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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
Er stellt der Amarillis ihre grau-
samkeit vor.
1.
WEr kan der süßen macht der liebe widerstehn?
Es muß der strenge Mars in ihren banden gehn.
Was ist wol in der welt, das ihr nicht dienen müsse?
Lufft, erd' und himmel liebt. So weit die sonne sticht,
Legt ihr ein ieder mensch das hertze vor die füße;
Nur Amarillis nicht.
2.
Wer läst der seuffzer schall, so ein getreuer geist,
(Der in der unschuld sich mit angst und kummer speist,)
Aus dürrem munde stöst, ihm nicht zu hertzen steigen?
Des himmels starcker zorn, so durch die wolcken bricht,
Läst sich, so groß er ist, durch ach und wehmuth beugen;
Nur Amarillis nicht.
3.
Ein stein wird nach und nach vom regen ausgeschweifft:
Es wird der steruen grimm durch thränen-flut erfäufft.
Die wellen haben offt auch felsen umgeschmissen.
Ein wenig wasser löscht der flammen heißes licht:
Der mensch wird durch die krafft der thräuen hingerissen;
Nur Amarillis nicht.
4.
Ach, schöne Grausame! so wilst du mehr als stein,
Und himmel, und dabey ein wilder unmensch seyn?
Laß thränen, lieb und ach doch deinen grimm vertilgen;
Damit der himmel dir nicht dieses urtheil spricht:
Es geh die gantze welt auf rosen und auf lilgen;
Nur Amarillis nicht.


Sonnet.
Aus dem frantzösischen des
Voitaure.
ES ließ sich Florida, der schönheit ebenbild,
Bey kühler abend-zeit in rosen-tracht erblicken,
Sie
Q 2
Verliebte und Galante Gedichte.
Er ſtellt der Amarillis ihre grau-
ſamkeit vor.
1.
WEr kan der ſuͤßen macht der liebe widerſtehn?
Es muß der ſtrenge Mars in ihren banden gehn.
Was iſt wol in der welt, das ihr nicht dienen muͤſſe?
Lufft, erd’ und himmel liebt. So weit die ſonne ſticht,
Legt ihr ein ieder menſch das hertze vor die fuͤße;
Nur Amarillis nicht.
2.
Wer laͤſt der ſeuffzer ſchall, ſo ein getreuer geiſt,
(Der in der unſchuld ſich mit angſt und kummer ſpeiſt,)
Aus duͤrrem munde ſtoͤſt, ihm nicht zu hertzen ſteigen?
Des himmels ſtarcker zorn, ſo durch die wolcken bricht,
Laͤſt ſich, ſo groß er iſt, durch ach und wehmuth beugen;
Nur Amarillis nicht.
3.
Ein ſtein wird nach und nach vom regen ausgeſchweifft:
Es wird der ſteruen grimm durch thraͤnen-flut erfaͤufft.
Die wellen haben offt auch felſen umgeſchmiſſen.
Ein wenig waſſer loͤſcht der flammen heißes licht:
Der menſch wird durch die krafft der thraͤuen hingeriſſen;
Nur Amarillis nicht.
4.
Ach, ſchoͤne Grauſame! ſo wilſt du mehr als ſtein,
Und himmel, und dabey ein wilder unmenſch ſeyn?
Laß thraͤnen, lieb und ach doch deinen grimm vertilgen;
Damit der himmel dir nicht dieſes urtheil ſpricht:
Es geh die gantze welt auf roſen und auf lilgen;
Nur Amarillis nicht.


Sonnet.
Aus dem frantzoͤſiſchen des
Voitûre.
ES ließ ſich Florida, der ſchoͤnheit ebenbild,
Bey kuͤhler abend-zeit in roſen-tracht erblicken,
Sie
Q 2
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[243/0245] Verliebte und Galante Gedichte. Er ſtellt der Amarillis ihre grau- ſamkeit vor. 1. WEr kan der ſuͤßen macht der liebe widerſtehn? Es muß der ſtrenge Mars in ihren banden gehn. Was iſt wol in der welt, das ihr nicht dienen muͤſſe? Lufft, erd’ und himmel liebt. So weit die ſonne ſticht, Legt ihr ein ieder menſch das hertze vor die fuͤße; Nur Amarillis nicht. 2. Wer laͤſt der ſeuffzer ſchall, ſo ein getreuer geiſt, (Der in der unſchuld ſich mit angſt und kummer ſpeiſt,) Aus duͤrrem munde ſtoͤſt, ihm nicht zu hertzen ſteigen? Des himmels ſtarcker zorn, ſo durch die wolcken bricht, Laͤſt ſich, ſo groß er iſt, durch ach und wehmuth beugen; Nur Amarillis nicht. 3. Ein ſtein wird nach und nach vom regen ausgeſchweifft: Es wird der ſteruen grimm durch thraͤnen-flut erfaͤufft. Die wellen haben offt auch felſen umgeſchmiſſen. Ein wenig waſſer loͤſcht der flammen heißes licht: Der menſch wird durch die krafft der thraͤuen hingeriſſen; Nur Amarillis nicht. 4. Ach, ſchoͤne Grauſame! ſo wilſt du mehr als ſtein, Und himmel, und dabey ein wilder unmenſch ſeyn? Laß thraͤnen, lieb und ach doch deinen grimm vertilgen; Damit der himmel dir nicht dieſes urtheil ſpricht: Es geh die gantze welt auf roſen und auf lilgen; Nur Amarillis nicht. Sonnet. Aus dem frantzoͤſiſchen des Voitûre. ES ließ ſich Florida, der ſchoͤnheit ebenbild, Bey kuͤhler abend-zeit in roſen-tracht erblicken, Sie Q 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/245>, abgerufen am 27.11.2024.