Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Leanders aus Schlesien Das nimmt Leander zwar nicht ohne beyfall an:Hat aber hand und mund denn allen werth verlohren? Jst weiter nichts an mir, was Daphne laben kan, Als nur der zarte durst der augen und der ohren? Als sie im schertz gesagt: daß die DEin schertz stimmt mit der wahrheit ein,liebe bey ihr nur in den augen, bey ihm aber im hertzen wohne. Aus dem welschen des Marc' Antonio Virtuani. Weil ich der liebe glut in meinem hertzen spüre. Ja, Chloris! du hast recht, denn deiner augen schein Beweist, daß Amor selbst derselben blicke führe. Nur bloß die würckung macht bey uns den unterscheid; Nachdem der lose dieb dein kaltes hertz ergetzet, Mich aber nur in angst und heiße flammen setzet. Wie wär ich demnach so erfreut, Wenn es der himmel fügen solte, Daß Amsr seinen platz in uns verwechseln wolte! Aus dem frantzösischen des Pays. ACh, Zephyr-winde! seyd bey Daphnen nicht so kühne!Stellt die zu freyen seuffzer ein! Befürchtet ihr euch nicht vor einer sauren miene? Wie könnt ihr so verwegen seyn? Jst euch denn nicht bewust, Wie übel manchem schon das seuffzen ist bekommen, Der sich doch nicht so viel, als ihr, heraus genommen? Viel hundert haben schon darum ins grab gemust. Aus
Leanders aus Schleſien Das nimmt Leander zwar nicht ohne beyfall an:Hat aber hand und mund denn allen werth verlohren? Jſt weiter nichts an mir, was Daphne laben kan, Als nur der zarte durſt der augen und der ohren? Als ſie im ſchertz geſagt: daß die DEin ſchertz ſtimmt mit der wahrheit ein,liebe bey ihr nur in den augen, bey ihm aber im hertzen wohne. Aus dem welſchen des Marc’ Antonio Virtuani. Weil ich der liebe glut in meinem hertzen ſpuͤre. Ja, Chloris! du haſt recht, denn deiner augen ſchein Beweiſt, daß Amor ſelbſt derſelben blicke fuͤhre. Nur bloß die wuͤrckung macht bey uns den unterſcheid; Nachdem der loſe dieb dein kaltes hertz ergetzet, Mich aber nur in angſt und heiße flammen ſetzet. Wie waͤr ich demnach ſo erfreut, Wenn es der himmel fuͤgen ſolte, Daß Amsr ſeinen platz in uns verwechſeln wolte! Aus dem frantzoͤſiſchen des Pays. ACh, Zephyr-winde! ſeyd bey Daphnen nicht ſo kuͤhne!Stellt die zu freyen ſeuffzer ein! Befuͤrchtet ihr euch nicht vor einer ſauren miene? Wie koͤnnt ihr ſo verwegen ſeyn? Jſt euch denn nicht bewuſt, Wie uͤbel manchem ſchon das ſeuffzen iſt bekommen, Der ſich doch nicht ſo viel, als ihr, heraus genommen? Viel hundert haben ſchon darum ins grab gemuſt. Aus
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Leanders aus Schleſien
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Jſt weiter nichts an mir, was Daphne laben kan,
Als nur der zarte durſt der augen und der ohren?
Als ſie im ſchertz geſagt: daß die
liebe bey ihr nur in den augen, bey ihm
aber im hertzen wohne.
Aus dem welſchen des Marc’ Antonio
Virtuani.
DEin ſchertz ſtimmt mit der wahrheit ein,
Weil ich der liebe glut in meinem hertzen ſpuͤre.
Ja, Chloris! du haſt recht, denn deiner augen ſchein
Beweiſt, daß Amor ſelbſt derſelben blicke fuͤhre.
Nur bloß die wuͤrckung macht bey uns den unterſcheid;
Nachdem der loſe dieb dein kaltes hertz ergetzet,
Mich aber nur in angſt und heiße flammen ſetzet.
Wie waͤr ich demnach ſo erfreut,
Wenn es der himmel fuͤgen ſolte,
Daß Amsr ſeinen platz in uns verwechſeln wolte!
Aus dem frantzoͤſiſchen des Pays.
ACh, Zephyr-winde! ſeyd bey Daphnen nicht ſo kuͤhne!
Stellt die zu freyen ſeuffzer ein!
Befuͤrchtet ihr euch nicht vor einer ſauren miene?
Wie koͤnnt ihr ſo verwegen ſeyn?
Jſt euch denn nicht bewuſt,
Wie uͤbel manchem ſchon das ſeuffzen iſt bekommen,
Der ſich doch nicht ſo viel, als ihr, heraus genommen?
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