Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Vermischte Gedichte. Er muß vor Christi creutz aus furcht die fahne sencken,Und wird mit höchstem schmertz an dich und Wien gedencken. Doch gieb es willig nach, o tapffrer Stahrenberg! Es ist nicht dein allein, es ist des Höchsten werck. Bey dem einzuge, und der darauf am 28 DJe lange nacht ist hin, und der so schwere tag,Nov. 1708 erfolgten vermählung Friedrich, Königes in Preussen, Und Sophia Louysa, geb. Hertzogin von Mecklenburg. B. N. Da Preussens herrligkeit auf todten-küssen lag: Da unsre hoffnung fiel, und man in zweyen leichen, Der schönheit Sonne sah, der jugend Lust erbleichen. Charlotte starb vorher, und Friderich hernach: Der zarte Friderich, von dem ein ieder sprach: So war dein König auch, o Preussen! in der wiegen, Dis kind wird so, wie er, bey ruh und friede siegen, Durch güte mächtig seyn. Was aber sind wir doch? Wir segeln auf der see der freuden allzuhoch, Und prophezeyhen offt von weit entfernten dingen; Jndessen lässet GOtt uns nähere gelingen, Die keiner abgezielt. So groß als dazumal Des landes jauchzen war; so groß war auch die qval, Als unser wunsch verschwand, und wir in wenig tagen, Das, was uns kaum ergetzt, schon wieder musten klagen. Wie dorten den Marcell das große Rom bereut: Wie du, o Maro! sangst von seiner tapfferkeit: Und wie Octavia erstarrt, als sie gelesen, Was ihr Marcellus war, und würde seyn gewesen: So Hofm. w. V. Th. M
Vermiſchte Gedichte. Er muß vor Chriſti creutz aus furcht die fahne ſencken,Und wird mit hoͤchſtem ſchmertz an dich und Wien gedencken. Doch gieb es willig nach, o tapffrer Stahrenberg! Es iſt nicht dein allein, es iſt des Hoͤchſten werck. Bey dem einzuge, und der darauf am 28 DJe lange nacht iſt hin, und der ſo ſchwere tag,Nov. 1708 erfolgten vermaͤhlung Friedrich, Koͤniges in Preuſſen, Und Sophia Louyſa, geb. Hertzogin von Mecklenburg. B. N. Da Preuſſens herrligkeit auf todten-kuͤſſen lag: Da unſre hoffnung fiel, und man in zweyen leichen, Der ſchoͤnheit Sonne ſah, der jugend Luſt erbleichen. Charlotte ſtarb vorher, und Friderich hernach: Der zarte Friderich, von dem ein ieder ſprach: So war dein Koͤnig auch, o Preuſſen! in der wiegen, Dis kind wird ſo, wie er, bey ruh und friede ſiegen, Durch guͤte maͤchtig ſeyn. Was aber ſind wir doch? Wir ſegeln auf der ſee der freuden allzuhoch, Und prophezeyhen offt von weit entfernten dingen; Jndeſſen laͤſſet GOtt uns naͤhere gelingen, Die keiner abgezielt. So groß als dazumal Des landes jauchzen war; ſo groß war auch die qval, Als unſer wunſch verſchwand, und wir in wenig tagen, Das, was uns kaum ergetzt, ſchon wieder muſten klagen. Wie dorten den Marcell das große Rom bereut: Wie du, o Maro! ſangſt von ſeiner tapfferkeit: Und wie Octavia erſtarrt, als ſie geleſen, Was ihr Marcellus war, und wuͤrde ſeyn geweſen: So Hofm. w. V. Th. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0179" n="177"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Er muß vor Chriſti creutz aus furcht die fahne ſencken,</l><lb/> <l>Und wird mit hoͤchſtem ſchmertz an dich und Wien gedencken.</l><lb/> <l>Doch gieb es willig nach, o tapffrer Stahrenberg!</l><lb/> <l>Es iſt nicht dein allein, es iſt des Hoͤchſten werck.