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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
O allzu großer riß! o unverhofftes leiden!
Wiewol! du sehnest dich aus dieser falschen welt,
Wo kaum der tausende die liebes-probe hält.
Dort gehst du, Treuer Knecht! zu deines HErren freuden.
Der will dein schönes loos aufs lieblichste erhöhn.
Das buch der Redlichen ist leyder! hier verschwunden:
Hier, hast du es gesucht, dort hast du es gefunden,
Dort wird dein name auch auf seinen blättern stehn.
Last, Hoch-Betrübte! nach, den thränen hold zu seyn.
Zwar eure stütze fällt, der mund ist gantz verschlossen:
Durch dessen beten euch viel segen zugeflossen:
Der tod reißt euren trost und eure hoffnung ein;
Doch aber tröstet euch! Es ist des HErren wille,
Der will, und kan und mag nichts ungereimtes thun.
Last die gebeine nur von eurem Vater ruhn:
Wer weiß, was uns betrifft; er schläfet in der stille.
GOtt hat ihn weggerafft von aller noth und pein,
Und seinen müden fuß nach Edens brunn gelencket,
Wo er den frohen geist mit lauter leben träncket.
Denckt, daß ein Jacob muß in Abrams schoose seyn.
Seht hier, ihr sterblichen! das bild der redligkeit.
Bespiegelt euch allhier, ihr falschgesinnten geister!
Hier hilfft kein feigenblat, kein übertünchter kleister,
Der tod zieht allen aus das falsche moden-kleid.
Drum wolt ihr ruhm und lob zum sterbe-kittel haben,
So zieht die redligkeit bey eurem leben an.
Wer, wie der Seelige, so rühmlich sterben kan,
Dem wird die tugend selbst sein lob in marmor graben.
Ach ja! wir sehen schon, wie sehr ihr ihn geklagt,
Und ihm die grabschrifft setzt: Mein leser! wilst du wissen,
Wer hier sein mattes haupt zur ruhe legen müssen?
Er lebte schlecht und recht. Jch habe gnug gesagt.
Ver-
Begraͤbniß-Gedichte.
O allzu großer riß! o unverhofftes leiden!
Wiewol! du ſehneſt dich aus dieſer falſchen welt,
Wo kaum der tauſende die liebes-probe haͤlt.
Dort gehſt du, Treuer Knecht! zu deines HErren freuden.
Der will dein ſchoͤnes loos aufs lieblichſte erhoͤhn.
Das buch der Redlichen iſt leyder! hier verſchwunden:
Hier, haſt du es geſucht, dort haſt du es gefunden,
Dort wird dein name auch auf ſeinen blaͤttern ſtehn.
Laſt, Hoch-Betruͤbte! nach, den thraͤnen hold zu ſeyn.
Zwar eure ſtuͤtze faͤllt, der mund iſt gantz verſchloſſen:
Durch deſſen beten euch viel ſegen zugefloſſen:
Der tod reißt euren troſt und eure hoffnung ein;
Doch aber troͤſtet euch! Es iſt des HErren wille,
Der will, und kan und mag nichts ungereimtes thun.
Laſt die gebeine nur von eurem Vater ruhn:
Wer weiß, was uns betrifft; er ſchlaͤfet in der ſtille.
GOtt hat ihn weggerafft von aller noth und pein,
Und ſeinen muͤden fuß nach Edens brunn gelencket,
Wo er den frohen geiſt mit lauter leben traͤncket.
Denckt, daß ein Jacob muß in Abrams ſchooſe ſeyn.
Seht hier, ihr ſterblichen! das bild der redligkeit.
Beſpiegelt euch allhier, ihr falſchgeſinnten geiſter!
Hier hilfft kein feigenblat, kein uͤbertuͤnchter kleiſter,
Der tod zieht allen aus das falſche moden-kleid.
Drum wolt ihr ruhm und lob zum ſterbe-kittel haben,
So zieht die redligkeit bey eurem leben an.
Wer, wie der Seelige, ſo ruͤhmlich ſterben kan,
Dem wird die tugend ſelbſt ſein lob in marmor graben.
Ach ja! wir ſehen ſchon, wie ſehr ihr ihn geklagt,
Und ihm die grabſchrifft ſetzt: Mein leſer! wilſt du wiſſen,
Wer hier ſein mattes haupt zur ruhe legen muͤſſen?
Er lebte ſchlecht und recht. Jch habe gnug geſagt.
Ver-
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[166/0168] Begraͤbniß-Gedichte. O allzu großer riß! o unverhofftes leiden! Wiewol! du ſehneſt dich aus dieſer falſchen welt, Wo kaum der tauſende die liebes-probe haͤlt. Dort gehſt du, Treuer Knecht! zu deines HErren freuden. Der will dein ſchoͤnes loos aufs lieblichſte erhoͤhn. Das buch der Redlichen iſt leyder! hier verſchwunden: Hier, haſt du es geſucht, dort haſt du es gefunden, Dort wird dein name auch auf ſeinen blaͤttern ſtehn. Laſt, Hoch-Betruͤbte! nach, den thraͤnen hold zu ſeyn. Zwar eure ſtuͤtze faͤllt, der mund iſt gantz verſchloſſen: Durch deſſen beten euch viel ſegen zugefloſſen: Der tod reißt euren troſt und eure hoffnung ein; Doch aber troͤſtet euch! Es iſt des HErren wille, Der will, und kan und mag nichts ungereimtes thun. Laſt die gebeine nur von eurem Vater ruhn: Wer weiß, was uns betrifft; er ſchlaͤfet in der ſtille. GOtt hat ihn weggerafft von aller noth und pein, Und ſeinen muͤden fuß nach Edens brunn gelencket, Wo er den frohen geiſt mit lauter leben traͤncket. Denckt, daß ein Jacob muß in Abrams ſchooſe ſeyn. Seht hier, ihr ſterblichen! das bild der redligkeit. Beſpiegelt euch allhier, ihr falſchgeſinnten geiſter! Hier hilfft kein feigenblat, kein uͤbertuͤnchter kleiſter, Der tod zieht allen aus das falſche moden-kleid. Drum wolt ihr ruhm und lob zum ſterbe-kittel haben, So zieht die redligkeit bey eurem leben an. Wer, wie der Seelige, ſo ruͤhmlich ſterben kan, Dem wird die tugend ſelbſt ſein lob in marmor graben. Ach ja! wir ſehen ſchon, wie ſehr ihr ihn geklagt, Und ihm die grabſchrifft ſetzt: Mein leſer! wilſt du wiſſen, Wer hier ſein mattes haupt zur ruhe legen muͤſſen? Er lebte ſchlecht und recht. Jch habe gnug geſagt. Ver-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/168>, abgerufen am 23.11.2024.