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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
Aus eben demselben,
Als ihm die Floris gerathen, der Phillis
seine liebe zu entdecken.
ACh, Floris! meine lieb' ist noch ein junges kind.
Wie? soll das arme ding schon mutter sprechen können?
Du sprichst: Sie solle sich der Phillis sclavin nennen,
Und sagen: daß ihr glantz der Venus abgewinnt.
Sie soll der augen nacht, den schnee der zarten brust,
Der wangen lilgen-feld, bis zu der sonne führen,
Den anmuth-vollen mund mit frischen rosen zieren,
Und ruffen: Phillis ist das paradieß der lust.
Doch meine liebe schwimmt noch in den ersten thränen,
Wer kan ein windel-kind so zeitlich abgewehnen?
Nein, Schöne Freundin! nein, dein vorschlag geht nicht an.
Jch weiß wohl, daß ein kind von anderthalben tagen
Noch ach und thränen muß in mund und augen tragen;
Nicht aber, daß es lacht und worte machen kan.


Aus eben demselben,
Als sie ihm das schweigen anbesohlen.
DU hast mir, Sylvia! das schweigen auferleget;
Wohlan! ich will gehorsam seyn:
Obgleich die hefftigkeit der tief-gesetzten pein,
So zung' als hertze reget.
Doch, Sylvia! steht dir mein tod nicht an,
Du ursprung meiner plagen!
So laß, damit ich doch mein leben retten kan,
Mich nur ein wort zu meinem artzte sagen.


Aus eben demselben.
VErgnügungen, die schon ein groß geräusche geben,
Sind lange nicht der kern vollkommner süßigkeit.
Die
Q 4
Verliebte und Galante Gedichte.
Aus eben demſelben,
Als ihm die Floris gerathen, der Phillis
ſeine liebe zu entdecken.
ACh, Floris! meine lieb’ iſt noch ein junges kind.
Wie? ſoll das arme ding ſchon mutter ſprechen koͤnnen?
Du ſprichſt: Sie ſolle ſich der Phillis ſclavin nennen,
Und ſagen: daß ihr glantz der Venus abgewinnt.
Sie ſoll der augen nacht, den ſchnee der zarten bruſt,
Der wangen lilgen-feld, bis zu der ſonne fuͤhren,
Den anmuth-vollen mund mit friſchen roſen zieren,
Und ruffen: Phillis iſt das paradieß der luſt.
Doch meine liebe ſchwimmt noch in den erſten thraͤnen,
Wer kan ein windel-kind ſo zeitlich abgewehnen?
Nein, Schoͤne Freundin! nein, dein vorſchlag geht nicht an.
Jch weiß wohl, daß ein kind von anderthalben tagen
Noch ach und thraͤnen muß in mund und augen tragen;
Nicht aber, daß es lacht und worte machen kan.


Aus eben demſelben,
Als ſie ihm das ſchweigen anbeſohlen.
DU haſt mir, Sylvia! das ſchweigen auferleget;
Wohlan! ich will gehorſam ſeyn:
Obgleich die hefftigkeit der tief-geſetzten pein,
So zung’ als hertze reget.
Doch, Sylvia! ſteht dir mein tod nicht an,
Du urſprung meiner plagen!
So laß, damit ich doch mein leben retten kan,
Mich nur ein wort zu meinem artzte ſagen.


Aus eben demſelben.
VErgnuͤgungen, die ſchon ein groß geraͤuſche geben,
Sind lange nicht der kern vollkommner ſuͤßigkeit.
Die
Q 4
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[247/0249] Verliebte und Galante Gedichte. Aus eben demſelben, Als ihm die Floris gerathen, der Phillis ſeine liebe zu entdecken. ACh, Floris! meine lieb’ iſt noch ein junges kind. Wie? ſoll das arme ding ſchon mutter ſprechen koͤnnen? Du ſprichſt: Sie ſolle ſich der Phillis ſclavin nennen, Und ſagen: daß ihr glantz der Venus abgewinnt. Sie ſoll der augen nacht, den ſchnee der zarten bruſt, Der wangen lilgen-feld, bis zu der ſonne fuͤhren, Den anmuth-vollen mund mit friſchen roſen zieren, Und ruffen: Phillis iſt das paradieß der luſt. Doch meine liebe ſchwimmt noch in den erſten thraͤnen, Wer kan ein windel-kind ſo zeitlich abgewehnen? Nein, Schoͤne Freundin! nein, dein vorſchlag geht nicht an. Jch weiß wohl, daß ein kind von anderthalben tagen Noch ach und thraͤnen muß in mund und augen tragen; Nicht aber, daß es lacht und worte machen kan. Aus eben demſelben, Als ſie ihm das ſchweigen anbeſohlen. DU haſt mir, Sylvia! das ſchweigen auferleget; Wohlan! ich will gehorſam ſeyn: Obgleich die hefftigkeit der tief-geſetzten pein, So zung’ als hertze reget. Doch, Sylvia! ſteht dir mein tod nicht an, Du urſprung meiner plagen! So laß, damit ich doch mein leben retten kan, Mich nur ein wort zu meinem artzte ſagen. Aus eben demſelben. VErgnuͤgungen, die ſchon ein groß geraͤuſche geben, Sind lange nicht der kern vollkommner ſuͤßigkeit. Die Q 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/249>, abgerufen am 27.11.2024.