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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Und ich hingegen muß in thränen-saltz zerfließen,
Wenn meine sonne weicht, wenn Daphne von mir geht.


Der verzweiffelte liebhaber.
ACh! bricht dein grimm den porcellan
Der süßen hoffnung gantz in drümmer?
Du blickest meiner flammen schimmer,
Als ein geborgtes wesen an.
Und spiel' ich gleich betrübte lieder;
So schlägt dein kalter sinn doch ihre kräffte nieder.
Dein geist verachtet meine treu:
Du fragest nichts nach angst und sehnen,
Und stellest die verliebten thränen
Jn der verlohrnen perlen reih.
Die seuffzer sind verworffne zeugen,
Und müssen nur umsonst aus treuen hertzen steigen.
Ach, schöne Daphne! strenges Kind!
Wilst du den diamanten gleichen,
Die man mit blute muß erweichen,
So schaue, was dein knecht beginnt;
Der um dein hertze zu gewinnen,
Hier statt der dinte läst der adern purpur rinnen.


Er vergleicht sich mit dem Jcarus.
JCh bin wie Jcarus bemüht,
Mich aus dem kercker wegzubringen,
Jn welchen mich die ehrfurcht eingesperrt.
Verliebte blätter sind die schwingen,
Durch die mein hertze sich zu seiner sonne zieht.
Doch ach, verwegenheit! du bringest bittre früchte,
So hoch du dich erhebst und prangst;
Denn ihr erhitzter strahl macht meinen flug zunichte,
Und überliefert mich den wellen tiefer angst.
Auf
Leanders aus Schleſien
Und ich hingegen muß in thraͤnen-ſaltz zerfließen,
Wenn meine ſonne weicht, wenn Daphne von mir geht.


Der verzweiffelte liebhaber.
ACh! bricht dein grimm den porcellan
Der ſuͤßen hoffnung gantz in druͤmmer?
Du blickeſt meiner flammen ſchimmer,
Als ein geborgtes weſen an.
Und ſpiel’ ich gleich betruͤbte lieder;
So ſchlaͤgt dein kalter ſinn doch ihre kraͤffte nieder.
Dein geiſt verachtet meine treu:
Du frageſt nichts nach angſt und ſehnen,
Und ſtelleſt die verliebten thraͤnen
Jn der verlohrnen perlen reih.
Die ſeuffzer ſind verworffne zeugen,
Und muͤſſen nur umſonſt aus treuen hertzen ſteigen.
Ach, ſchoͤne Daphne! ſtrenges Kind!
Wilſt du den diamanten gleichen,
Die man mit blute muß erweichen,
So ſchaue, was dein knecht beginnt;
Der um dein hertze zu gewinnen,
Hier ſtatt der dinte laͤſt der adern purpur rinnen.


Er vergleicht ſich mit dem Jcarus.
JCh bin wie Jcarus bemuͤht,
Mich aus dem kercker wegzubringen,
Jn welchen mich die ehrfurcht eingeſperrt.
Verliebte blaͤtter ſind die ſchwingen,
Durch die mein hertze ſich zu ſeiner ſonne zieht.
Doch ach, verwegenheit! du bringeſt bittre fruͤchte,
So hoch du dich erhebſt und prangſt;
Denn ihr erhitzter ſtrahl macht meinen flug zunichte,
Und uͤberliefert mich den wellen tiefer angſt.
Auf
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[252/0254] Leanders aus Schleſien Und ich hingegen muß in thraͤnen-ſaltz zerfließen, Wenn meine ſonne weicht, wenn Daphne von mir geht. Der verzweiffelte liebhaber. ACh! bricht dein grimm den porcellan Der ſuͤßen hoffnung gantz in druͤmmer? Du blickeſt meiner flammen ſchimmer, Als ein geborgtes weſen an. Und ſpiel’ ich gleich betruͤbte lieder; So ſchlaͤgt dein kalter ſinn doch ihre kraͤffte nieder. Dein geiſt verachtet meine treu: Du frageſt nichts nach angſt und ſehnen, Und ſtelleſt die verliebten thraͤnen Jn der verlohrnen perlen reih. Die ſeuffzer ſind verworffne zeugen, Und muͤſſen nur umſonſt aus treuen hertzen ſteigen. Ach, ſchoͤne Daphne! ſtrenges Kind! Wilſt du den diamanten gleichen, Die man mit blute muß erweichen, So ſchaue, was dein knecht beginnt; Der um dein hertze zu gewinnen, Hier ſtatt der dinte laͤſt der adern purpur rinnen. Er vergleicht ſich mit dem Jcarus. JCh bin wie Jcarus bemuͤht, Mich aus dem kercker wegzubringen, Jn welchen mich die ehrfurcht eingeſperrt. Verliebte blaͤtter ſind die ſchwingen, Durch die mein hertze ſich zu ſeiner ſonne zieht. Doch ach, verwegenheit! du bringeſt bittre fruͤchte, So hoch du dich erhebſt und prangſt; Denn ihr erhitzter ſtrahl macht meinen flug zunichte, Und uͤberliefert mich den wellen tiefer angſt. Auf

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/254>, abgerufen am 23.11.2024.