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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Ach nein! es darff mein wunsch sich nicht so weit erhöhn;
Die kühnheit ist zu groß, ich muß es selber sagen.
Jndessen hör' ich doch die schöne Flora klagen,
Daß deine füße nicht in ihren blumen stehn.
Die sonne scheinet auch nicht ohngefehr so schön;
Sie wünscht ihr reines licht dem deinen beyzutragen.
Der sanffte Zephyrus kan ohne dich nicht seyn,
Er bisamt seine lufft mit deinem othem ein.
Die vogel singen nur, wo Sylvia spatzieret:
Wo Flora, sonn' und lufft nur nichts erhalten kan,
Und keine nachtigall dich in das grüne führet,
So steh' ich billich itzt mit meinem bitten an.


Von Melindens munde.
ALlzugeringe faust! unwürdiges papier!
Jch weiß Melindens mund nicht lebhafft abzuschildern:
Es schickt mein pinsel sich nicht zu dergleichen bildern,
Und ein nur blasses blat faßt keine solche zier.
Es starrt, o schönster mund! so mund als hand vor dir,
Denn meine poesie will allbereits verwildern;
Doch dein gelinder kuß kan alle härte mildern:
Und wen dein othem rührt, der tritt getrost herfür.
Wohlan! so sey es denn: Die farbe deiner lippen
Steigt höher, als die pracht von den corallen-klippen,
Und wer im tode liegt, den macht ihr feuer frisch.
Zwar andern schlägt die brust weit eine süßre wunde;
Allein ich bin vergnügt, hab ich auf deinem munde,
Du andre Helena! nur einen freyen tisch.


Gedancken bey einem gemahlten
Cupido mit einer verloschenen fackel.
JSt dir, o Liebe! doch die fackel ausgegangen:
Hat irgend Daphne dir den possen angethan?
Geh,
Leanders aus Schleſien
Ach nein! es darff mein wunſch ſich nicht ſo weit erhoͤhn;
Die kuͤhnheit iſt zu groß, ich muß es ſelber ſagen.
Jndeſſen hoͤr’ ich doch die ſchoͤne Flora klagen,
Daß deine fuͤße nicht in ihren blumen ſtehn.
Die ſonne ſcheinet auch nicht ohngefehr ſo ſchoͤn;
Sie wuͤnſcht ihr reines licht dem deinen beyzutragen.
Der ſanffte Zephyrus kan ohne dich nicht ſeyn,
Er biſamt ſeine lufft mit deinem othem ein.
Die vogel ſingen nur, wo Sylvia ſpatzieret:
Wo Flora, ſonn’ und lufft nur nichts erhalten kan,
Und keine nachtigall dich in das gruͤne fuͤhret,
So ſteh’ ich billich itzt mit meinem bitten an.


Von Melindens munde.
ALlzugeringe fauſt! unwuͤrdiges papier!
Jch weiß Melindens mund nicht lebhafft abzuſchildern:
Es ſchickt mein pinſel ſich nicht zu dergleichen bildern,
Und ein nur blaſſes blat faßt keine ſolche zier.
Es ſtarrt, o ſchoͤnſter mund! ſo mund als hand vor dir,
Denn meine poeſie will allbereits verwildern;
Doch dein gelinder kuß kan alle haͤrte mildern:
Und wen dein othem ruͤhrt, der tritt getroſt herfuͤr.
Wohlan! ſo ſey es denn: Die farbe deiner lippen
Steigt hoͤher, als die pracht von den corallen-klippen,
Und wer im tode liegt, den macht ihr feuer friſch.
Zwar andern ſchlaͤgt die bruſt weit eine ſuͤßre wunde;
Allein ich bin vergnuͤgt, hab ich auf deinem munde,
Du andre Helena! nur einen freyen tiſch.


Gedancken bey einem gemahlten
Cupido mit einer verloſchenen fackel.
JSt dir, o Liebe! doch die fackel ausgegangen:
Hat irgend Daphne dir den poſſen angethan?
Geh,
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[228/0230] Leanders aus Schleſien Ach nein! es darff mein wunſch ſich nicht ſo weit erhoͤhn; Die kuͤhnheit iſt zu groß, ich muß es ſelber ſagen. Jndeſſen hoͤr’ ich doch die ſchoͤne Flora klagen, Daß deine fuͤße nicht in ihren blumen ſtehn. Die ſonne ſcheinet auch nicht ohngefehr ſo ſchoͤn; Sie wuͤnſcht ihr reines licht dem deinen beyzutragen. Der ſanffte Zephyrus kan ohne dich nicht ſeyn, Er biſamt ſeine lufft mit deinem othem ein. Die vogel ſingen nur, wo Sylvia ſpatzieret: Wo Flora, ſonn’ und lufft nur nichts erhalten kan, Und keine nachtigall dich in das gruͤne fuͤhret, So ſteh’ ich billich itzt mit meinem bitten an. Von Melindens munde. ALlzugeringe fauſt! unwuͤrdiges papier! Jch weiß Melindens mund nicht lebhafft abzuſchildern: Es ſchickt mein pinſel ſich nicht zu dergleichen bildern, Und ein nur blaſſes blat faßt keine ſolche zier. Es ſtarrt, o ſchoͤnſter mund! ſo mund als hand vor dir, Denn meine poeſie will allbereits verwildern; Doch dein gelinder kuß kan alle haͤrte mildern: Und wen dein othem ruͤhrt, der tritt getroſt herfuͤr. Wohlan! ſo ſey es denn: Die farbe deiner lippen Steigt hoͤher, als die pracht von den corallen-klippen, Und wer im tode liegt, den macht ihr feuer friſch. Zwar andern ſchlaͤgt die bruſt weit eine ſuͤßre wunde; Allein ich bin vergnuͤgt, hab ich auf deinem munde, Du andre Helena! nur einen freyen tiſch. Gedancken bey einem gemahlten Cupido mit einer verloſchenen fackel. JSt dir, o Liebe! doch die fackel ausgegangen: Hat irgend Daphne dir den poſſen angethan? Geh,

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/230>, abgerufen am 24.11.2024.