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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Der muß euch so morgens als abends ergetzen,
Und solt er euch lunge und leber verletzen.

4.
Nun wohlan! bekehrt euch doch!
Heute habt ihr zeit zur buße;
Morgen ists schon nicht mehr muße,
Denn ihr sterbt wol heute noch:
Drum schickt euch nur immer zum seeligen ende,
Befehlet die seele in göttliche hände.


Die nützliche schneider-scheere.
1.
JHr ausgehangnen schneider-scheeren!
Der so genannten böcke schild!
Jhr werdet mirs ja nicht verwehren,
Weil euch doch alles gleiche gilt,
Daß ich mag euer bild auf diese blätter mahlen,
Es wird weit prächtiger, als Piters flecke, pralen.
2.
Jhr seyd der schneider alchymisten,
Jhr macht und bringet ihnen geld;
Wenn sie nicht eure hülffe wüßten,
So wär es schlecht um sie bestellt.
Das bügel-eisen giebt den meisten zwars gewichte,
Doch machet euer nutz desselben krafft zu nichte.
3.
Es führen euch die kleider-böcke;
Doch dis vermehret euren ruhm,
Jhr lacht offt über das gemecke,
Der herren schneider eigenth[um],
Wenn diese meister sich, vor jene schlitz-krabaten
Die moden zu ersehn, in ihrer zunfft berathen.
4. Es
O 5

Vermiſchte Gedichte.
Der muß euch ſo morgens als abends ergetzen,
Und ſolt er euch lunge und leber verletzen.

4.
Nun wohlan! bekehrt euch doch!
Heute habt ihr zeit zur buße;
Morgen iſts ſchon nicht mehr muße,
Denn ihr ſterbt wol heute noch:
Drum ſchickt euch nur immer zum ſeeligen ende,
Befehlet die ſeele in goͤttliche haͤnde.


Die nuͤtzliche ſchneider-ſcheere.
1.
JHr ausgehangnen ſchneider-ſcheeren!
Der ſo genannten boͤcke ſchild!
Jhr werdet mirs ja nicht verwehren,
Weil euch doch alles gleiche gilt,
Daß ich mag euer bild auf dieſe blaͤtter mahlen,
Es wird weit praͤchtiger, als Piters flecke, pralen.
2.
Jhr ſeyd der ſchneider alchymiſten,
Jhr macht und bringet ihnen geld;
Wenn ſie nicht eure huͤlffe wuͤßten,
So waͤr es ſchlecht um ſie beſtellt.
Das buͤgel-eiſen giebt den meiſten zwars gewichte,
Doch machet euer nutz deſſelben krafft zu nichte.
3.
Es fuͤhren euch die kleider-boͤcke;
Doch dis vermehret euren ruhm,
Jhr lacht offt uͤber das gemecke,
Der herren ſchneider eigenth[um],
Wenn dieſe meiſter ſich, vor jene ſchlitz-krabaten
Die moden zu erſehn, in ihrer zunfft berathen.
4. Es
O 5
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[217/0219] Vermiſchte Gedichte. Der muß euch ſo morgens als abends ergetzen, Und ſolt er euch lunge und leber verletzen. 4. Nun wohlan! bekehrt euch doch! Heute habt ihr zeit zur buße; Morgen iſts ſchon nicht mehr muße, Denn ihr ſterbt wol heute noch: Drum ſchickt euch nur immer zum ſeeligen ende, Befehlet die ſeele in goͤttliche haͤnde. Die nuͤtzliche ſchneider-ſcheere. 1. JHr ausgehangnen ſchneider-ſcheeren! Der ſo genannten boͤcke ſchild! Jhr werdet mirs ja nicht verwehren, Weil euch doch alles gleiche gilt, Daß ich mag euer bild auf dieſe blaͤtter mahlen, Es wird weit praͤchtiger, als Piters flecke, pralen. 2. Jhr ſeyd der ſchneider alchymiſten, Jhr macht und bringet ihnen geld; Wenn ſie nicht eure huͤlffe wuͤßten, So waͤr es ſchlecht um ſie beſtellt. Das buͤgel-eiſen giebt den meiſten zwars gewichte, Doch machet euer nutz deſſelben krafft zu nichte. 3. Es fuͤhren euch die kleider-boͤcke; Doch dis vermehret euren ruhm, Jhr lacht offt uͤber das gemecke, Der herren ſchneider eigenthum, Wenn dieſe meiſter ſich, vor jene ſchlitz-krabaten Die moden zu erſehn, in ihrer zunfft berathen. 4. Es O 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/219>, abgerufen am 23.11.2024.