfreun, Und dir ein ieder tag ein ſchritt zum friede ſeyn. Das zwoͤlffte capitel. 1. WOhl uns, wenn creutz und angſt uns in die ſchule fuͤhren! Denn alſo lernet man fein in ſich ſelber gehn. Wie uͤbel duͤrfft es itzt um dem Manaſſe ſtehn; Haͤtt’ ihn der Hoͤchſte nicht durch ſo viel jammer-thuͤren Zur buß, und durch die buß aus der verdammten nacht Der hoͤllen, an das licht der ſeeligkeit gebracht. 2. Jm gluͤcke wird der menſch ſein elend ſelten inne: Man ſieht der erden ſchaͤtz als unvergaͤnglich an; Daͤmpfft aber creutz und pein den vorgefaßten wahn, So ſieht man ſonnen-klar: die welt ſey eine ſpinne, Die falſch gewebe wirckt, ihr himmelreich ein traum, Und unſer hoffnungs-grund ein leichter meeres-ſchaum. 3. Es iſt ſehr gut fuͤr uns, wenn manchmal rohe leute Jhr falſches laͤſter-gifft auf unſre tugend ſpeyn. Der ehrgeitz niſtet ſonſt leicht in den hertzen ein. So aber tragen wir der demuth gold zur beute, Von

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/294>, abgerufen am 23.11.2024.