Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Vermischte Gedichte. Auf den geburts-tag seines eintzi- gen Freundes. D. M. B. FLeuch, finsterniß! mit deiner trüben nacht! Wer deine wolcken liebt, den foltern bange schmertzen, Wer aber nicht auf sorgen ist bedacht, Der wünschet dir den tod mit einem frohen hertzen, Drum fleuch nur fort! in meiner hellen brust Scheint freud und lust. Scheint freud und lust auf meinen muntern geist; So kan ich auch vergnügt die freuden-lieder singen, Die mich das licht durch seine strahlen heist, Das licht, das schöne licht, das mir will rosen bringen, Die diesen tag in voller blüte stehn Recht frisch und schön. Recht frisch und schön ist heute dieser tag, Da mein geehrter Freund vor zwey und zwantzig jahren Das erste mal in einer wiegen lag, Und durch des himmels gunst den segen kont' erfahren, Daß GOttes arm die seinen mächtig schützt, Wenn alles blitzt. Wenn alles blitzt, so lebt mein Jonathan, Dem ich mein gantzes hertz als eigen übergeben, Ja wo ich noch was bessers lieffern kan, Das seiner liebe werth, so ist es wol mein leben, Das schon vorlängst liegt als ein freundschaffts-pfand Jn seiner hand. Jn seiner hand, die treu und glauben hält, Liegt auch mein gantzes heyl verwahrt und eingeschlossen, Er ist ein freund, nicht nach der falschen welt, Der, wenn sein fettes maul das gute hat genossen, Des andern noth verläst zur winters-zeit Jn traurigkeit. Jn
Vermiſchte Gedichte. Auf den geburts-tag ſeines eintzi- gen Freundes. D. M. B. FLeuch, finſterniß! mit deiner truͤben nacht! Wer deine wolcken liebt, den foltern bange ſchmertzen, Wer aber nicht auf ſorgen iſt bedacht, Der wuͤnſchet dir den tod mit einem frohen hertzen, Drum fleuch nur fort! in meiner hellen bruſt Scheint freud und luſt. Scheint freud und luſt auf meinen muntern geiſt; So kan ich auch vergnuͤgt die freuden-lieder ſingen, Die mich das licht durch ſeine ſtrahlen heiſt, Das licht, das ſchoͤne licht, das mir will roſen bringen, Die dieſen tag in voller bluͤte ſtehn Recht friſch und ſchoͤn. Recht friſch und ſchoͤn iſt heute dieſer tag, Da mein geehrter Freund vor zwey und zwantzig jahren Das erſte mal in einer wiegen lag, Und durch des himmels gunſt den ſegen kont’ erfahren, Daß GOttes arm die ſeinen maͤchtig ſchuͤtzt, Wenn alles blitzt. Wenn alles blitzt, ſo lebt mein Jonathan, Dem ich mein gantzes hertz als eigen uͤbergeben, Ja wo ich noch was beſſers lieffern kan, Das ſeiner liebe werth, ſo iſt es wol mein leben, Das ſchon vorlaͤngſt liegt als ein freundſchaffts-pfand Jn ſeiner hand. Jn ſeiner hand, die treu und glauben haͤlt, Liegt auch mein gantzes heyl verwahrt und eingeſchloſſen, Er iſt ein freund, nicht nach der falſchen welt, Der, wenn ſein fettes maul das gute hat genoſſen, Des andern noth verlaͤſt zur winters-zeit Jn traurigkeit. Jn
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Vermiſchte Gedichte.
Auf den geburts-tag ſeines eintzi-
gen Freundes.
D. M. B.
FLeuch, finſterniß! mit deiner truͤben nacht!
Wer deine wolcken liebt, den foltern bange ſchmertzen,
Wer aber nicht auf ſorgen iſt bedacht,
Der wuͤnſchet dir den tod mit einem frohen hertzen,
Drum fleuch nur fort! in meiner hellen bruſt
Scheint freud und luſt.
Scheint freud und luſt auf meinen muntern geiſt;
So kan ich auch vergnuͤgt die freuden-lieder ſingen,
Die mich das licht durch ſeine ſtrahlen heiſt,
Das licht, das ſchoͤne licht, das mir will roſen bringen,
Die dieſen tag in voller bluͤte ſtehn
Recht friſch und ſchoͤn.
Recht friſch und ſchoͤn iſt heute dieſer tag,
Da mein geehrter Freund vor zwey und zwantzig jahren
Das erſte mal in einer wiegen lag,
Und durch des himmels gunſt den ſegen kont’ erfahren,
Daß GOttes arm die ſeinen maͤchtig ſchuͤtzt,
Wenn alles blitzt.
Wenn alles blitzt, ſo lebt mein Jonathan,
Dem ich mein gantzes hertz als eigen uͤbergeben,
Ja wo ich noch was beſſers lieffern kan,
Das ſeiner liebe werth, ſo iſt es wol mein leben,
Das ſchon vorlaͤngſt liegt als ein freundſchaffts-pfand
Jn ſeiner hand.
Jn ſeiner hand, die treu und glauben haͤlt,
Liegt auch mein gantzes heyl verwahrt und eingeſchloſſen,
Er iſt ein freund, nicht nach der falſchen welt,
Der, wenn ſein fettes maul das gute hat genoſſen,
Des andern noth verlaͤſt zur winters-zeit
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