Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Du hauch! der nur aus GOtt auf reine hertzen geht,
Du schatz! der auch dem rost und motten widersteht.
Jch bin dir als ein kind schon heimlich nachgegangen,
Jch suchte tag und nacht den lorbeer zu erlangen.
Du stehest mit mir auf, du legest dich mit mir,
Jch ziehe deinen crantz der schönsten crone für.
Und hast du gleich bisher dem unvergnügten magen
Noch keinen rothen wein, noch wildpret eingetragen;
So schleppest du mir doch die pest nicht in das hauß,
Vielleicht bricht künfftig noch dein göldner nutzen aus.
Weiß ein geschickter kopff was hohes vorzubringen,
Und nicht mann, weib und ding alleine herzusingen,
So öffnet er dadurch die überschwehre bahn,
Die zu der Fürsten gunst auf rosen führen kan.
Ja viele haben offt durch fleiß in wenig stunden,
Bey göttern dieser welt fast einen himmel funden;
Da mancher, der da schläft, nicht selten mit verdruß,
Jn einem nessel-strauß zu tantze gehen muß.
So bleibest du demnach mein eintziges vergnügen,
Durch dich will ich den neid mit seinem gifft besiegen.
Du mehr als zarte lust! du zuckerst meine pein,
Und wirst des kummers tod und grab der sorgen seyn.


Auf den schlafenden Jonas.
Madrigal.
G. L.
ACh, Jona! laß dich doch erwecken,
Der abgrund reißt sich auf,
Und suchet dich mit wellen zu bedecken;
Der schaum der fluten schiest vorbey,
Und will durch seine raserey,
Die see zu deinem grabe machen.
So wickle dich aus deinen träumen.
Wenn flut und alle wetter krachen,
Ja
Vermiſchte Gedichte.
Du hauch! der nur aus GOtt auf reine hertzen geht,
Du ſchatz! der auch dem roſt und motten widerſteht.
Jch bin dir als ein kind ſchon heimlich nachgegangen,
Jch ſuchte tag und nacht den lorbeer zu erlangen.
Du ſteheſt mit mir auf, du legeſt dich mit mir,
Jch ziehe deinen crantz der ſchoͤnſten crone fuͤr.
Und haſt du gleich bisher dem unvergnuͤgten magen
Noch keinen rothen wein, noch wildpret eingetragen;
So ſchleppeſt du mir doch die peſt nicht in das hauß,
Vielleicht bricht kuͤnfftig noch dein goͤldner nutzen aus.
Weiß ein geſchickter kopff was hohes vorzubringen,
Und nicht mann, weib und ding alleine herzuſingen,
So oͤffnet er dadurch die uͤberſchwehre bahn,
Die zu der Fuͤrſten gunſt auf roſen fuͤhren kan.
Ja viele haben offt durch fleiß in wenig ſtunden,
Bey goͤttern dieſer welt faſt einen himmel funden;
Da mancher, der da ſchlaͤft, nicht ſelten mit verdruß,
Jn einem neſſel-ſtrauß zu tantze gehen muß.
So bleibeſt du demnach mein eintziges vergnuͤgen,
Durch dich will ich den neid mit ſeinem gifft beſiegen.
Du mehr als zarte luſt! du zuckerſt meine pein,
Und wirſt des kummers tod und grab der ſorgen ſeyn.


Auf den ſchlafenden Jonas.
Madrigal.
G. L.
ACh, Jona! laß dich doch erwecken,
Der abgrund reißt ſich auf,
Und ſuchet dich mit wellen zu bedecken;
Der ſchaum der fluten ſchieſt vorbey,
Und will durch ſeine raſerey,
Die ſee zu deinem grabe machen.
So wickle dich aus deinen traͤumen.