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c">Bey dem einzuge, und der darauf am 28<lb/><hi rendition="#aq">Nov.</hi> 1708 erfolgten vermaͤhlung<lb/> Friedrich, Koͤniges in Preuſſen,<lb/> Und<lb/> Sophia Louyſa, geb. Hertzogin<lb/> von Mecklenburg.<lb/> B. N.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je lange nacht iſt hin, und der ſo ſchwere tag,</l><lb/> <l>Da Preuſſens herrligkeit auf todten-kuͤſſen lag:</l><lb/> <l>Da unſre hoffnung fiel, und man in zweyen leichen,</l><lb/> <l>Der ſchoͤnheit Sonne ſah, der jugend Luſt erbleichen.</l><lb/> <l>Charlotte ſtarb vorher, und Friderich hernach:</l><lb/> <l>Der zarte Friderich, von dem ein ieder ſprach:</l><lb/> <l>So war dein Koͤnig auch, o Preuſſen! in der wiegen,</l><lb/> <l>Dis kind wird ſo, wie er, bey ruh und friede ſiegen,</l><lb/> <l>Durch guͤte maͤchtig ſeyn. Was aber ſind wir doch?</l><lb/> <l>Wir ſegeln auf der ſee der freuden allzuhoch,</l><lb/> <l>Und prophezeyhen offt von weit entfernten dingen;</l><lb/> <l>Jndeſſen laͤſſet GOtt uns naͤhere gelingen,</l><lb/> <l>Die keiner abgezielt. So groß als dazumal</l><lb/> <l>Des landes jauchzen war; ſo groß war auch die qval,</l><lb/> <l>Als unſer wunſch verſchwand, und wir in wenig tagen,</l><lb/> <l>Das, was uns kaum ergetzt, ſchon wieder muſten klagen.</l><lb/> <l>Wie dorten den Marcell das große Rom bereut:</l><lb/> <l>Wie du, o Maro! ſangſt von ſeiner tapfferkeit:</l><lb/> <l>Und wie Octavia erſtarrt, als ſie geleſen,</l><lb/> <l>Was ihr Marcellus war, und wuͤrde ſeyn geweſen:</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Hofm. w. <hi rendition="#aq">V.</hi> Th. M</fw> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [177/0179]
Vermiſchte Gedichte.
Er muß vor Chriſti creutz aus furcht die fahne ſencken,
Und wird mit hoͤchſtem ſchmertz an dich und Wien gedencken.
Doch gieb es willig nach, o tapffrer Stahrenberg!
Es iſt nicht dein allein, es iſt des Hoͤchſten werck.
Bey dem einzuge, und der darauf am 28
Nov. 1708 erfolgten vermaͤhlung
Friedrich, Koͤniges in Preuſſen,
Und
Sophia Louyſa, geb. Hertzogin
von Mecklenburg.
B. N.
DJe lange nacht iſt hin, und der ſo ſchwere tag,
Da Preuſſens herrligkeit auf todten-kuͤſſen lag:
Da unſre hoffnung fiel, und man in zweyen leichen,
Der ſchoͤnheit Sonne ſah, der jugend Luſt erbleichen.
Charlotte ſtarb vorher, und Friderich hernach:
Der zarte Friderich, von dem ein ieder ſprach:
So war dein Koͤnig auch, o Preuſſen! in der wiegen,
Dis kind wird ſo, wie er, bey ruh und friede ſiegen,
Durch guͤte maͤchtig ſeyn. Was aber ſind wir doch?
Wir ſegeln auf der ſee der freuden allzuhoch,
Und prophezeyhen offt von weit entfernten dingen;
Jndeſſen laͤſſet GOtt uns naͤhere gelingen,
Die keiner abgezielt. So groß als dazumal
Des landes jauchzen war; ſo groß war auch die qval,
Als unſer wunſch verſchwand, und wir in wenig tagen,
Das, was uns kaum ergetzt, ſchon wieder muſten klagen.
Wie dorten den Marcell das große Rom bereut:
Wie du, o Maro! ſangſt von ſeiner tapfferkeit:
Und wie Octavia erſtarrt, als ſie geleſen,
Was ihr Marcellus war, und wuͤrde ſeyn geweſen:
So
Hofm. w. V. Th. M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |