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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Sie wußte sich so licht und gläntzend auszuschmücken,
Daß sie die gantze welt vor die Aurora hielt.
Es war die linde lufft mit süßem schall erfüllt,
Die erde grüßte sie mit tausend blumen-stücken,
Man sah' die sternen sich auf ihren abschied schicken,
Wie, wenn Aurorens thau der muscheln sehnsucht stillt.
Die sonne ließ die schoos der holden Thetis fahren,
Bließ ihre flammen auf, die schon verloschen waren,
Und ließ die deichsel sich zu unsrer Schönen drehn.
Die Thetis hatte selbst der vorzug eingenommen;
Doch war ihr Florida kaum unter augen kommen,
So kroch sie in das meer und ließ sich nicht mehr sehn.


Als sie sich in einem brunnen spie-
gelte.
Aus dem welschen des
Cesare Orsino.
DJe du entschlossen bist
Nur dich allein nicht zu verachten,
Kaust deine schönheit zwar in diesem brunn betrachten;
Doch von der grausamkeit, die deine brust verschliest,
Wirst du gewiß allda gantz keine spur ergründen.
Hast |du nun lust ihr wahres bild zu finden,
Das dir kein brunn noch spiegel zeigen kan;
So komm und schau es hier in meinen thränen an.


Gespräche zwischen dem Filidor
und der Sylvia. Aus dem
Pays.
F. WArum so gar allein? Geliebte Sylvie!
Gefällt dir dieser pusch mehr als die bunten matten?
S. Jch hielt mit allem fleiß in diesem grünen schatten
Auf meinen Filidor, den ich so gerne seh.
F. Ach wäre dieses so! o wie vergnügt wär ich!
So blühte meine lust, und stürb meine plage.
S. Der
Leanders aus Schleſien
Sie wußte ſich ſo licht und glaͤntzend auszuſchmuͤcken,
Daß ſie die gantze welt vor die Aurora hielt.
Es war die linde lufft mit ſuͤßem ſchall erfuͤllt,
Die erde gruͤßte ſie mit tauſend blumen-ſtuͤcken,
Man ſah’ die ſternen ſich auf ihren abſchied ſchicken,
Wie, wenn Aurorens thau der muſcheln ſehnſucht ſtillt.
Die ſonne ließ die ſchoos der holden Thetis fahren,
Bließ ihre flammen auf, die ſchon verloſchen waren,
Und ließ die deichſel ſich zu unſrer Schoͤnen drehn.
Die Thetis hatte ſelbſt der vorzug eingenommen;
Doch war ihr Florida kaum unter augen kommen,
So kroch ſie in das meer und ließ ſich nicht mehr ſehn.


Als ſie ſich in einem brunnen ſpie-
gelte.
Aus dem welſchen des
Ceſare Orſino.
DJe du entſchloſſen biſt
Nur dich allein nicht zu verachten,
Kauſt deine ſchoͤnheit zwar in dieſem brunn betrachten;
Doch von der grauſamkeit, die deine bruſt verſchlieſt,
Wirſt du gewiß allda gantz keine ſpur ergruͤnden.
Haſt |du nun luſt ihr wahres bild zu finden,
Das dir kein brunn noch ſpiegel zeigen kan;
So komm und ſchau es hier in meinen thraͤnen an.


Geſpraͤche zwiſchen dem Filidor
und der Sylvia. Aus dem
Pays.
F. WArum ſo gar allein? Geliebte Sylvie!
Gefaͤllt dir dieſer puſch mehr als die bunten matten?
S. Jch hielt mit allem fleiß in dieſem gruͤnen ſchatten
Auf meinen Filidor, den ich ſo gerne ſeh.
F. Ach waͤre dieſes ſo! o wie vergnuͤgt waͤr ich!
So bluͤhte meine luſt, und ſtuͤrb meine plage.
S. Der
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[244/0246] Leanders aus Schleſien Sie wußte ſich ſo licht und glaͤntzend auszuſchmuͤcken, Daß ſie die gantze welt vor die Aurora hielt. Es war die linde lufft mit ſuͤßem ſchall erfuͤllt, Die erde gruͤßte ſie mit tauſend blumen-ſtuͤcken, Man ſah’ die ſternen ſich auf ihren abſchied ſchicken, Wie, wenn Aurorens thau der muſcheln ſehnſucht ſtillt. Die ſonne ließ die ſchoos der holden Thetis fahren, Bließ ihre flammen auf, die ſchon verloſchen waren, Und ließ die deichſel ſich zu unſrer Schoͤnen drehn. Die Thetis hatte ſelbſt der vorzug eingenommen; Doch war ihr Florida kaum unter augen kommen, So kroch ſie in das meer und ließ ſich nicht mehr ſehn. Als ſie ſich in einem brunnen ſpie- gelte. Aus dem welſchen des Ceſare Orſino. DJe du entſchloſſen biſt Nur dich allein nicht zu verachten, Kauſt deine ſchoͤnheit zwar in dieſem brunn betrachten; Doch von der grauſamkeit, die deine bruſt verſchlieſt, Wirſt du gewiß allda gantz keine ſpur ergruͤnden. Haſt |du nun luſt ihr wahres bild zu finden, Das dir kein brunn noch ſpiegel zeigen kan; So komm und ſchau es hier in meinen thraͤnen an. Geſpraͤche zwiſchen dem Filidor und der Sylvia. Aus dem Pays. F. WArum ſo gar allein? Geliebte Sylvie! Gefaͤllt dir dieſer puſch mehr als die bunten matten? S. Jch hielt mit allem fleiß in dieſem gruͤnen ſchatten Auf meinen Filidor, den ich ſo gerne ſeh. F. Ach waͤre dieſes ſo! o wie vergnuͤgt waͤr ich! So bluͤhte meine luſt, und ſtuͤrb meine plage. S. Der

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/246>, abgerufen am 27.11.2024.