Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. So wird er gleich ein bild vollkommner weiber schauen,Von denen selbst der neid nicht übel sprechen kan. Hochwerther! dessen aug' in heißen thränen schwimmet, Und den die rauhe qvaal fast selbst zur leiche macht, Jch weiß, daß itzt dein hertz in tausend funcken glimmet, Und alles dis bejaht, was ich hier vorgebracht. Dir ist am besten kund ihr ungemeines wesen, Wie sie an tugenden recht eine Fürstin war. Drum kan man auch an dir nichts als betrübniß lesen, Denn das, was du geliebt, liegt auf der todten-bahr. Jedoch was wilst du viel den schluß des himmels ändern? Verlaß die traurigkeit und ehre seinen rath. Vergnüge dich zugleich mit beyden liebes-pfändern, Die dir die Seelige noch hinterlassen hat. Sie war der Rahel gleich im tode, wie im leben, Drum must' ihr letztes kind ein sohn der schmertzen seyn, Du aber, um ihr noch den letzten dienst zu geben, Schreib auch mit Jacob dort auf ihren grabe-stein: Hier ruht mein augen-trost, ein weib von seltnen gaben, Mein leit-stern, meine lust, so mich allein vergnügt; Zwey leichen sind allhier in einer grufft begraben, Weil neben ihr zugleich mein treues hertze liegt. Der WIe, wenn das frohe licht, das alle welt geziert,Bey dem absterben des welt-berühmten Polyhistoris, Conrad Samuel Schurtzfleisches, Sachsen-Weimarischen Raths und Pro- fessoris Honorarii zu Wittenberg, an. 1708. den 7. Julii empfundene verlust. B. C. Richard, Bibliothec. zu Jena. Sich in ein schwartzes meer der finsterniß verliert, Ge-
Begraͤbniß-Gedichte. So wird er gleich ein bild vollkommner weiber ſchauen,Von denen ſelbſt der neid nicht uͤbel ſprechen kan. Hochwerther! deſſen aug’ in heißen thraͤnen ſchwimmet, Und den die rauhe qvaal faſt ſelbſt zur leiche macht, Jch weiß, daß itzt dein hertz in tauſend funcken glimmet, Und alles dis bejaht, was ich hier vorgebracht. Dir iſt am beſten kund ihr ungemeines weſen, Wie ſie an tugenden recht eine Fuͤrſtin war. Drum kan man auch an dir nichts als betruͤbniß leſen, Denn das, was du geliebt, liegt auf der todten-bahr. Jedoch was wilſt du viel den ſchluß des himmels aͤndern? Verlaß die traurigkeit und ehre ſeinen rath. Vergnuͤge dich zugleich mit beyden liebes-pfaͤndern, Die dir die Seelige noch hinterlaſſen hat. Sie war der Rahel gleich im tode, wie im leben, Drum muſt’ ihr letztes kind ein ſohn der ſchmertzen ſeyn, Du aber, um ihr noch den letzten dienſt zu geben, Schreib auch mit Jacob dort auf ihren grabe-ſtein: Hier ruht mein augen-troſt, ein weib von ſeltnen gaben, Mein leit-ſtern, meine luſt, ſo mich allein vergnuͤgt; Zwey leichen ſind allhier in einer grufft begraben, Weil neben ihr zugleich mein treues hertze liegt. Der WIe, wenn das frohe licht, das alle welt geziert,Bey dem abſterben des welt-beruͤhmten Polyhiſtoris, Conrad Samuel Schurtzfleiſches, Sachſen-Weimariſchen Raths und Pro- feſſoris Honorarii zu Wittenberg, an. 1708. den 7. Julii empfundene verluſt. B. C. Richard, Bibliothec. zu Jena. Sich in ein ſchwartzes meer der finſterniß verliert, Ge-
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Begraͤbniß-Gedichte.
So wird er gleich ein bild vollkommner weiber ſchauen,
Von denen ſelbſt der neid nicht uͤbel ſprechen kan.
Hochwerther! deſſen aug’ in heißen thraͤnen ſchwimmet,
Und den die rauhe qvaal faſt ſelbſt zur leiche macht,
Jch weiß, daß itzt dein hertz in tauſend funcken glimmet,
Und alles dis bejaht, was ich hier vorgebracht.
Dir iſt am beſten kund ihr ungemeines weſen,
Wie ſie an tugenden recht eine Fuͤrſtin war.
Drum kan man auch an dir nichts als betruͤbniß leſen,
Denn das, was du geliebt, liegt auf der todten-bahr.
Jedoch was wilſt du viel den ſchluß des himmels aͤndern?
Verlaß die traurigkeit und ehre ſeinen rath.
Vergnuͤge dich zugleich mit beyden liebes-pfaͤndern,
Die dir die Seelige noch hinterlaſſen hat.
Sie war der Rahel gleich im tode, wie im leben,
Drum muſt’ ihr letztes kind ein ſohn der ſchmertzen ſeyn,
Du aber, um ihr noch den letzten dienſt zu geben,
Schreib auch mit Jacob dort auf ihren grabe-ſtein:
Hier ruht mein augen-troſt, ein weib von ſeltnen gaben,
Mein leit-ſtern, meine luſt, ſo mich allein vergnuͤgt;
Zwey leichen ſind allhier in einer grufft begraben,
Weil neben ihr zugleich mein treues hertze liegt.
Der
Bey dem abſterben des welt-beruͤhmten
Polyhiſtoris,
Conrad Samuel Schurtzfleiſches,
Sachſen-Weimariſchen Raths und Pro-
feſſoris Honorarii zu Wittenberg, an. 1708.
den 7. Julii empfundene
verluſt.
B. C. Richard, Bibliothec. zu Jena.
WIe, wenn das frohe licht, das alle welt geziert,
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