Wenn flut und alle wetter krachen,
Ja
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0210" n="208"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Du hauch! der nur aus GOtt auf reine hertzen geht,</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;chatz! der auch dem ro&#x017F;t und motten wider&#x017F;teht.</l><lb/>
          <l>Jch bin dir als ein kind &#x017F;chon heimlich nachgegangen,</l><lb/>
          <l>Jch &#x017F;uchte tag und nacht den lorbeer zu erlangen.</l><lb/>
          <l>Du &#x017F;tehe&#x017F;t mit mir auf, du lege&#x017F;t dich mit mir,</l><lb/>
          <l>Jch ziehe deinen crantz der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten crone fu&#x0364;r.</l><lb/>
          <l>Und ha&#x017F;t du gleich bisher dem unvergnu&#x0364;gten magen</l><lb/>
          <l>Noch keinen rothen wein, noch wildpret eingetragen;</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chleppe&#x017F;t du mir doch die pe&#x017F;t nicht in das hauß,</l><lb/>
          <l>Vielleicht bricht ku&#x0364;nfftig noch dein go&#x0364;ldner nutzen aus.</l><lb/>
          <l>Weiß ein ge&#x017F;chickter kopff was hohes vorzubringen,</l><lb/>
          <l>Und nicht mann, weib und ding alleine herzu&#x017F;ingen,</l><lb/>
          <l>So o&#x0364;ffnet er dadurch die u&#x0364;ber&#x017F;chwehre bahn,</l><lb/>
          <l>Die zu der Fu&#x0364;r&#x017F;ten gun&#x017F;t auf ro&#x017F;en fu&#x0364;hren kan.</l><lb/>
          <l>Ja viele haben offt durch fleiß in wenig &#x017F;tunden,</l><lb/>
          <l>Bey go&#x0364;ttern die&#x017F;er welt fa&#x017F;t einen himmel funden;</l><lb/>
          <l>Da mancher, der da &#x017F;chla&#x0364;ft, nicht &#x017F;elten mit verdruß,</l><lb/>
          <l>Jn einem ne&#x017F;&#x017F;el-&#x017F;trauß zu tantze gehen muß.</l><lb/>
          <l>So bleibe&#x017F;t du demnach mein eintziges vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
          <l>Durch dich will ich den neid mit &#x017F;einem gifft be&#x017F;iegen.</l><lb/>
          <l>Du mehr als zarte lu&#x017F;t! du zucker&#x017F;t meine pein,</l><lb/>
          <l>Und wir&#x017F;t des kummers tod und grab der &#x017F;orgen &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c">Auf den &#x017F;chlafenden Jonas.<lb/>
Madrigal.<lb/>
G. L.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">A</hi>Ch, Jona! laß dich doch erwecken,</l><lb/>
          <l>Der abgrund reißt &#x017F;ich auf,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;uchet dich mit wellen zu bedecken;</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;chaum der fluten &#x017F;chie&#x017F;t vorbey,</l><lb/>
          <l>Und will durch &#x017F;eine ra&#x017F;erey,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ee zu deinem grabe machen.</l><lb/>
          <l>So wickle dich aus deinen tra&#x0364;umen.</l><lb/>
          <l>Wenn flut und alle wetter krachen,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0210] Vermiſchte Gedichte. Du hauch! der nur aus GOtt auf reine hertzen geht, Du ſchatz! der auch dem roſt und motten widerſteht. Jch bin dir als ein kind ſchon heimlich nachgegangen, Jch ſuchte tag und nacht den lorbeer zu erlangen. Du ſteheſt mit mir auf, du legeſt dich mit mir, Jch ziehe deinen crantz der ſchoͤnſten crone fuͤr. Und haſt du gleich bisher dem unvergnuͤgten magen Noch keinen rothen wein, noch wildpret eingetragen; So ſchleppeſt du mir doch die peſt nicht in das hauß, Vielleicht bricht kuͤnfftig noch dein goͤldner nutzen aus. Weiß ein geſchickter kopff was hohes vorzubringen, Und nicht mann, weib und ding alleine herzuſingen, So oͤffnet er dadurch die uͤberſchwehre bahn, Die zu der Fuͤrſten gunſt auf roſen fuͤhren kan. Ja viele haben offt durch fleiß in wenig ſtunden, Bey goͤttern dieſer welt faſt einen himmel funden; Da mancher, der da ſchlaͤft, nicht ſelten mit verdruß, Jn einem neſſel-ſtrauß zu tantze gehen muß. So bleibeſt du demnach mein eintziges vergnuͤgen, Durch dich will ich den neid mit ſeinem gifft beſiegen. Du mehr als zarte luſt! du zuckerſt meine pein, Und wirſt des kummers tod und grab der ſorgen ſeyn. Auf den ſchlafenden Jonas. Madrigal. G. L. ACh, Jona! laß dich doch erwecken, Der abgrund reißt ſich auf, Und ſuchet dich mit wellen zu bedecken; Der ſchaum der fluten ſchieſt vorbey, Und will durch ſeine raſerey, Die ſee zu deinem grabe machen. So wickle dich aus deinen traͤumen. Wenn flut und alle wetter krachen, Ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/210
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/210>, abgerufen am 23.11.2024.