Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. Jan Wilhelms name lebt. Doch bringt das angedenckenUns nur ein größer bild des großen jammers bey; Glaubt, daß ie mehr wir nur auf ihn die augen lencken, Uns dieses Helden fall auch mehr empfindlich sey. Jan Wilhelm ist dahin! wir sehen nur die glieder, Die uns ein fernes land als überrest geschickt; Und diese sencken wir zu ihrer ruhe nieder; So wird uns aller trost in einem nu entrückt! Jch mische meine noth in die gemeinen thränen, Du wirst, Durchlauchter Printz! mein lichter norden-pol; Nach diesem muß ich mich, gleich als magnetisch, sehnen, Der schein von deiner gunst sah auf mein gantzes wohl. Dein leben schaffte mir ein recht vergnügtes leben, Jtzt hat dein tod mich fast den todten zugepaart. Jch kan, doch bin ich nichts, ein wahres zeugniß geben: Dein tugend wandel war von rechter Fürsten-art. Jndessen da du mich sonst öffters angehöret, So hörst du nun nicht mehr, was dir ein diener klagt; Da dich ein schlechter reim mit eiteln thränen ehret, Hast du der nichtigkeit vergebnen tand entsagt. Jan Wilhelm sieht nicht mehr in diese welt zurücke, Wo uns die trübe noth in ihre circkel schleust; Jhm giebt die ewigkeit erfreute segens-blicke, Wo ihn ein englisch heer auf Edens felder weist. Er hat vor GOttes ruhm und vor das land gestritten, Jtzt trägt er im triumph den sieges-erantz davon; Er hat, wie Fürsten ziemt, auch vor das land gelitten, Jtzt giebt der Lebens-Fürst ihm seinen Fürsten-lohn. Du aber, Großer GOTT! nach dessen wort und win- cken, Der erden weiter creiß in stillen regeln geht, Du schaffest, daß wir itzt aus jammer-bächen trincken, Du machst, daß unser land in tieffen sorgen steht. Du schlägst uns, Großer GOtt! wir ehren deine schläge, Und küssen deine hand, so uns die ruthe zeigt. Es gehet deine macht durch unverhoffte wege, Die uns in unser schuld den harten rücken beugt. Ach!
Begraͤbniß-Gedichte. Jan Wilhelms name lebt. Doch bringt das angedenckenUns nur ein groͤßer bild des großen jammers bey; Glaubt, daß ie mehr wir nur auf ihn die augen lencken, Uns dieſes Helden fall auch mehr empfindlich ſey. Jan Wilhelm iſt dahin! wir ſehen nur die glieder, Die uns ein fernes land als uͤberreſt geſchickt; Und dieſe ſencken wir zu ihrer ruhe nieder; So wird uns aller troſt in einem nu entruͤckt! Jch miſche meine noth in die gemeinen thraͤnen, Du wirſt, Durchlauchter Printz! mein lichter norden-pol; Nach dieſem muß ich mich, gleich als magnetiſch, ſehnen, Der ſchein von deiner gunſt ſah auf mein gantzes wohl. Dein leben ſchaffte mir ein recht vergnuͤgtes leben, Jtzt hat dein tod mich faſt den todten zugepaart. Jch kan, doch bin ich nichts, ein wahres zeugniß geben: Dein tugend wandel war von rechter Fuͤrſten-art. Jndeſſen da du mich ſonſt oͤffters angehoͤret, So hoͤrſt du nun nicht mehr, was dir ein diener klagt; Da dich ein ſchlechter reim mit eiteln thraͤnen ehret, Haſt du der nichtigkeit vergebnen tand entſagt. Jan Wilhelm ſieht nicht mehr in dieſe welt zuruͤcke, Wo uns die truͤbe noth in ihre circkel ſchleuſt; Jhm giebt die ewigkeit erfreute ſegens-blicke, Wo ihn ein engliſch heer auf Edens felder weiſt. Er hat vor GOttes ruhm und vor das land geſtritten, Jtzt traͤgt er im triumph den ſieges-erantz davon; Er hat, wie Fuͤrſten ziemt, auch vor das land gelitten, Jtzt giebt der Lebens-Fuͤrſt ihm ſeinen Fuͤrſten-lohn. Du aber, Großer GOTT! nach deſſen wort und win- cken, Der erden weiter creiß in ſtillen regeln geht, Du ſchaffeſt, daß wir itzt aus jammer-baͤchen trincken, Du machſt, daß unſer land in tieffen ſorgen ſteht. Du ſchlaͤgſt uns, Großer GOtt! wir ehren deine ſchlaͤge, Und kuͤſſen deine hand, ſo uns die ruthe zeigt. Es gehet deine macht durch unverhoffte wege, Die uns in unſer ſchuld den harten ruͤcken beugt. Ach!
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Begraͤbniß-Gedichte.
Jan Wilhelms name lebt. Doch bringt das angedencken
Uns nur ein groͤßer bild des großen jammers bey;
Glaubt, daß ie mehr wir nur auf ihn die augen lencken,
Uns dieſes Helden fall auch mehr empfindlich ſey.
Jan Wilhelm iſt dahin! wir ſehen nur die glieder,
Die uns ein fernes land als uͤberreſt geſchickt;
Und dieſe ſencken wir zu ihrer ruhe nieder;
So wird uns aller troſt in einem nu entruͤckt!
Jch miſche meine noth in die gemeinen thraͤnen,
Du wirſt, Durchlauchter Printz! mein lichter norden-pol;
Nach dieſem muß ich mich, gleich als magnetiſch, ſehnen,
Der ſchein von deiner gunſt ſah auf mein gantzes wohl.
Dein leben ſchaffte mir ein recht vergnuͤgtes leben,
Jtzt hat dein tod mich faſt den todten zugepaart.
Jch kan, doch bin ich nichts, ein wahres zeugniß geben:
Dein tugend wandel war von rechter Fuͤrſten-art.
Jndeſſen da du mich ſonſt oͤffters angehoͤret,
So hoͤrſt du nun nicht mehr, was dir ein diener klagt;
Da dich ein ſchlechter reim mit eiteln thraͤnen ehret,
Haſt du der nichtigkeit vergebnen tand entſagt.
Jan Wilhelm ſieht nicht mehr in dieſe welt zuruͤcke,
Wo uns die truͤbe noth in ihre circkel ſchleuſt;
Jhm giebt die ewigkeit erfreute ſegens-blicke,
Wo ihn ein engliſch heer auf Edens felder weiſt.
Er hat vor GOttes ruhm und vor das land geſtritten,
Jtzt traͤgt er im triumph den ſieges-erantz davon;
Er hat, wie Fuͤrſten ziemt, auch vor das land gelitten,
Jtzt giebt der Lebens-Fuͤrſt ihm ſeinen Fuͤrſten-lohn.
Du aber, Großer GOTT! nach deſſen wort und win-
cken,
Der erden weiter creiß in ſtillen regeln geht,
Du ſchaffeſt, daß wir itzt aus jammer-baͤchen trincken,
Du machſt, daß unſer land in tieffen ſorgen ſteht.
Du ſchlaͤgſt uns, Großer GOtt! wir ehren deine ſchlaͤge,
Und kuͤſſen deine hand, ſo uns die ruthe zeigt.
Es gehet deine macht durch unverhoffte wege,
Die uns in unſer ſchuld den harten ruͤcken beugt.
Ach!
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